Wie kann eine KI sich ihrer selbst bewusst werden?
Entbehrlich / 30. Januar 2021

Syz ist ein Coder und sitzt mit seinen Freunden stundenlang vor den Rechnern im „Tunnel“. Er arbeitet und lebt in einer Einrichtung, die es sich zum Ziel gemacht hat, künstliche Intelligenz zum Leben zu erwecken – sie also natürlich zu machen. Die kann nur gelingen, wenn eine KI Bewusstsein erlangt – das Bewusstsein ihrer eigenen Existenz. Und dies kann wiederum nur gelingen, indem die KI so etwas wie Erinnerung entwickelt, denn unser Dasein, unser Bewusstsein formt sich aus der Erinnerung. Eines Tages wird Syz dazu eingeladen in einem Labor mitzuarbeiten, in dem es darum geht, SEINE Erinnerung zu jener der KI zu machen, um ihr auf diese Weise die Initialzündung für ein eigenes Bewusstsein zu geben. Bis hierher ist der Rahmen der Geschichte durchaus spannend. Die Umsetzung des Romans jedoch verliert sich im Schreibstil, der geprägt ist von so vielen Fremdwörtern, dass ich bei 50 aufgehört habe zu zählen. Dieser zwanghafte Versuch der – ich nenne es mal – Fremdwörterei ist irritierend und bremst den Lesefluss. Auch die apokalyptischen, dystopischen Beschreibung einer Außenwelt, von der man nicht erfährt, ob sie tatsächlich so ist oder nicht, was der Beschreibung letztendlich seine Berechtigung geben würde, lenkt von der eigentlichen Geschichte ab. Was…

Wenn das virtuelle Leben besser ist als das reale
Für Junge und Junggebliebene / 27. Januar 2021

Unsere Welt ist kein schöner Platz mehr. Eine fortgeschrittene Klimaveränderung, die große Teile der Erde unbewohnbar gemacht hat, bringt die Menschen dazu, sich in virtuelle Welten zu flüchten. In sogenannten Depots stehen Kapseln, mit denen man sich quasi wegbeamen kann und es gibt niemanden auf der Erde, der dieses Angebot nicht gerne in Anspruch nimmt. Zur Wahl stehen unzählige Welten, die von Romantik  á la Jane Austen bis zu einem Besuch in der Kreidezeit bei den Dinosauriern alles zu bieten haben. Jana Pasco ist eine Weltendesignerin und arbeitet für „Mastermind“. Unter anderem hat sie auch Kerrybrook geschaffen, eine irisch anmutendes Fischerdorf, in dem man einfach ein schönes Leben führen kann, bis eines Tages aus unerklärlichen Gründen Menschen verschwinden. Es sind nicht die klassischen Transfers in eine andere Welt oder sogenannte Exits (jene Situation, in denen die Menschen kurz wieder in der Realität erwachen), sondern es sieht so aus, als würden die Menschen einfach aufhören zu existieren. Als dann auch noch seltsame Veränderungen passieren, die es eigentlich nicht geben kann, ist klar, dass Phantome unterwegs sind – Menschen, die keinen Personalcode besitzen und auf den Controllboards auch nicht erkennbar sind –, die Einfluss auf die Welten nehmen. Die Frage ist nur:…

Wir schreiben den 387. Tag des Jahres 1061 nach Ankunft der Ahnen …
Zum Heulen / 18. Januar 2021

Owen blickt in den Himmel, der milchig weiß ist. Und er fragt sich: Was ist hinter dieser weißen Decke? Eine alte Legende erzählt von Sternen, die sich dahinter verbergen und Owen will sie sehen – also fliegt er hinauf in den Himmel. So beginnt eine fantastische Geschichte rund um eine Welt, in der die Menschen Flügel haben. Sie leben in Nestern, geben sich Namen, haben Riten und Bräuche und auch Ahnen, von denen es 13 Bücher gibt. Und es gibt eben Legenden, die davon erzählen, wie diese Ahnen auf diese Welt gekommen sind, wie sie den Menschen die Flügel gaben und wie sie sie mit allen Mitteln schützen wollen vor der Versuchung die Sterne zu sehen. Denn, wenn das passiert, wird die Welt untergehen. Als es Owen schließlich gelingt, den Himmel zu durchstoßen und einen Blick auf die Sterne zu erhaschen, zahlt der dafür beinahe mit seinem Leben. So gibt er seiner Frau das Versprechen, niemals wieder darüber zu reden … Andreas Eschbach hat mit seinem 1.200 Seiten schweren Wälzer eine fantastische Welt geschaffen, in die man sich Seite um Seite immer mehr verliebt. Sei es die Art, wie sich die Menschen einander „versprechen“, wie die Namensvergabe nach einem sehr…

Wahr oder nicht wahr, das ist hier die Frage
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 12. Januar 2021

Eine der markantesten Begleiterscheinungen von Corona sind die vielen „alternativen Fakten“, die im Umlauf sind. Jeder, der das Alphabet kennt und bis 10 zählen kann ist offenbar schon Experte. Und ja, es ist nicht immer leicht, Fakten von Fake zu unterscheiden und das Phänomen des „Counterknowledge“ hat in Zeiten der Digitalisierung natürlich freie Bahn. Was also steckt hinter der einen oder anderen Behauptung und wie kann man herausfinden, was wahr ist und was nicht? Daniel J. Levitin hat dazu ein Buch verfasst, dass sich sehr stark mit Logik, Statistik und deren Fehlinterpretationen und dem Aufdecken solcher Fakes befasst. Es mag mitunter etwas mathematisch und trocken sein, aber es bleibt halt ganz dicht an den Dingen, die sich messen lassen. Zwar erklärt uns der Autor nicht, WARUM es Menschen gibt, die solche Halbwahrheiten verbreiten, aber dies scheint auch nicht die Frage zu sein, mit der wir uns beschäftigen sollen. Viel mehr geht es darum für sich persönlich zu klären: Ist das, was behauptet wird, überhaupt möglich? Ist es wahrscheinlich? Oder ist es an den Haaren herbeigezogen? Am Ende bleibt die Erkenntnis: was immer irgendwo im Netz steht, sollte nach guter journalistischer Manier einem Check-Recheck-Doublecheck unterzogen werden und erst dann darf man…

Lernen ist ein Prozess, der mit Unwissenheit beginnt.
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 4. Januar 2021

Nicht erst seit dem Jahr 2020 ist klar: nicht nur die Welt an sich ist im Wandel, auch die Gesellschaft ist es. Das Gefüge unsere Zusammenlebens beginnt zu bröckeln. Kein Wunder also, dass man der Menge an (unlösbaren?) Probleme, der Unsicherheit und einer nicht unkritischen Masse an Zukunftsangst manch einer sich die Frage stellt: Kann ich überhaupt noch was bewegen? Joanna Macy ist  Ökophilosophin, Buddhistin und Expertin für Systemtheorie und Tiefenökologie. Im vorliegenden Buch geht sie der Frage nach, wie man angesichts der (vermeintlichen) Hoffnungslosigkeit überhaupt noch die Kraft aufbringen kann, etwas gegen die vielen Missstände, die es in der Welt gibt zu tun. „Hoffnung durch Handeln“ lädt mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen dazu ein, seine Einstellung zu ändern. Dabei lernen wir viel über jene Geschichte, wie sie uns gerade erzählt wird und der daraus resultierenden Krankheit namens „Affluenza“:  Es ist der Begriff zur Beschreibung des emotionalen Stresses, der aus der hauptsächlichen Beschäftigung mit Besitz und Äußerlichkeit erwächst. Es ist eine Art seelischer Virus, der unser Denken infiziert. Der toxische Glaube im Kern dieser Krankheit ist, dass Glück darauf beruht, wie wir aussehen und was wir haben. Wir lernen etwas über den Unterschied von „Macht ÜBER etwas zu haben“ und „Macht als…