Die Strategie der Spannung
Zum Nägel kauen / 4. Februar 2011

Marc Burth, ein junger Deutscher, verbringt mit seiner Familie den Winter in Ligurien, weil Anna, die kleine Tochter, kränklich ist. In einem einsamen Berdorf mieten sie sich in ein Häuschen eines Bekannten ein, nichts ahnend, dass in unmittelbarer Nähe ein unvorstellbarer Terrorakt seinen Ausgang nehmen wird. Zunächst beginnt es damit, dass im Nachbarhaus ein Marokkaner überfallen und schikaniert wird. Marc beschließt dem Marokkaner zu helfen und stellt eine Überwachungskamera auf. Bald schon hat er ein Bild der vermeintlichen Täter, die immer wieder auftauchen. Und von dieser Stunde an, sind er und seine Familie in Lebensgefahr, denn die Drahtzieher sind allesamt in Regierungen zu finden. Der Autor hat hier ein – in jeder Hinsicht – eigenartiges Buch geschrieben. Zunächst einmal hat da Buch einen realen Hintergrund. Es gibt tatsächlich eine sogenannte „Strategie der Spannung“, ein Begriff auf dem Nachrichtendienst, bei der es um verdeckte Maßnahmen zur Destabilisierung von Bevölkerungsteilen, Regionen oder gar Staaten geht. Diese Maßnahmen sind „Terror, Mord, Entführung“. Nun weiß man als Leser nie so genau: ist das jetzt wahr – oder einfach nur eine spannende Geschichte? Der Blog, den der Autor parallel zum Buch führt ist hierbei eine intelligente Ergänzung, weil es das Buch glaubwürdiger macht! Sogesehen ist…

Shakespeare – auf den Punkt gebracht
Zum Zeitvertreib / 1. Februar 2011

Bill Bryson ist dafür bekannt, dass er Geschichte(n) so verpackt, dass man sie gerne liest – auch wenn das Thema trocken anmutet. Die „kurze Geschichte von fast allem“ ist der beste Beweis dafür. In „Shakespeare wie ich ihn sehe“ findet dieses Konzept eine erfolgreiche Fortsetzung. Sämtliche Fakten und Thesen, die es zu William Shakespeare gibt, alles Belegbare und alle abstrusen Theorien von wegen Shakespeare ist eigentlich Francis Bacon u.ä. wurden zusammengetragen und zu einer einzigen logischen Schlussfolgerung zusammengefasst: William Shakespeare hat tatsächlich gelebt und sein Genius ist unbestritten und belegt. Dazwischen gibt es noch jede Menge historische Hintergründe, die man als Appetithappen mitgeliefert bekommt. Das Buch ist für jene, die sich über Shakespeare informieren wollen, ein „Best of“ aus allen bislang veröffentlichten Bücher zu dem Thema. Sehr unterhaltsam und sehr lesenswert! Shakespeare – wie ich ihn sehe von Bill Bryson, ISBN: 978-3442310951

Für die glücklichen Moment im Leben …
Zum Lachen / 1. Februar 2011

… braucht man Schokolade oder einen Safier. Der Autor ist im höchsten Maße talentiert und ich kenne kaum einen anderen Schriftsteller, dem es nachhaltig (durch mehrere Bücher hindurch) gelingt, die Seelen der Menschen auf lustige und doch tiefsinnige Art zu berühren. Diesmal schickt er seine Heldin in den Körper eines anderen und hat sich zu diesem Zweck gleich Shakespeare ausgesucht. Rosa, so der Name der Hauptdarstellerin, ist unglücklich verliebt und weil sie keine Ausweg mehr weiß, lässt sich sich von einem Zirkusmagier „rückführen“ in ihr eigenes früheres Leben. Dort erwacht sie als der berühmte englische Schreiberling und steckt auch sogleich tief im Schlamassel. Ein Duell mit Sir Francis Drake ist da erst der Anfang. So nach und nach entdeckt Rosa in ihrer Vergangenheit die wahre Liebe, die sich ganz und gar anders präsentiert als sie es sich anfangs vorgestellt hat. Wer einen Safier in die Hand nimmt, darf sich nicht wundern, wenn a) die Zeit wie im Flug vergeht b) das Umfeld ein wenig die Nase rümpft, weil man ständig vor sich hin lachen muss c) man am Ende einmal mehr traurig ist, weil das Buch schon wieder zu Ende ist und d) besonders in diesem Buch – man sich…

Was auf einer Insel so alles passieren kann …
Für Junge und Junggebliebene / 27. Januar 2011

12 Jugendliche, eine einsame Insel, ein Drehbuch das aus den Fugen gerät – so könnte man das Buch in einem Satz umschreiben. Die Geschichte ist von der ersten Seite weg spannend. Erzählt wird sie zum einen von Vera, eine der 12 Jugendlichen, die am Projekt ISOLA mitmachen, ein weiterer Erzählstrang – in kursiv geschrieben – macht deutlich, dass es einen unsichtbaren 13. in der Runde gibt. Und so verdichtet sich die Geschichte von Seite zu Seite, bis sie schießlich in einem grandiosen Finale endet. Bücher wie diese sind selten. Die Geschichte wirkt keineswegs konstruiert, im Gegenteil. Genau so stellt man es sich in Zeiten von Big Brother und Dschungelcamp doch vor – dass irgendwann etwas schief läuft… Das Buch mag als Jugendliteratur geschrieben worden sein, ich kann es jedoch getrost auch den Erwachsenen empfehlen. Am besten als Strandlektüre unter Palmen, während das Meer seine Wellen über den Sand schickt, und irgendwo im Dickicht ein tropischer Vogel schreit. Großartig! Isola von Isabel Abedi, ISBN: 978-3401060484

Eine total irre Idee
Zum Lachen / 27. Januar 2011

Zwei Topmanager begegnen einander in der Klapsmühle. Der Umstand, dass sie sich dort über den Weg laufen ist dem einen einleuchtend, aber egal, dem anderen erscheint es als wäre er in sein neues Unternehmen geleitet worden und nun müsste dort einmal ordentlich aufgeräumt werden. Mit Hilfe zweier weiterer Insassen gelingt es dem Quartett, die geschlossene Anstalt als Börseunternehmen zu notieren. Und was dabei an Management-Ideen geboren wird ist irre, aber nicht irreal. Der geflochtene Korb aus der Therapiestunde muss als neues Logo herhalten, der Betrieb wird umbenannt in die Soul-Management-Group und der Businessplan sieht vor, den armen gestressten Top-Managern der Wirtschaft die Möglichkeit zu geben, anstatt Wellness ein wenig Psychopflege zu betreiben. Das Buch beschreibt den ganz normalen Wahnsinn und nicht selten hat man das Gefühl, dass einem solche Menschen tagtäglich über den Weg laufen. Es ist kurzweilig geschrieben, unterhaltsam, eine netten Wochenendlektüre ohne allzu großen Tiefgang. Dauerschmunzeln ist garantiert. Die Insassen von Katharina Münk, ISBN: 978-3423247528

Dieses Buch macht aus keinem Atheisten einen Gläubigen
Zum Nachdenken / 24. Januar 2011

In diesem Interviebuch steht der Papst persönlich Rede und Antwort! Keine kritische Frage wird ausgelassen, vom Kindesmissbrauch bis zu den Kirchenaustritten werden unliebsame Themen ebenso erörtert, wie die persönlichen Ziele des Papstes, der unter seinem weltlichen Namen Joseph Ratzinger eine Buch über den Menschen Jesus geschrieben hat. Und doch will keine Freude beim Lesen aufkommen. Als kritischer Gläubiger wartet man vergeblich auf eine Art „Erlösung“, die Wort, die der Papst spricht, dringen nicht durch, weil sie sich viel zu viel an der Oberfläche bewegen. Dies ist zum Teil auch die Schuld des Autors, der immer wieder Fragen stellt, in denen die Antworten bereits aufgelegt sind. Oftmals ist da zu lesen, dass der Papst sagt „Da gebe ich Ihnen recht“. Auch wenn der Autor vermutlich der Welt damit einen Gefallen tun wollte, indem er kircheninterne Probleme zur Sprache bringt, so frage ich mich, ob diese Fragen am Ende irgendetwas bewirken? Aus meiner Sicht ist dieses Buch eine vertane Chance – hier hätte sich der Papst, als Vertreter Christi wahrlich profilieren können, vielmehr hat er sich allzu weltlich und von alltäglichen Problemen überhäuft gezeigt. Ich habe das Buch nicht schlecht gefunden …. aber ich bin unzufrieden! ————————————————————- Trotzdem waren ein paar ganz…

„Ich habe eine Aufgabe für euch“
Zum Nägel kauen / 24. Januar 2011

Ein Haufen Wissenschaftler schafft das Unmögliche, in dem es mittels Teilchenbeschleuniger ein urknallähnliches Energiefeld erzeugt aus dessen Mitte plötzlich via Bildschirm „Gott“ zu ihnen spricht. Es liegt auf der Hand, dass dies zu Konflikten führt. Die einen sprechen von Blasphemie, die anderen von Betrug. Die Fragen, die an „Gott“ gestellt werden und die Antworten darauf, sind in der Tat Sprengstoff … Die Story ist extrem spannend und liest sich sehr flott. Eines der wenigen Bücher, die man nicht so schnell aus der Hand gibt. Was mir besonders gut gefallen hat: am Ende des Buches ist der Dialog mit Gott nochmals zusammengefasst – wer sich also mit den Fragen eingehender beschäftigen will, kann dies am Schluss in aller Ruhe tun. Tolle Idee! Credo von Douglas Preston, ISBN: 978-3426197981

Apotheose statt Apokalypse
Zum Nägel kauen / 21. Januar 2011

Apotheose – die Gottwerdung des Menschen – darum geht es in dem Buch. Demnach – so scheint es – ist die Zeit angebrochen, in der das „alte Wissen“ neu verstanden wird und die Menschen der nächsthöhere Entwicklung entgegenschreiten. Was von vielen derzeit als „das Ende der Welt“ verstanden wird könnte demnach genauso eine spiritueller Neuanfang sein … dies glauben zumindest die Noetiker. Das sind Menschen, die das „geistge Erkennen“ wissenschaftlich untersuchen und versuchen etwaige übermenschliche Fähigkeiten zu beweisen – anders gesagt: sie wollen belegen, dass Gedanken etwas bewegen können. Dan Brown verpackt den „Weltuntergang“, der vom Mayakalender für 2012 prognostiziert wurde, in ein neues Gewand, verknüpft dies mit den Freimaurern, die als Hüter der alten Mysterien auftreten und lässt den mittlerweile berühmten Protagonisten Robert Langdon neuerlich eine atemberaubende Schnitzeljagd erleben. Wieder gibt es das krankhaft Böse, das von einer seltsamen und geheimnisvollen Person verkörpert wird, wieder gibt es zahlreiche Symboliken zu lösen und magische Orte zu entdecken und mehr als einmal hab ich das Buch beiseite gelegt um schnell im Internet zu recherchieren. Mehr noch: das Buch verleitet einen förmlich dazu, den Code der Freimaurer selbst zu entschlüsseln, es animiert dazu Papier und Bleistift zu nehmen, mitzuschreiben und nachzulesen: Was…

Neuauflage eines Literaturklassikers als Sammlerobjekt
Für Bücherliebhaber / 21. Januar 2011

Die Geschichte von Arthur Gordon Pym ist legendär und war richtungsweisend zu seiner Zeit. Als Autor von Schauergeschichten hat sich E.A.Poe insbesondere mit diesem Roman einen Namen gemacht. Jules Verne fand die Geschichte dermaßen inspirierend, dass er sogar einen Forsetzungsroman schrieb, der der ursprünglichen Story in nichts nachsteht (Jules Verne „Eissphinx“). Das vorliegende Buch zeichnet sich zudem dadurch aus, dass es auch eine Biografie des Autors enthält, die einiges in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Zudem ist das Buch in einem hochwertigen Schuber bestens geschützt und ein Kleinod, das man sich gerne ins Bücherregal stellt. Dieses Produkt werden Menschen mögen, die Literatur mögen, die zu einer Zeit entstand, in der es auf der Welt noch echte Geheimnisse gab. Es ist für Menschen, die außerdem gerne eine detaillierte Hintergrundinformation mögen und dies alles am liebsten in einem hochwertigen Druckwerk gesammelt vorfinden wollen. Arthur Gordon Pym – Kommentierte Neuübersetzung von Edgar Allan Poe, ISBN: 978-3866480926

Eine Hommage an das Lesen
Für Bücherliebhaber / 18. Januar 2011

Daniel Pennac beschreibt sich hier selbst. Lange Zeit als Lehrer tätig, erkannte er eines Tages, dass dem Verb „lesen“ der Imperativ ebensowenig zuträglich ist, wie dem Wort „lieben“. Er änderte daraufhin seine Vorgehensweise und sein ganzes Denken – mit Erfolg. Seine Schüler fanden Gefallen an Literatur. Das Buch mag jenen besser gefallen, die sich ein wenig in der französischen Literatur auskennen, denn von dieser ist oft die Rede. Aber auch alle anderen werden darin fündig, nicht zuletzt wegen der 10 Rechte des Lesers, die sich wie die 10 Gebote ausmachen: 1) Du hast das Recht, nicht zu lesen. 2) Du hast das Recht, Seiten zu überspringen. 3) Du hast das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen. 4) Du hast das Recht, das selbe Buch noch einmal zu lesen. 5) Das hast das Recht, irgendetwas zu lesen. 6) Du hast das Recht, den Roman als Leben zu sehen. 7) Du hast das Recht, überall zu lesen. 8) Du hast das Recht, herumzuschmökern. 9) Du hast das Recht, laut zu lesen. 10) Du hast das Recht, zu schweigen. Ein besonders schöner Absatz aus dem Buch: „Lesen ist kein kommunikativer Akt. Mehr noch: wir brauchen nach dem Lesen die Zeit für…