Das Leben folgt bestimmten Gezeiten

20. August 2018

Tom Hazard ist wahnsinnig verliebt. Seine Angebetete – Rose – erwidert diese Liebe, auch wenn sie zum Scheitern verurteilt ist, denn Tom erregt auf eine ungewöhnliche Art Aufmerksamkeit. Er altert nicht. Im Jahr 1599 ist dies eindeutig Teufelswerk und seine Mutter ist das erste Opfer seiner seltsamen Begabung. Auf der Flucht vor dem Grauen begegnet er also seiner Rose, verbringt die Zeit mit ihr in ständiger Sorge und immer fluchtbereit. Schließlich wird Rose schwanger und schenkt dem glücklichen Tom eine Tochter. Als sie einmal mehr in Gefahr geraten, beschließt Tom mit gebrochenem Herzen seiner Wege zu ziehen, um Frau und Kind in Sicherheit zu wissen. Über 400 Jahre später kehrt er nach London zurück, getrieben von einer unstillbaren Sehnsucht nach seiner Vergangenheit und nach Liebe, die er in all den Jahrhunderten für keinen mehr empfand. Sein neues Leben als Geschichtslehrer auf einer Schule lässt ihn schließlich Camille begegnen und mit ihr scheint es tatsächlich so etwas wie eine zweite Chance zu geben – wäre da nicht dieser ewig währende Fluch, der Zwang im verborgenen leben zu müssen und die Tatsache, dass seine Tochter ganz offenbar auch noch lebt …

Der Autor ist ein Naturtalent, was die Fähigkeit anlangt bezaubernde Geschichten zu erfinden, die voller Lebensweisheit stecken. War es in seinem Buch „Ich und die Menschen“ ein Außerirdischer, der die Wesenszüge der Menschen kennenlernte, so ist es diesmal ein Mann, der nun schon seit 439 Jahren auf der Erde wandelt. So wird man Zeuge von Tom Hazards Erkenntnissen über die Menschen, das Leben, den Tod, die Trauer, die Angst, die Freude kurzum über alles, was ein erfülltes Leben eben ausmacht.

Ein paar sehr schöne Sätze aus dem Buch:
„Was ist der Sinn des Lebens, wenn man niemanden hat, für den man lebt?“
„Wir sind nicht nur der Mensch, als der wir geboren werden. Wir sind ständig am Werden. Wir sind, was das Leben aus uns macht.“
„Das Leben folgt bestimmten Gezeiten.“
„Der menschliche Geist hat seine eigenen Gefängnisse.“
„Man braucht den Kummer nicht zu hüten wie einen Schatz. Er lauert an jeder Ecke.“
„Den Leuten ist nicht mehr wichtig wo sie sind. Der Ort spielt keine Rolle, wir sind sowieso nur halb anwesend. Sie haben immer mindestens einen Fuß im großen digitalen Nirgendwo.“
„Wir können uns immer nur an unsere Erinnerung der Wirklichkeit halten, nicht an die Wirklichkeit selbst. Zwei Dinge die verwandt, aber nicht dasselbe sind.“
„Man lebt immer innerhalb der Parameter des eigenen Charakters. Uns selbst entkommen wir nie.“

Wie man die Zeit anhält, von Matt Haig
ISBN: 9783-3-423-28167-6

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