Es ist so schön ein Schwein zu sein
Zum Lachen / 18. Januar 2011

Kim, Cecille, Che, Doktor Pik und Brunst sind eine Saubande im wahrsten Sinne. Als ihr Gönner – der berühmte Maler Munk – eines Nachts in ihrem Stall zusammenbricht und stirbt, ändert sich ihr bislang ruhiges Leben. Plötzlich droht Gefahr von allen Seiten: der Schlächter geht um! Mit Hilfe von Lunke einer Wildsau macht sich Kim, das mutigste Schwein der Welt, auf die Suche nach dem Mörder. Doch sie finden nur noch mehr Tote … der Gehilfe von Munk: tot im Wald neben Pflanzen, die seltsam schmecken, aber Schweinen das fliegen lernen, der Pfarrer: tot in seiner Scheune, von noch mehr von dem Zeug gelagert ist, der Komissar: tot – aus Versehen … Bei der Testamentsverlesung des toten Malers kommt schließlich die Wahrheit ans Licht, die einige Überraschungen in sich birgt. Das Buch erinnert sofort an Glennkill bzw. Garou – nur dass es diesmal Schweine sind, die sich als schlauer herausstellen als Menschen. Es dauert eine Weile, bis man in dem Buch drin ist – der Sympathiefaktor stellt sich nicht so rasch ein, wie bei den Schafskrimis. Letztendlich aber werden auch hier Fans von klugen Tieren auf ihre Rechnung kommen. Die Charaktere der Schweine werden im Laufe des Buches dichter und…

Entscheidend ist nicht, was man den Leuten erzählt, sondern wie man das macht …
Zum Nachdenken / 15. Januar 2011

Nassim N. Taleb präsentiert uns die Idee von Ereignissen, die uns unvorbereitet treffen, weil sie durch jede Statistik fallen. Er versucht uns zu erklären, wie es möglich ist, dass wir Dinge manchmal derart falsch einschätzen, bzw. dass wir schlichtweg überrumpelt werden. Das Thema an sich ist also durchwegs spannend, und wenn man sich hineinliest, offenbaren sich auch die Erklärungen. Ich möchte zunächst vorausschicken, dass ich auf dem Gebiet der Statistiken ein Laie bin und keinerlei Vorkenntnis besitze. Ich kann daher den WISSENSCHAFTLICHEN Wert des Buches nicht beurteilen. Für mich sind Erklärungen über die „retrospektive Verzerrung“ (das ist das, was passiert, wenn man Erlebtes nacherzählt) oder die „Arroganz des Wissens“ (die Überbewertung dessen, was wir glauben zu wissen) durchaus Neuland und interessant. Leider verpackt der Autor diese leichter verständlichen Dinge in sehr viel Fachsimpelei über Statistiken (Gauß’sche Kurve, etc) und in Abschweifungen auf sein privates Leben, was sich bremsend auf den Unterhaltungswert des Buches auswirkt. Wer sich jedoch ein bisschen in der Materie auskennt wird sich mit dem Buch leichter tun und es entweder als Humbug abtun oder als geniale Idee hochheben. Wer keine Ahnung hat, braucht Ausdauer beim Lesen und sollte das eine oder andere Kapitel einfach überspringen. Der schwarze…

Endlich eine neue Welt!
Für Junge und Junggebliebene / 15. Januar 2011

Das Leben der jungen Schleiereule Soren gerät aus den Fugen, als er – gerade mal zwei Wochen alt – aus dem Nest fällt und sich plötzlich in den Fängen einer anderen Eule hoch in den Lüften wiederfindet. Mit einer Entführung beginnt also das Abenteuer, das uns in die Welt der Eulen, Käuzchen und Uhus lockt. Da werden Blindschlangen als Haushälterinnen gehalten, kleine Eulenkinder mondwirr gemacht, da erzählt man sich die Legende von Ga’Hoole und vieles mehr. Soren findet in der Gefangenschaft neue Freunde, lernt das Fliegen und kann schließlich auf der unheimlichen Schlucht mit all ihren Geheimnissen entkommen. Und dann beginnt das Abenteuer erst richtig, denn: wo sind seine Eltern, was hat es mit der Verschleppung der Eulenkinder überhaupt auf sich und – was ist der wahre Kern der Legende von Ga’Hoole? Mit dem ersten Teil der Trilogie gelingt es der Autorin eine ganz tolle Welt zu zeichnen, in die man rasch hineingleitet. Das Buch hat mich stark an eine andere Trilogie erinnert – nämlich die von Silberflügel (ein Abenteuer aus Sicht der Fledermäuse, bei der witzigerweise die Eulen die Feinde sind) und ich bin auch im Fall der Eulentrilogie sehr angetan, wo der genauen Beschreibung der Tiere, ihren Eigenarten,…

… weil selbst eine Schneeflocke Gewicht hat
Für die Seele / 12. Januar 2011

Das Leben taucht jeden von uns in Licht und Schatten. Tage der Freude kommen und gehen ebenso wie Tage der Trauer und des Verlustes. Und doch verharren wir in den „dunklen Tagen“ oftmals länger als gut ist und manchmal kommt uns die Sinnfrage, die letztendlich durch den Nebel eines Verlustes oder eines Schmerzes nicht mehr beantwortet werden kann. Die Logotherapie nach Viktor Frankl beschäftigt sich mit der Sinnbefragung – gerade in schwierigen Zeiten. Kann eine Krise, eine Krankheit oder ein Schmerz nämlich in einen begreifbaren Sinnzusammenhang gestellt werden, wird das Leben erträglicher. Mehr noch: der Mensch kann daraus gestärkt hervor gehen! Im vorliegenden Band geht es verstärkt um die Verbindlichkeiten und ihre Bedeutung für die seelische Gesundheit. Gemeint sind damit die Bindung an einen Ort (die Sehnsucht des Menschen nach Heimat), die Bindung an ein Vorhaben (weg vom Daseinsprovisorium hin zu etwas, das dem Leben Sinn gibt) sowie die Bindung an eine Person (das was wir Liebe nennen). Jede Bindung, die man eingeht birgt die Möglichkeit in sich, etwas zu verlieren. Diese Vergänglichkeit ist allgegenwärtig und es bedarf schon öfter im Leben einer Korrektur der Einstellung zu einer Sache, einer Person, um daran nicht zu zerbrechen. Frankl hat dazu die…

Gigantisch, wenn auch nicht ausreichend
Zum Zeitvertreib / 12. Januar 2011

In Ken Folletts neuem Monumentalwerk werden die Jahre vor, während und nach dem ersten Weltkrieg anhand mehrerer Familien unterschiedlicher Nationalität erzählt, deren Wege sich immer wieder kreuzen. Da gibt es die einfache Bergarbeiter Englands, die unter dem Joch des englischen Adels leiden, und das Leiden einer russichen Arbeiterfamilie, die zum einen von Amerika träumt und sich in der Revolution unter Lenin endlich Freiheit und eine bessere Welt erhofft. Und während Deutschland sich zunächst territoriale Gewinne in einem Krieg ausrechnet, der in ihren Augen leicht zu gewinnen ist, muss es schließlich eine bittere Niederlage hinnehmen, die zu einem Friedensvertrag führt, der nur in einem Münden kann – einem weiteren Krieg. Amerikas Rolle als Weltenpolizei kommt erstmals im ersten Weltkrieg und den darauffolgenden Friedensverhandlungen zum Zug, während sich die politische Landkarte Europas frappant verändert. Mit dem Sturz der Titanen meint der Autor wohl die Großmächte jener Zeit, die allesamt vom Adel geführt wurden. Russlangs Zar wird ebenso gestürzt, wie Deutschlands Kaiser und auch in anderen Ländern macht das Proletariat mobil. Gekonnt verbindet der Autor die Geschichte Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Geschichten der Familien, die im Kleinen das selbe durchleben, wie es im Großen ein ganzer Kontinent tut. Es…

Dies ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe …
Zum Heulen / 9. Januar 2011

… so – stellt sich Firmin die Ratte vor – muss ein Roman beginnen. Dass Firmin überhaupt zu solch einem Gedanken fähig ist, liegt an der Tatsache, dass er Bücher buchstäblich „verschlungen“ hat. Aufgewachsen im Keller einer Buchhandlung waren Bücher Zeit seines Leben Mittel zum Überleben. Zunächst als Futter und Nistplatz, später als Bereicherung für seinen Intellekt, von dem sich mancher Mensch ein Stückchen abschneiden könnte. Das Buch erzählt von einem Stadtviertel in Boston, dass dem Abriss geweiht ist. Mitten drin in diesem Viertel wächst Firmin auf und mit ihm stirbt dieser Stadtteil auch. Seine Liebe zu den Menschen bekommt ihm nicht immer gut – mehr als einmal entgeht er knapp dem Tod. Und doch ist sein Leben rührend, man könnte sagen melancholisch, zeitweise von seiner eigenen Fantasie überlagert, immer ein bisschen zum Schmunzeln – obwohl man gleichzeitig losweinen möchte. Das Buch ist für Menschen, die Tieren menschliche Züge zutrauen, die glauben, dass Tiere Gefühle haben, Träume und Charakter. Es ist ein wunderbares Buch für die Wintertage und durch seine überaus interessante Aufmachung (hat hier eine Ratte das Buch angeknabbert?) auch ein nettes Geschenk für Buchliebhaber. Firmin – ein Rattenleben von Sam Savage, ISBN: 978-3550087424

Mut zum Anders denken
Für den Job / 9. Januar 2011

Es gibt unzählige Managerbücher. Und es gibt Tom Peters. Er unterscheidet sich von allen anderen durch ein markantes Merkmal. Er ist erfrischend chaotisch. Er schreibt so, wie wir denken, nämlich kreuz und quer. Von diesem und von jenem, er schweift ab und dann umso konkreter auf den Punkt zu kommen. Wie schon im „Innovationskreis“ bestechen seine Bücher zudem durch ein ganz und gar anderes Layout. Man liest nicht linear sondern in alle Richtungen, folgt den Pfeilchen, lässt das Auge über überdimensionierte Lettern gleiten, bleibt an provokanten Fragen oder Aussagen hängen, kurz: wer wirklich etwas Neues versuche möchte, ist mit diesem Buch bestens bedient. Re-Imagine von Tom Peters, ISBN: 978-3-89749726-9

Was man über die Menschen aus der Bibel (auch) wissen sollte …
Zum Studieren / 6. Januar 2011

Dick Harrison hat die Bibel gelesen und sich 4 Personen herausgesucht, die über die Jahretausende ein interessante und spannende Wandlung durchgemacht haben. Warum ist der Begriff Judas derart mit der Sünde verbunden? Warum glauben die Menschen das Joseph von Arimathäa der 1. Gralshüter sei? Was hat es mit dem Gerücht auf sich, dass Maria Magdalena die Ehefrau Jesu‘ war? Und waschen Entscheidungsträger immer ihre Hände in Unschuld wie einst Pontius Pilatus? Die Bibelgeschichte und ihre Folgen auf diese Art zu lesen ist spannend, unterhaltsam und regt zum Nachdenken an. Es zeigt auch, welches Bedürfniss nach Erklärung bzw. Mystik die Menschen – insbesondere im Mittelalter – hatten. Unweigerlich schlägt man nach Beendigung des Buches in diversen Lexika nach bzw. beginnt man im Internet zu recherchieren – kann es denn sein, dass das wirklich so war? … Das Buch wird jene interessieren, die sich nicht vorbehaltlos an die Bibel gebunden fühlen, sondern ein bisschen mehr wissen wollen. Es wird vor allem auch jene interessieren, die sich für die Gralsgeschichte und König Artus begeistern können. Verräter, Hure, Gralshüter von Dick Harrison, ISBN: 978-3491725157

Wie wird aus einem Kind ein Erwachsener?
Zum Zeitvertreib / 6. Januar 2011

T.S. Spivet ist 12 Jahre alt und könnte wohl als Wunderkind bezeichnet werden. Er kartografiert seine Umwelt – sei es Mensch, Tier oder Landschaft und analysiert auf diese Weise Dinge wie „das Geräusch, das Stille macht“, „nervöse Handbewegungen“, „das echte und unechte Lächeln“ oder eben den Aufbau eines Käfers, eines Blattes, der Kontinentalplatten Nordamerikas, eines Straßennetzes usw. Die Art, wie er die Dinge sieht ist einzigartig und genauso ist auch dieses Buch: ein seltenes Schmuckstück. Die Zeichnungen des Jungen begleiten uns durch das Buch in Form von Randnotizen und nicht selten gibt es dazu auch kleine Geschichten, die eingestreut werden. Alleine schon diese aufwendige Art ein Buch zu schreiben ist bemerkenswert. Darüber hinaus verbirgt sich in der Geschichte eine seltsame Tragik, die uns betroffen macht – ist T.S. etwa aus Versehen zum Mörder seines Bruders geworden, den er so unsäglich vermisst, dass sein Name an jeder Ecke auftaucht? Das Buch werden jene mögen, die außergewöhnliche Druckwerke schätzen. Die Geschichten mögen, die eben – gleich dem Leben – nicht immer spannend sind, die eine Reise durch die Landschaft und Geschichte von Amerika mögen und die natürlich Zeichnungen aller Art schätzen. Die Karte meiner Träume von Reif Larsen, ISBN: 978-3100448118

Königliches Lesevergnügen
Zum Zeitvertreib / 3. Januar 2011

Eine schier unnahbare Person wird plötzlich menschlich. Die Queen entdeckt die Freuden des Lesens und vergisst darüber ihre Pflichten – mehr noch, sie werden ihr sogar lästig. Doch Vorsicht! Nicht umsonst sitzt ihre Majestät schon so viele Jahrzehnte am Thron und so ist es denn nicht verwunderlich, dass sie sich gegen jene, die ihr das Lesen vergällen wollen zu verteidigen weiß. Köstliches kleines Büchlein mit sehr viel Tiefgang. Die souveräne Leserin von Alan Bennett, ISBN: 978-3-80311254-5