Kein richtiger Gerichtsthriller, sondern mehr Politkrimi

15. Januar 2012
Die Anwälte Wes und Mary Grace Payton gewinnen einen Prozess gegen einen Chemiekonzern. Plötzlich steht die Summe von 41 Millionen Dollar im Raum. Für die Paytons vielleicht das Ende einer langen Durststrecke – all ihr Besitz steckt in diesem Prozess, ihre Schulden belaufen sich mittlerweile auf 400.000 Dollar. Im Grunde gilt es jetzt die Berufung durchzufechten. Womit weder die Paytons noch ihre Mandanten rechnen: eine korrupte Institution, deren Macht bis in die höchste Ebene der Politik reicht, ist dabei den Berufungsrichter gegen einen ihrer Leute auszutauschen. Und so erleben die vermeintlichen Sieger die Niederlage ihres Lebens.
John Grisham schreibt in diesem Fall nur periphär über einen Prozess, sondern blickt viel mehr hinter die Kulissen der Maschinerie. Wo Berufungsrichter gewählt werden können, kann man auch manipulieren. Und wie das gemacht wird, schildert der Autor auf eindrucksvolle Art und Weise. Wie immer sind eine Menge Emotionen im Spiel, weil man als Leser natürlich sieht, was da auf die ahnungslose Klägerpartei zukommt. Das Ende des Romans ist jedoch ein wenig „lieblos“ geschrieben. Auf den letzten Seiten passieren eine Menge Dinge, die aufzeigen, dass zuallerletzt vielleicht doch die Gerechtigkeit siegt. Die Betonung liegt auf „vielleicht“ und: für diese Kurve, die der Autor da kriegen wollte, hätte es mehr Platz gebraucht.
Trotz alledem ist dieser Grisham durchwegs spannend und lesbar – wenn auch nicht sein bestes Buch.


Die Berufung

von John Grisham, ISBN: 978-3-453-43454-7

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