.. es ist, was es ist – sagt die Liebe
Zum Nachdenken / 4. Februar 2011

So einfach, wie in der Überschrift, macht es sich der Autor nicht. Vielmehr versucht Richard D. Precht den Begriff der Liebe von mehreren Seiten zu beleuchten, ohne einen weiteren Ratgeber zu schreiben. Das war zum einen eine sehr mutige Idee und zum anderen ist die dem Autor hervorragend gelungen. Er sucht aus sämtlichen wissenschaftlichen Sparten jene Elemente zusammen, die den Begriff der Liebe erläutern oder eben auslassen. Man kann sich schließlich den Dingen auch nähern, indem man beschreibt, was es NICHT ist. Und so begibt sich der Autor auf eine Reise von der Evolutionsbiologie über die Soziologie und Psychologie bis hin zu allen Epochen der menschlichen Kultur um festzuhalten, was im Grunde flüchtig ist – die Liebe. Dabei erklärt er auch den Unterschied zwischen Emotion und Gefühl, stellt sich der Frage ob alles Leben Chemie ist (die Macht der Hormone) und räumt mit dem Irrglauben auf, dass Liebe selbstlos sei. Dabei begegnen einem die Idee der Romantik ebenso, wie die Frage in wie weit das Internet unsere Beziehungen zueinander verändert. All diese verpackt der Autor ist gut verständliche Worte. Er erklärt Fachbegriffe, stellt Thesen gegenüber, bringt alle Für und Wider und schafft es so ein „Best of“ zu diesem Thema…

Dieses Buch macht aus keinem Atheisten einen Gläubigen
Zum Nachdenken / 24. Januar 2011

In diesem Interviebuch steht der Papst persönlich Rede und Antwort! Keine kritische Frage wird ausgelassen, vom Kindesmissbrauch bis zu den Kirchenaustritten werden unliebsame Themen ebenso erörtert, wie die persönlichen Ziele des Papstes, der unter seinem weltlichen Namen Joseph Ratzinger eine Buch über den Menschen Jesus geschrieben hat. Und doch will keine Freude beim Lesen aufkommen. Als kritischer Gläubiger wartet man vergeblich auf eine Art „Erlösung“, die Wort, die der Papst spricht, dringen nicht durch, weil sie sich viel zu viel an der Oberfläche bewegen. Dies ist zum Teil auch die Schuld des Autors, der immer wieder Fragen stellt, in denen die Antworten bereits aufgelegt sind. Oftmals ist da zu lesen, dass der Papst sagt „Da gebe ich Ihnen recht“. Auch wenn der Autor vermutlich der Welt damit einen Gefallen tun wollte, indem er kircheninterne Probleme zur Sprache bringt, so frage ich mich, ob diese Fragen am Ende irgendetwas bewirken? Aus meiner Sicht ist dieses Buch eine vertane Chance – hier hätte sich der Papst, als Vertreter Christi wahrlich profilieren können, vielmehr hat er sich allzu weltlich und von alltäglichen Problemen überhäuft gezeigt. Ich habe das Buch nicht schlecht gefunden …. aber ich bin unzufrieden! ————————————————————- Trotzdem waren ein paar ganz…

Entscheidend ist nicht, was man den Leuten erzählt, sondern wie man das macht …
Zum Nachdenken / 15. Januar 2011

Nassim N. Taleb präsentiert uns die Idee von Ereignissen, die uns unvorbereitet treffen, weil sie durch jede Statistik fallen. Er versucht uns zu erklären, wie es möglich ist, dass wir Dinge manchmal derart falsch einschätzen, bzw. dass wir schlichtweg überrumpelt werden. Das Thema an sich ist also durchwegs spannend, und wenn man sich hineinliest, offenbaren sich auch die Erklärungen. Ich möchte zunächst vorausschicken, dass ich auf dem Gebiet der Statistiken ein Laie bin und keinerlei Vorkenntnis besitze. Ich kann daher den WISSENSCHAFTLICHEN Wert des Buches nicht beurteilen. Für mich sind Erklärungen über die „retrospektive Verzerrung“ (das ist das, was passiert, wenn man Erlebtes nacherzählt) oder die „Arroganz des Wissens“ (die Überbewertung dessen, was wir glauben zu wissen) durchaus Neuland und interessant. Leider verpackt der Autor diese leichter verständlichen Dinge in sehr viel Fachsimpelei über Statistiken (Gauß’sche Kurve, etc) und in Abschweifungen auf sein privates Leben, was sich bremsend auf den Unterhaltungswert des Buches auswirkt. Wer sich jedoch ein bisschen in der Materie auskennt wird sich mit dem Buch leichter tun und es entweder als Humbug abtun oder als geniale Idee hochheben. Wer keine Ahnung hat, braucht Ausdauer beim Lesen und sollte das eine oder andere Kapitel einfach überspringen. Der schwarze…

Wer die Wahrheit liebt, bildet sich niemals ein sie zu besitzen
Zum Nachdenken / 17. Dezember 2010

Richard D. Precht schafft es auch in seinem dritten Buch dem Leser auf recht spannende Weise den philosophischen Spiegel vorzuhalten. Diesmal entführt er uns in die moralische Ecke unseres Daseins und fragt: Ist der Mensch von Natur aus Gut oder Böse? Woher kommt das Gefühl das wir gemeinhin als „menschlich“ bezeichnen? Fürsorge, Mitgefühl, Altruismus, Hilfsbereitschaft … Und: was hat sich daran in den letzten Jahrzehnten geändert? Die Reise führt uns weit zurück bis zu den Urphilosophen der Antike, deren Erkenntnisse bis zum heutigen Tag nichts von ihrem Aktualitätswert eingebüsst haben. Aber – und das ist die herausragende Stärke des Autors – er bezieht auch die Biologie und Soziologie der Gegenwart in seine Gedanken mit ein. Dabei lässt er am Ende jedes Kapitels genug Fragen offen, über die sich der Leser selbst Gedanken machen kann. Besonders den letzten Teil des Buches fand ich sehr spannend, denn hier versuchte Richard Precht sich als echter Vordenker und Visionaer, wenn er sich Gedanken ueber die Demokratie als Gesellschaftsstruktur macht. Durchaus kritisch aber niemals ohne Hoffnung und schon gar nicht polemisch zeigt er auf, was falsch läuft und wie es besser sein könnte. Menschen wie er haben das Talent einem alles ins Gesicht zu sagen,…