Da sitzt ein Tintifax im weißen Haus
Zum Nachdenken / 11. März 2018

Donald Trump kann es selber nicht glauben. Gerade eben wurde der zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Das war beileibe nicht sein Plan. Er wollte einfach nur die Bekanntheit und das Getöse nutzen, um sich selber noch bekannter zu machen – um Geld damit zu machen. Jetzt hat er plötzlich politische Verantwortung am Hals, sollte nachdenken, sich informieren, lesen. Nichts davon ist seine Stärke. Das Lesen nicht, das nachdenken schon gar nicht. Und so zieht in das weiße Haus eine Truppe wild zusammengewürfelter Menschen ein, die fortan die politischen Geschicke einer Weltmacht lenken sollen und zu einem Großteil weder politische Erfahrung haben, noch das Talent zur Politik. Jeder macht was ihm richtig erscheint, allen voran Trumps Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner. Und natürlich Steve Bannon, der es auf wundersame Weise geschafft hat, dass Trump überhaupt gewählt wurde. Um im Gegensatz zu Trump verfolgt er sehr wohl große politische Ziele, die kurz umrissen so aussehen: alles soll sich ändern und zwar rasch. Die Querelen im weißen Haus, die Machtkämpfe, die Pannen und nicht zuletzt das hochnotpeinliche Twittern von Donald Trump bestimmen seither die Schlagzeilen. Meist wird darüber gelacht. Dann taucht plötzlich dieser Koreaner auf und prahlt mit seinen…

Man kann zwar Probleme beheben, nicht aber Veränderungen. Ihnen kann man sich nur anpassen …
Zum Nachdenken / 20. Februar 2018

 … unter diesem Aspekt lehrt uns der Autor den Blick zu schärfen, für die Veränderungen, die in unserem „System“ passieren. Gemeint ist damit im kleineren Sinn das Wirtschaftssystem, das aber nicht isoliert betrachtet werden kann, weil es ja Teil eines Gesellschaftssystems ist und das wiederum ist Teil eines Ökosystems. Denn, so der Autor, alles hängt immer irgendwie zusammen. Systeme haben generell ein gewisses Talent zur Selbstreparatur, sprich: wenn sie halbwegs flexibel sind, dann versucht ein System immer die „Sache“ (was auch immer das ist) wieder ins Lot zu bringen. In der Natur geschieht das andauernd, vor allem dann, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass eine Katastrophe nur subjektiv betrachtet eine solche ist. Objektiv gesehen, ist es der Druckausgleich, den ein System braucht, um weiter zu funktionieren. Wichtig sind dabei auch die Rückkopplungseffekte, von einem Teil des Systems zum nächsten, ähnlich einer Lawine. Und was wissen wir von einer Lawine? Sie findet den Weg ins Tal und: sie macht das mit zunehmender Intensität! Der Autor versucht uns also einzuführen in das Verständnis und Funktionieren von Systemen. Dazu greift er nicht selten auf wirtschaftliche oder physikalische Gesetze zurück, auf Formeln, bei denen ein Normalsterblicher mit Sicherheit aussteigt. Doch darüber muss man einfach hinweglesen und kann dies auch…

Vong Sprache her ein Desaster
Zum Nachdenken / 11. Februar 2018

Andreas Hock könnte man als depressiven Menschen einstufen. Und es ist auch kein Wunder, beschäftigt er sich doch mit dem Niedergang eines der wichtigsten Kulturgüter überhaupt: der Sprache. Die Anglizismen sind es diesmal, die ihm Sorgen bereiten, weil sie sich nicht nur in Wörtern wie „cool“ längst in unseren Wortschatz eingebrannt haben, sondern weil sie neuerdings die Speisekarten jedes Gasthauses verfremden, sodass man nicht mal mehr Gasthaus sagen darf, geschweige denn versteht, was einem eigentlich serviert wird. Darüber hinaus trauert er unter anderem auch dem handgeschriebenen Brief nach, der so viel mehr zu erzählen hat, als nur von der momentanen Gefühlswelt. Selbst die erschein in einem verfassten Brief wesentlich tiefer und ausdrucksstärker, als es ein Emoji jemals ausdrücken könnte. Warum? Weil sich der Verfasser wirklich Zeit nehmen muss, um das zum Ausdruck zu bringen, was ihn bewegt, anstatt auf vorgefertigte Icons zurückzugreifen. Dies sind nur einige Beispiele dessen, was Andreas Hock in die Verzweiflung treibt und unsereins gemahnen sollte, doch ein bisschen sorgsamer in der Sprache umzugehen – vong Prinzip her! Wenn du mich frägst, macht das in keiner Weise Sinn von Andreas Hock, ISBN 978-3742-30251-9

Es ist vernünftig Hoffnung zu haben …
Zum Nachdenken / 15. Januar 2018

Wir befinden uns am Ende einer Epoche. Es ist dies der Übergang in eine neue Zeit. Die alles verändernde Technologie, das schnelle Wachstum der Weltbevölkerung, die Klimaveränderung … Veränderungen dieser Dimension machen Angst und bringen Unsicherheit, weil man sie spürt, ohne sie greifen zu können, ohne zu verstehen, dass dieser Übergang auch ein Bereich voller Chancen ist. Nathalie Knapp erklärt anhand von Vergleichen mit der Natur, was es mit Übergängen auf sich hat. Ökoton, so nennt man diese Bereiche, beispielsweise zwischen Wald und Wiese, wo am meisten Artenvielfalt herrscht, weil dieser schmale Streifen von zwei Welten gespeist wird – vom Wald und von der Wiese. Auch für Menschen gibt es solche Übergänge, beispielsweise vom Kind zum Jugendlichen, vom Erwachsenen zum Alten, von der Schule ins Berufsleben, usw. Diese Veränderungen passieren meist schleichend, machmal in Form von Schicksalsschlägen auch sehr plötzlich. Und dann gilt es als Mensch zu erkennen: dass es jene Veränderungen sind, die das größte Potenzial in sich bergen. Was wir dafür brauchen ist ein größeres Maß an Unsicherheitstoleranz. Nathalie Knapp nimmt uns also mit auf eine Reise quer durch die Geschichte, die Philosophie, eines ganzen Lebens um am Ende festzustellen: „Es ist klug davon auszugehen, dass wir unsere Sache…

„Jeder hat Anspruch darauf, nicht verletzt zu werden.“
Zum Nachdenken / 1. Oktober 2017

„Anstand ist der Sinn für Gerechtigkeit, ein grundsätzliches Gefühl für Solidarität mit anderen Menschen, für Fairness, also für den Gedanken, dass man sich an die Regeln auch dann hält, wenn grad keiner hinguckt.“ So steht es ziemlich am Anfang von Axel Hackes Buch, in dem er den Versuch unternimmt, diesem Begriff ein Fundament zu geben. Denn – so scheint es – der Anstand gerät zusehends in Vergessenheit. Was die Gründe dafür sind, das versucht der Autor im Dialog mit einem (fiktiven) Freund herauszufinden. Dabei durchstreift er in Gedanken allerlei gesellschaftliche Probleme, gibt sich selbst eine Gedankenrichtung, um diese dann auch wieder umgehend zu verlassen. Kurzum: die Gedanken drehen sich mehr oder weniger Kreis. Dennoch schafft es der Autor, zumindest gewisse Eckdaten zu erfassen, wenn er sagt: „Es geht um ein gewissen Unbehagen, wenn man sich die gesellschaftliche Entwicklung ansieht.“ Da hat er wohl nicht unrecht, ebensowenig mit der Aussage, dass „es darum geht, dass Dinge ins Rutschen geraten.“ Ja, einmal mehr skizziert ein Schreiber und Denker, was man als halbwegs aufmerksamer Mensch selber fühlt: dass dieses Ideal – der Anstand – im Moment gerade nicht sehr hoch im Kurs steht. Ein paar Sätze aus dem Buch: „Wenn man von Anstand redet, sprach…

Alter ist vor allem Ansichtssache.
Für die Seele , Zum Nachdenken / 20. August 2017

Es kommt der Tag, da beginnt es zu zwicken und zu zwacken – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Man merkt, dass man nicht mehr gewillt ist, gewisse Dinge hinzunehmen, oder aber, dass es immer öfter Dinge gibt, die einen schlichtweg nerven. Ist es das Alter, dass uns da zu schaffen macht? Wird die Seele, der Geist, mit dem Alter träge? Ist es nicht nur der Körper, der dem Zerfall ausgesetzt ist, sondern sind es auch die Gedanken? Uwe Böschemeyer nimmt in seinem neuen Buch, die Wehwehchens genauer unter die Lupe. Das Gute dabei: er nimmt sie nicht allzu ernst! Vielmehr versucht der bekennende Logotherapeut und Theologe uns auf jenen Pfad zu führen, der da lautet: es geht auch anders –  und zwar immer – und zwar in jedem Alter. Ja, man kann sich über vieles Sorgen machen, man muss aber nicht. Und ja, man kann sich immer öfter die Sinnfrage stellen, oder darauf vertrauen, dass der Sinn ein uns durchflutendes Energetikum ist, dass man nur finden muss. Sicher, jene, welche gerade in einer Krise stecken, mögen vielleicht die Stirn runzeln. Aber der Autor sagt mit keinem Wort, dass es leicht wäre. Er zeigt vielmehr in ganz vielen Sätzen auf,…

Stell dir vor, es ist Geschichte und keiner hat Bock drauf.
Zum Nachdenken / 5. August 2017

Digitalisierung, Klimawandel, Völkerwanderungen – die Gesellschaft hat es derzeit nicht leicht, wird sie doch von vielen Seiten subtil bedroht. Es passiert schleichend und doch spüren es viele: das Leben, so wie wir es führen, ist auf die Dauer nicht mehr tragbar. Die Ressourcen der Erde werden über die Maßen strapazier – heuer im Jahr 2017 war es der 2. August, der jenen Stichtag markierte, ab dem wir „auf Pump“ leben. Die Digitalisierung – so sehr sie eine Errungenschaft darstellt – ist vielmehr eine Revolution. Doch anders als bei der letzten (der industriellen) werden nicht Jobs verloren gehen und andere geschaffen, sondern diesmal wird der Mensch durch Roboter ein für alle Mal ersetzt. Die Prognosen sprechen davon, dass in absehbarer Zeit 40 % keine Arbeit mehr finden werden. „Jede politische Partei, die jetzt noch Vollbeschäftigung in ihr Wahlprogramm schreibt, arbeitet am Problem vorbei“ – davon ist der Autor überzeugt. Doch es geht um sehr viel mehr. Es geht darum, dass der Kitt, der unsere Nachkriegsgesellschaft zusammenhält, der Konsum ist. Solange die Menschen Befriedigung darin finden, wenn sie sich etwas kaufen, solange wird jeder darauf bedacht sein, dass das System funktioniert, das allen etwas bringt. Doch: nach dem dritten Fernseher lässt das Glückgefühl zwangsläufig nach. Es gibt…

Traut man sich das heute überhaupt noch? Laut nachzudenken?
Zum Nachdenken / 17. Mai 2017

Hans Rauscher ist vielen bekannt als Journalist des Standard. Es ist Vertreter jener Journalistenzunft, die noch Wert darauf legt, dass Fakten doppelt und dreifach auf den Wahrheitsgehalt geprüft werden, bevor sie in einem Medium erscheinen. Dass man aber mittlerweile vieles unter dem fadenscheinigen Argument der „Political Correctness“ nicht mehr sagen darf, obwohl es den Fakten entspricht, das ist etwas mit dem Hans Rauscher seine Probleme hat. Darum hat er auch dieses Buch hier geschrieben, dass sich mit lauter heißen Eisen befasst. Allem voran ist das Thema der Zuwanderung ein roter Faden im Buch, ist sie doch der Grund für ganz vieles, das jetzt nicht mehr so gut läuft, wie früher. Sei es die Politik, die darauf Profit schlägt, sei es generell die Stimmung und die Angst in der Gesellschaft. Man muss schon auch mal den Mut haben in Ruhe darüber zu lesen, bevor man gleich wieder „Zündler“ schreit. Ja, er hat schon Recht, der Hans Rauscher, leicht ist es nicht, über manche Dinge einmal ohne Emotionen zu reden. Natürlich geht es auch um andere Themen, wie beispielsweise die Rechte der Frauen, den Zerfall der EU oder darüber, dass gerade jene, die ständig fordern (z.B. die Gewerkschaften) ebensolche sind, die es…

Roboter sind nicht unbedingt die besseren Menschen.
Zum Nachdenken / 23. April 2017

Mr. Sapien hat sich in einem Strandhaus eingemietet. Er ist in einem desolaten Zustand. Der linke Arm fehlt, die rechte Hand ist nur noch ein simple Greifklaue. Mr. Sapien ist ein alter Roboter, der noch von Menschen gebaut wurde, als diese Spezies noch den Planeten beherrschte. Heute sind sie eine Rarität. Geduldet, aber nicht geschätzt. Und für manche eine Studienobjekt, um jenen Teil zu erforschen, der Robotern irgendwie versagt ist: die Welt der echten, tiefen Gefühle. Das Herrenhaus, zu dem das Strandhaus gehört, wird von einer Roboterfamilie bewohnt und ganz offenbar gibt es auch einen Menschen in diesem Haus. Mr. Sapien erkundet die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner und lernt auch im echten Leben die Protagonisten kennen. Dabei stellt sich bald heraus, dass sich Mensch und Roboter nur in einem unterscheiden: Roboter können ewig leben, wenn sie wollen. Doch in punkto Grausamkeit, Hass und Gier stehen sie sich in nichts nach. Verworren ist die Geschichte von Mary Asimov 3000 und ihrem Bruder Kent, sowie einem weiteren Roboter namens Clarke. Und tragisch jene von Mr. Blackstone, jenem Menschen, der in seinem Sterbebett liegt. Die Geschichte ist düster, aber durchwegs faszinierend, weil sie die Welt aus Sicht der Roboter zeigt. Hier betrinkt…

Der „Weltenerklärer“ denkt über die Ära Trump nach
Zum Nachdenken / 12. Februar 2017

Hugo Portisch ist für mich der beste Geschichtsprofessor, den Österreich hat. Kaum einer kennt die Zusammenhänge so gut und war bei so vielen politischen Weltereignissen hautnah dabei. Will man die Welt verstehen, fragt man am besten den mittlerweile 90jährigen Journalisten. Schon sein Buch „Was jetzt“, das das Grundprinzip der Europäischen Union anschaulich erklärt, hat mich sehr beeindruckt, ja sogar belehrt. In seinem aktuellen Buch „Leben mit Trump“ analysiert er den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten und alle Politiker, die mit ihm die nächsten Jahre bestimmen werden. Und was man da für Gestalten kennenlernt ist alleine schon Grund genug zur Sorge. Nicht nur, dass alle Personen aus dem engen Politik-Kreis von Trump unermesslich reich sind, sie sind auch noch auf ihre Art extrem. Sei es die Bildungsministerin, die Waffen in Schulen befürwortet, oder der General, der jetzt als Verteidigungsminister angelobt wird, obwohl ein Kriterium für den Posten des Verteidigungsministers immer jener war, dass er eine Zivilperson sein müsste. Oder der Mann, der jetzt das Umweltressort leitet und dabei im Wahlkampf nichts anderes im Sinn hatte, als genau jenes Amt kalt zu stellen. Aber Hugo Portisch wagt auch den Blick in die Zukunft und versucht zu analysieren, wo es mit Trump hingehen wird….