Aus der Sinnfindung wächst die Selbstachtung

22. April 2011

Elisabeth Lukas‘ Reihe „Heilkunst und Lebenskunst in der Logotherapie“ beschäftigt sich mit vielen Aspekten des Lebens und wie sie in schwierigen Situationen durch logotherapeutische Unterstützung zu bewältigen sind. Im vorliegenden Buch spricht Frau Lukas das Thema Sucht an und meint damit jedoch weit mehr als nur die Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Die Sucht nach Anerkennung (deren Ausbleiben in die Depression führt) wird ebenso besprochen, wie die Sehn“sucht“ nach dem Tod (Selbstmord). Und gerade, weil die Autorin das Thema so breit streut, ist dieses Buch ein Allrounder für alle Lebensfragen.
Das Buch beginnt zunächst mit der Erläuterung jener Risikofaktoren, die einen Menschen in eine Art Sucht treiben können. Gleichzeitig erklärt die Autorin aber auch, dass es vielmehr gilt die „schützenden Faktoren“ zu finden, also jene Faktoren, die einen Menschen davor bewahren, in eine Abhängigkeit zu fallen.
Ihr Credo: „Es geht darum das Gute zu festigen und nicht das Schlechte zu bekämpfen.“
Viktor Frankl selbst hat in der Frage, welch geistig-seelischen Elemente den Menschen vor Krankheit bewahren gesagt:“In der Hinwendung zu einer faszinierenden Sache, einem selbstgesteckten Ziel, einem Werk oder einem geliebten Menschen wird das eigene Dasein als sinnvoll und das Leben lebenswert erlebt. Das Glücklichsein stellt sich dann eher in Form einer Nebenwirkung ein.“
Es ist, so die Autorin, also „… in und unter allen Umständen nach dem Sinn des eigenen Daseins zu suchen, weil das tiefste Bedürfnis des Menschen aus der Sehnsucht erwächst irdgendwann und irgendwo für etwas nützlich und wertvoll zu sein.“
So bietet Elisabeth Lukas einen riesigen Fundus an Betrachtungsmöglichkeiten, die allesamt auf eines abzielen – das Wertvolle am Leben zu entdecken.

Ich empfinde die Bücher der Autorin immer wieder als Bereicherung und als horizonterweiternd. Ihre liebevolle und überaus menschliche Art zu schreiben und selbst dem dunkelsten Schwarz im Leben noch einen hellen Fleck zu entlocken ist nicht nur bewundernswert sonder auch heilsam. Dieses Buch ist daher nicht nur für Betroffene von großem Wert, sondern vor allem auch für die Angehörigen, deren Verzweiflung einen wichtigen Stellenwert in der psychotherapeutischen Herangehensweise von Frau Lukas hat.

Ein paar Zitate aus dem Buch:
„Viele Menschen konzentrieren sich auf ihre Grenzen und übersehen das Trotzdem-Machbare,
das ihnen ,im Namen des Lebens‘ aufgetragen ist.“
„Du hältst alles aus, weil das Leben dich braucht.“
„Der Akt des Hinsehens erzeugt nicht den Gegenstand. Der Akt des Wegsehens vernichtet ihn nicht.“
„Not mobilisiert wenigstens noch die Kräfte der Überwindung. Überfluss tut nichts dergleichen. Überfluss etabliert vielmehr einen eher ziellosen Zustand ohne Anreize und Spannung.“
„Jeder Mensch bekommt gewisse Talente mit. (Erbgut)
Diese Talente zu entwickelnt obliegt der Förderung. (Umwelt, Eltern)
Zu diesen Talenten JA oder NEIN zu sagen, liegt bei jedem Menschen selbst. (Eigenanteil)“
„Sinn kann nicht gegeben werden. Er ist gleichsam da, aufleuchtend in den konkreten Möglichkeiten, Werte zu verwirklichen, bzw. die „Welt“ um eine Nuance besser zu machen.“
„Der seelisch-gesunde Mensch strebt nicht nach Glück, sondern nach Sinn.“

Freiheit und Identität – Logotherapie bei Suchtproblemen
von Elisabeth Lukas, ISBN: 978-3890195780

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