Kratzt nur an der Oberfläche, ist keine echte Hilfe
Entbehrlich / 3. Mai 2012

Alles beginnt mit einem Brief von einem Großvater an seinen Enkel. Es ist dies die Zukunft, in der der alte Mann eingesteht, dass er in seinem Leben an einigen Punkten säumig war. Die Umwelt, das gesellschaftliche Zusammenleben, die Bildung, alles, was wir uns „von oben“ gefallen lassen – dies sind die Themen dieses Buches, die mit den einleitenden Worten des Bedauerns beginnen. Es folgt ein Stakkato an Informationen zu den unterschiedlichsten Themen, in denen es darum geht aufmerksamer zu sein, Widerstand zu leisten, vielleicht Nein zu sagen, sich zusammenzuschließen und Dinge zu ändern. Und doch gelingt es dem Buch nicht, mich zu fangen … Vielmehr hat es mich von der 1. Seite an geärgert. Das beginnt schon mal beim Titelbild, das ich für einen völligen Fehlgriff halte. Der Autor selbst spricht es auf den letzten Seiten an – man könnte meinen es geht um Missbrauch! Und da muss man sich doch fragen, warum bitte wird ein Bild gewählt, dass in die völlig falsche Richtung lenkt? Des weiteren springt Andreas Salcher vom Hundertsten ins Tausendste, bleibt nirgendwo wirklich lange stehen, kratzt alles an, geht aber nicht in die Tiefe. Wenn da mal was zu lesen ist, was ich nicht längst schon…

Flache Geschichte, zweidimensionale Figuren, konstruiert
Entbehrlich / 22. Januar 2012

Ungeklärte Todesfälle in den Bergen Tirols bewegen einen wegen einer Krankheit frühpensionierten Polizisten, einen Anwalt und zwei Bergsteigerfreunde dazu eigene Recherchen anzustellen. Der Teufel wohnt im Gebirge … Eine Spielregel von mir besagt, dass mich ein Buch innerhalb von 100 Seiten soweit in den Bann ziehen muss, dass ich bereit bin es zu Ende zu lesen. Das ist eine sehr großzügige Regel, denn 100 Seiten können verdammt lang sein, wenn in ihnen so ziemlich alle Fehler der Schriftstellerei begangen werden. Das wären zunächst die Protagonisten, die über die Zweidimensionalität nicht hinauskommen, dann wären da die Versuche mittels Rückblenden einen Spannungsbogen zu erzeugen, was leider immer nur eine Notlösung ist, wenn die Rückblende selbst nur periphär etwas mit der Sache zu tun hat und schließlich wäre da noch der Schreibstil an sich, der an der Wortwahl – und deren Wiederholungen erkennen lässt, ob ein Autor sein Handwerk versteht oder nicht. Leider muss ich sagen, dass mich das Buch schon nach 30 Seiten geärgert hat, ich bis zu besagter Seite 100 gelesen habe, nur um es endlich schließen zu dürfen. Es gibt wahrhaft spannende Bergbücher – zwar nicht unbedingt Krimis – aber doch von einer Intensität, die einem das Gefühl gibt im…

Das sind dem Autor wohl die kreativen Ideen ausgegangen …
Entbehrlich / 4. Januar 2012

Eine typische Familie: die Mutter gefrustet, weil sie ihr Leben für einen Mann und zwei Kinder aufgegeben hat, der Vater ein Workaholic, der fremd geht, die Tochter immer auf Kriegsfuß mit der Familie, der Sohn intelligent, aber sozial unterbelichtet. Ein Fluch trifft sie just in dem Moment, wo sie in einer Monsterkostümierung zu einer Lesung von Stephenie Meyer gehen – als Frankenstein, Vampir, Mumie und Werwolf – und fortan schreiten sie tatsächlich als Monster durch wie Welt, auf der Jagd nach einem Rückverwandlungszauber … Mein erster Gedanke bei dem Buch war – mein Gott, was mit mit David Safier passiert? Nach „Mieses Karma“, „Jesus liebt mich“ und „Plötzlich Shakespeare“ ist das eine durchaus berechtigte Frage, wenn das hier vorliegende vierte Buch dermaßen schwach ist. Nicht nur, dass die Figuren über die Zweidimensionalität nie hinauskommen, es werden auch alle möglichen Schubladen geöffnet, um adäquate Gegenspieler auf den Plan zu werfen: Imothep der Hohepriester aus den Mumienfilmen und Dracula, der Konzernchef von Google ist (!) und den Atomkrieg anzetteln will! Ich hätte dieses Buch mit Sicherheit nicht zu Ende gelesen, wenn dies mein erstes des Autors gewesen wäre. Und gäbe es nicht ganz kurze Lichtblicke, wie zum Beispiel die großartigen Dialoge der…

Unglaublich bedeutungsloses Buch
Entbehrlich / 15. August 2011

Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was Philipp Pullman am Klappentext meinte als er von einem „Genuss – kraftvoll und eindringlich“ sprach. Auch die Frage „Könnte diese Geschichte dein Leben retten?“ kann man als Leser getrost mit Nein beantworten. Worum geht es in dem Buch? Meg ist eine mehr oder weniger erfolgreiche Schriftstellerin, die sich zu Beginn mit Rezensionen und Work-Shops über Wasser hält, bis eines ihrer Romane als Filmvorlage dienen soll und somit der Geldregen ins Haus steht. Liiert ist sie mit einem totalen Versager, der in keiner Sekunde in diesem Buch sympathisch rüber kommt – kein Wunder, dass Meg ihn also beizeiten verlassen wird. Dann ist das noch eine unerfüllte Liebe zu einem 20 Jahre älteren Mann, eine Freundin, die mit ihrer Affäre zu tun hat, der verrückte Bruder ihres mittlerweile Ex-Freundes, der von seltsamen Neurosen geplagt wird und nicht zuletzt das Buch eines Autors, der eine These über die Unsterblichkeit aufstellt, die wohl keiner so richtig zu verstehen vermag. Kurzum: es geht um alltägliche Langeweilereien, wie etwa das Sockenstricken, das Spazierengehen mit dem Hund und zwischendrin geht es um Romanstrukturen und mehr oder weniger geheimnisvolle Dinge, die aber nie so richtig zu Ende erzählt werden. Highlight…

Absolut trashige Wiedergeburt
Entbehrlich / 14. Mai 2011

Der erste Absatz de Buches klingt ja noch recht lustig: „Sie glauben an Wiedergeburt? Das tat ich bislang auch. Aber ich habe meinen Glauben verloren. Ich habe meinen Glauben an das System verloren. Irgendetwas ist schiefgelaufen bei meiner Reinkarnation …“ Nun: der Ich-Erzähler entpuppt sich als Seele, die in einem T-Shirt wiedergeboren wird und fortan das Leben der Menschen eben von einer anderen Perspektive erlebt. Doch nach 51 Seiten habe ich das Buch verärgert beiseite gelegt. Was war passiert? Nun es mag klar sein, dass man sich als T-Shirt nicht unbedingt auf der höchsten Daseinsstufe befindet, aber muss es deswegen gleich dermaßen in den Keller gehen? Nach wochenlangem Rumliegen in einer Textilschütte, wie T.Shirt von einem Typen gekauft und erlebt auch schon bald was sein neuer Besitzer so treibt. T.Shirt verfolgt die Sexszenen mit der neuen Freundin aus dem Schrank heraus (gähn) wird von der Freundin als Pyjama benutzt (Männertraum) und schließlich von seinem Besitzer in einer Plastiktüte mitsamt den Körpergerüchen der Frau konsveriert! (geht’s noch tiefer?) Bei nächstbester einsamer Gelegenheit holt ihn sein Besitzer schießlich wieder aus dem Schrank um … mit T.Shirts konserviertem Frauengeruch zu onanieren (für Männer vermutlich irrsinnig witzig). Ach ja, und dann kommt noch ein…

Keine schlechte Idee, aber schlechte Umsetzung
Entbehrlich / 20. April 2011

In Main geht ein Meteorit nieder und verleitet eine junge Amerikanerin und ihre Freundin dazu, die Einschlagstelle ausfindig und den extraterrestrischen Fund zu Geld zu machen. Auf der anderen Seite der Weltkugel entdeckt man einen Krater, in dem sich Gestein mit radioaktiver Strahlung befindet, was sich finstere Organisationen zunutze machen und das Material verkaufen. Bald schon ist klar, dass der Himmelskörper in Amerika aufgeschlagen ist, die Erde durchdrungen hat und auf der anderen Seite wieder ausgetreten ist … und dass es sich hierbei unmöglich um einen Meteoriten handeln kann. Als jedoch offenbar wird, dass der Einschlag möglicherweise ein gezielter Angriff war und die „Waffe“ stärker als alles bislang bekannte, beginnt eine Jagd gegen einen unbekannten Feind – und gegen die Zeit, denn: der Ursprung des Angriffs kam vom Mars … Die Geschichte hört sich ja grundsätzlich nicht so schlecht an, leider gelingt es dem Autor jedoch nicht wirklich die Grundidee spannend rüberzubringen. Vielmehr ist es eine triviale Hetzjagd, bei der einer für ihr Alter viel zu schlauen Amerikanerin ebenso auf den Pelz gerückt wird, wie einem Wissenschaftler. Und während es die ganze Zeit nur um diese Jagd nach dem Beweis für diese „Waffe aus dem All“ geht, wird so gut…

Beim besten Willen kein Dan Brown
Entbehrlich / 20. April 2011

Zunächst beginnt die Geschichte ja recht spannend: eine Restauratorin wird tot aufgefunden, ein findiger Kommissar erkennt sehr bald, dass dies kein Unfall war, auch wenn alle Indizien dafür sprechen. Er macht sich sogleich auf die Suche nach den wahren Hintergründen, die ihn in die Geheimnisse rund um die Templer führen und in ein Vermächtnis, das der berühmte Konstrukteur der Sagrada Familia offenbar in versteckten Hinweisen hinterlassen hat. Soweit ist die Story ja noch spannend und hat auch einiges an Potenzial, doch leider verstrickt sich der Autor in unendlich komplexe Theorien, die von den Templern bis zu den Alchemisten, die den Stein der Weisen suchen, reicht. All das wird in hochkomplizierter Weise erklärt und dargestellt. Man könnte sich daraus vielleicht ein Bild machen, wenn es ein Film wäre. Als Buch jedoch kann man den Beschreibungen beim besten Willen nicht mehr folgen – im Gegenteil, sie sind ermüdend. So habe ich aus Erschöpfung und weil die eigentliche Geschichte – nämlich der Mordfall – beinahe zur Nebensache wird, das Buch zur Seite gelegt, bevor ich ans Ende kam. Schade. Sagrada von Enric Balasch, ISBN: 978-3-442-37440-3

Enttäuschend und nervtötend
Entbehrlich / 16. April 2011

Ich habe das erste Buch „Gut gegen Nordwind“ gelesen und damals als eine großartige Geschichte empfunden. Mit dementsprechender Erwartung bin ich an den Folgeband „Alle sieben Wellen“ herangegangen. 15 Sekunden später: Lesen Sie noch? 10 Sekunden später: Oder schlafen Sie schon? 40 Sekunden später: Wo war ich stehen geblieben? – Die Geschichte von Emmi und Leo gestaltet sich in jeder Hinsicht nervtötend. Zunächst offenbart sich Emmi als latente Zicke, die mit unterschwelligen Untergriffen schon nicht leicht auszuhalten ist. Dann wird das Buch durch die „10 Sekunden später“-Unterbrechung völlig zerlegt und lässt wahrlich keinen Lesefluss aufkommen. Auch kann man sich aus genau dem Grund nicht wirklich in die beiden hinein versetzen. Und zuguterletzt muss man sich denken – meine Güte, warum hören die nicht einfach auf zu schreiben und tun das, was alle tun, die verliebt sind, nämlich sich in den Arm nehmen? Tja. Ich bin auf der ganzen Länge enttäuscht, vom Buch und vom Hörbuch, das dem ganzen auch noch Stimmen leiht! Das Buch mag für Menschen sein, die blind einen Folgeband kaufen und lieben, für Leser ist es nicht. Leider. 20 Sekunden später: Wollen Sie noch mehr hören? 1 Tag später: Nachdem Sie mir nicht zurückgeschrieben haben, denke ich,…

Verwirrspiel macht noch keinen guten Roman
Entbehrlich / 16. April 2011

Sehr verführerisch hat der Klappentext des Buches geklungen und voller Freude machte ich mich ans Lesen – bis zur Seite 124 bin ich gekommen, dann hab ich aufgegeben. Was als tolles Verwirrspiel von anderen gelobt wird, halte ich für eine öde Taktik, die mir die Freude am Lesen genommen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass mehrere Personen die Handlung in der Ich-Form erzählen – was nicht unbedingt zur Lesefreundlichkeit beiträgt. Von einem guten Buch erwarte ich mir, dass es mich auf den ersten Seiten „abholt“ und dann nicht mehr gehen lässt. In diesem Fall fühle ich mich eher im Regen stehen gelassen und ganz ehrlich: ich habe keine Lust mehr darauf zu warten, bis mir irgendjemand einen Schirm anbietet. Leider kann ich dieses Buch nicht empfehlen – obwohl das Cover sehr gelungen ist! Der Magier von Montparnasse von Oliver Plaschka, ISBN: 978-3-60893874-6