„Jeder hat Anspruch darauf, nicht verletzt zu werden.“

1. Oktober 2017
„Anstand ist der Sinn für Gerechtigkeit, ein grundsätzliches Gefühl für Solidarität mit anderen Menschen, für Fairness, also für den Gedanken, dass man sich an die Regeln auch dann hält, wenn grad keiner hinguckt.“ So steht es ziemlich am Anfang von Axel Hackes Buch, in dem er den Versuch unternimmt, diesem Begriff ein Fundament zu geben. Denn – so scheint es – der Anstand gerät zusehends in Vergessenheit. Was die Gründe dafür sind, das versucht der Autor im Dialog mit einem (fiktiven) Freund herauszufinden. Dabei durchstreift er in Gedanken allerlei gesellschaftliche Probleme, gibt sich selbst eine Gedankenrichtung, um diese dann auch wieder umgehend zu verlassen. Kurzum: die Gedanken drehen sich mehr oder weniger Kreis. Dennoch schafft es der Autor, zumindest gewisse Eckdaten zu erfassen, wenn er sagt: „Es geht um ein gewissen Unbehagen, wenn man sich die gesellschaftliche Entwicklung ansieht.“ Da hat er wohl nicht unrecht, ebensowenig mit der Aussage, dass „es darum geht, dass Dinge ins Rutschen geraten.“ Ja, einmal mehr skizziert ein Schreiber und Denker, was man als halbwegs aufmerksamer Mensch selber fühlt: dass dieses Ideal – der Anstand – im Moment gerade nicht sehr hoch im Kurs steht.

Ein paar Sätze aus dem Buch:

„Wenn man von Anstand redet, sprach man vor allem von einem gewissen alltagsmoralischen Ideal des Menschen.“
„Jeder hat Anspruch darauf nicht verletzt zu werden. Wie das Recht darüber wacht, dass dies nicht mit dem Messer geschehe, so tut das der Anstand, dass man mit Worten darauf verzichte.“
Cicero
„Mord ist in allen Gesellschaften zu allen Zeiten verboten.
Für Kränkungen gilt das nicht.“

„Wir sind getrieben von der technischen Entwicklung, von einer Nötigung zur ständigen Selbstdarstellung.Wir sind hysterisch, wo wir nüchtern sein müssten und unaufmerksam, wo wir wachsam sein müssten.“

Über den Anstand in schwierigen Zeiten, von Axel Hacke

ISBN 978-3-95614-200-0

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