.. es ist, was es ist – sagt die Liebe

4. Februar 2011

So einfach, wie in der Überschrift, macht es sich der Autor nicht. Vielmehr versucht Richard D. Precht den Begriff der Liebe von mehreren Seiten zu beleuchten, ohne einen weiteren Ratgeber zu schreiben. Das war zum einen eine sehr mutige Idee und zum anderen ist die dem Autor hervorragend gelungen. Er sucht aus sämtlichen wissenschaftlichen Sparten jene Elemente zusammen, die den Begriff der Liebe erläutern oder eben auslassen. Man kann sich schließlich den Dingen auch nähern, indem man beschreibt, was es NICHT ist. Und so begibt sich der Autor auf eine Reise von der Evolutionsbiologie über die Soziologie und Psychologie bis hin zu allen Epochen der menschlichen Kultur um festzuhalten, was im Grunde flüchtig ist – die Liebe.
Dabei erklärt er auch den Unterschied zwischen Emotion und Gefühl, stellt sich der Frage ob alles Leben Chemie ist (die Macht der Hormone) und räumt mit dem Irrglauben auf, dass Liebe selbstlos sei. Dabei begegnen einem die Idee der Romantik ebenso, wie die Frage in wie weit das Internet unsere Beziehungen zueinander verändert. All diese verpackt der Autor ist gut verständliche Worte. Er erklärt Fachbegriffe, stellt Thesen gegenüber, bringt alle Für und Wider und schafft es so ein „Best of“ zu diesem Thema zusammenzustellen. In vielerlei Hinsicht ist dieses Buch ein besserer Beziehungsratgeber als alle Bücher, die sich diesen Titel geben, weil es realitätsbezogen und fundiert ist. In mancher Hinsicht erscheint es mir sogar ein Erziehungsratgeber zu sein, weil es auch klar macht, welche Werte den Menschen von Kindheit an beeinflussen und damit auch sein Liebesverhalten.

Dieses Buch wird allen gefallen, die keine schnell verpackten oberflächlichen Lebensweisheiten suchen, sondern den Mut haben, sich dem Geheimnis der Liebe ehrlich und auf Augenhöhe zu begegnen.

Bei einer „Sterne-Benotung“ hätte ich diesem Buch trotzdem nur 4 von 5 Sternen gegeben. Das liegt daran, dass es mich phasenweise frustiert hat. Nicht wegen des Inhalts, sondern weil es einem fast mit Gewalt die rosarote Brille runterreißt. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor am Schluss die Liebe wieder auf den Sockel zurückgestellt hätte – da wo wir sie alle doch am liebsten sehen.

Liebe – ein unordentliches Gefühl
von Richard David Precht, ISBN: 978-3442311842

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