Was, wenn es zu Hitlers Zeiten schon Internet gegeben hätte?
Zum Nägel kauen / 7. Oktober 2018

Es sind die 1930er Jahre und die deutsche Nation ist wütend. Nicht nur, dass ein großer Krieg verloren wurde, nein, auch alle Patente Deutschlands wurden als Regress für ungültig erklärt und der ganzen Welt zur Verfügung gestellt: das tragbare Telephon ebenso, wie die Komputer, die mit Elektrizität und nicht mehr mit Dampf betrieben werden. Mittlerweile umspannt ein sogenanntes Weltnetz weite Teile der zivilisierten Welt und verbindet Telephone und Komputer miteinander. Bargeld wurde abgeschafft, man bezahlt jetzt mit seinem mobilen Votel. Was niemand weiß: es gibt ein Amt in Deutschland, dass sämtliche dieser Daten, seien es die Gespräche oder die elektronischen Briefe, jede Geldbewegung, jeden Einkauf in riesigen Datensilos speichert. Das NSA – das Nationale Sicherheits-Amt – benutzt diese Daten für Auswertungen, die zunächst von sogenannten Programmstrickerinnen – allesamt Frauen – abgefragt und in der Folge von Männern analysiert werden. Als schließlich Hitler an die Macht kommt, wird akribisch nach abtrünnigen Menschen gesucht. Helene Bodenkamp, eine jener Programmstrickerinnen, ist ein Naturtalent, was das Erfinden von Abläufen anlangt und Dank ihres Einsatzes gelingt es auch, Menschen zu finden, die sich irgendwo in Geheimverstecken aufhalten, einfach nur durch den Umstand, dass das Abgleichen der Einkaufslisten von Haushalten hervorbringt, wieviel Kalorien in diesem Haushalt…

„Beam me up Scotty“
Zum Nägel kauen , Zum Zeitvertreib / 14. August 2018

Joel Byram und seine Frau Sylvia planen einen Kurzurlaub in Costa Rica, um ihre schon etwas angeschlagene Ehe wieder in Gang zu bringen. Doch auf dem Weg dorthin geht etwas schief. Der „Transport“ von Joel hat aus irgendeinem Grund nicht funktioniert. Als kurze Zeit später auch noch sein „Kom“ ausfällt ist klar, dass es da wohl was Gröberes hat … Wer jetzt die Stirn runzelt und nur die Hälfte verstanden hat, dem sei gesagt: wir befinden uns im Jahr 2147 und der Transport ist nichts anderes als das weltberühmte „Beam me up Scotty“ aus dem Raumschiff Enterprise. Menschen reisen nicht mehr mit dem Flugzeug, sie lassen sich transportieren. Dazu gehen sie ganz einfach in eines der vielen Transport Center, betreten einen Raum und sind Sekunden später am anderen Ende der Welt. Der „Kom“, das ist eine Kommunikationform, die sich direkt im Kopf abspielt, weil dort ein Chip implantiert ist. Es ist das neue Google/Whatsapp/Facebook/Skype-Modul, wenn man so will. Man kann einfach alles über die Gedanken übertragen: Nachrichten, Bilder, Messages. Zurück also zu Joel, der aus dem Transportraum heraustritt, um festzustellen, dass er immer noch am Ursprungsort ist: Die Panne, die da passierte ist weitaus dramatischer, als es anfangs aussieht, denn…

Dein Leben – ein idyllisches Kartenhaus
Allgemein , Zum Nägel kauen / 28. Juli 2018

Vivian ist verheiratet, Mutter von vier Kindern und arbeitet bei der CIA in der Spionageabwehr. Ihr kürzlich entwickeltes Programm zum Auffinden von russischen Schläfern in den Vereinigten Staaten scheint endlich ein brauchbares Ergebnis zu liefern. Doch als sie die Bilder am Computer sieht, wünscht sich Vivian, sie hätte das Programm nie entwickelt: auf einem der Fotos ist ihr Mann Matt zu sehen, der Vater ihrer vier Kinder. Und was 10 Jahre lang ein harmonisches Familienleben war, gestaltet sich zusehends zu einer Achtbahnfahrt der Gefühle, noch dazu, wo Matt keine Sekunde bestreitet einer sein: ein russischer Schläfer. Der Debütroman von Karen Cleveland ist beste Thrillerunterhaltung, nie langweilig und man spürt, dass die Autorin weiß wovon sie spricht, war sie doch selber bei der CIA tätig. Wahrheit gegen Wahrheit, von Karen Cleveland, ISBN 9783442716746

Und diesmal ist die Zeitreise echt
Zum Nägel kauen , Zum Zeitvertreib / 7. Januar 2018

In der Antarktis landet ein Raumschiff aus dem ein Außerirdischer entsteigt. Wäre nicht prompt zu jener Zeit ein Forschungsschiff in diesen Breiten unterwegs, um nach dem Einstieg zum Mittelpunkt der Erde zu suchen, wäre dieses Ereignis ohne Folgen geblieben. So aber findet eine ganze Mannschaft bis auf zwei Männer den Tod und ein Wesen aus den Weiten des Universums einen Weg in die Zivilisation. 70 Jahre später schreibt H.G.Wells einen Roman über den „Krieg der Welten“, die in London ihren Anfang findet, ein Mann, der seit zwei Jahren tot ist, erwacht zum Leben und will seiner Angebeteten einen unmöglichen Wunsch erfüllen und ein Außerirdischer beginnt seine Invasion, die durch nichts aufzuhalten ist. Und einmal mehr ist es unser wunderbarer Schriftsteller, der eine Lösung herbeiführen kann und diesmal ist alles an der Zeitreise echt … Felix J. Palmas Fortsetzungsroman im viktorianischen London erzählt uns einmal mehr von den wundersamen Verknüpfungen des Schicksals, lässt uns Eintauchen in eine Science-Fiction-Vorstellung, ohne jemals gekünstelt zu wirken und wieder ist es die Schreibweise des Autors, die diesen Spannungsbogen bildet, indem er sich immer wieder direkt an den Leser wendet, um ihn aus der momentan aussichtslosen Situation herauszunehmen und einfach an einer anderen Stelle der Geschichte…

Drehschwindel bei einer Zeitreise der Sonderklasse
Allgemein , Zum Nägel kauen , Zum Zeitvertreib / 19. November 2017

Jack the Ripper treibt sein Unwesen und ausgerechnet die Geliebte von Andrew Harrington findet einen grausamen Tod. Seinem Leben kann er keinen Sinn mehr abtrotzen, so beschließt Andrew dem Elend ein Ende zu bereiten. In letzter Minute hält ihn sein Cousin Charles davon ab: er weiß einen Weg das Geschehen rückgängig zu machen. Ein neues Unternehmen ist in London aufgetaucht, das Zeitreisen verspricht. So könnte man doch ungehindert zurückreisen und die Tat ungeschehen machen. Gesagt, getan, die beiden begeben sich zu Gilmore Murray, der ihnen das Geheimnis um die Zeitreise erklärt, die – so bedauerlich es auch ist – nur nach vorne in die Zukunft funktioniert. Genauer gesagt nur an einen bestimmten Tag im Mai des Jahres 2000. Doch – so der Zeitreisen-Experte – es könnte einen Mann in London geben, der dennoch eine Lösung wüsste: ein Schriftsteller namens H.G. Wells … So beginnt das viktorianische Abenteuer in Felix J. Palmas überaus unterhaltsamen 1. Teil einer Trilogie, in der uns noch weitere bekannte Persönlichkeiten begegnen. Der Schreibstil des Buches ist gediegen, ja durchaus von feiner Feder und er ist insofern besonders, als dass der Autor selbst sich immer wieder an den Leser wendet. Man taucht also in die Geschichte ein,…

Wenn die Wissenschaft die Existenz Gottes widerlegt …
Zum Nägel kauen / 7. Oktober 2017

Als Robert Langdon von einem seiner ehemaligen Schüler, dem Computergenie Edmond Kirsch, eine mysteriöse Einladung ins Guggenheim Museum nach Bilbo erhält, ahnt er nicht, dass er einmal mehr mit dem Glauben konfrontiert wird. Doch diesmal geht es der Religion an sich an den Kragen, denn Edmond Kirsch behauptet, auf die elementaren Fragen der Menschheit „Woher komme ich“ und „Wohin gehe ich“ Antworten gefunden zu haben, die sämtliche Glaubensgemeinschaften der Welt endgültig ins  Reich der Märchen und Fantasien schicken würde. Die Präsentation wird zum Schauplatz eines Attentats und der berühmte Symbolforscher aus Harvard findet sich bald in ein Komplott wieder, in dem das spanische Königshaus ebenso verwickelt ist, wie Würdenträger dreier Weltreligionen und eine mysteriöse katholische Sekte, die enorme Macht zu besitzen scheint. Angeleitet von Winston, einer von Edmond Kirsch geschaffenen künstlichen Intelligenz, irrt Robert Langdon durch die dunkle Nacht von Bilbao bis nach Barcelona in die berühmte Sagrada Famiglia. In seiner Begleitung die schöne Ambra Vidal, ihres Zeichens Kuratorin des Guggenheim Museums und Verlobte des spanischen Kronprinzen. Wer die Bücher von Dan Brown kennt, weiß, dass es immer um historische Gebäude geht, um mystische Geschichten und jede Menge Symbole. Man kann getrost neben dem Lesen der Lektüre Wikipedia aufsuchen und wird vieles bestätigt finden….

Das Ende einer Großmacht
Zum Nägel kauen / 11. September 2017

Dies ist die Geschichte der Familie Chestnut, wie sie sich in einer möglichen Zukunft ab dem Jahr 2075 zugetragen haben könnte. Die Geschichte des zweiten amerikanischen Bürgerkriegs, der aufgrund von Klimaveränderungen seinen Lauf nahm, der das Land erneut entzweite und zu einem unbedeutenden Flecken Erde machte. Es ist die Geschichte von Sarat Chestnut, die mit ihrer Schwester und ihrem Bruder in einem Flüchtlingslager aufwächst, die einen feigen Angriff überlebt und fortan als Rebellin ihren Dienst für die Sache tut. Es ist aber auch die Geschichte einer Person, die letztendlich das ganze Land beinahe ausrottet, in dem sie eine Krankheit freisetzt – ausgerechnet am Wiedervereinigungstag, also am Ende eines langen Krieges. Der Autor Omar EL Akkad, wanderte von Ägypten nach Amerika aus und beschreibt im Grund das, was derzeit im nahen Osten passiert, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Es ist Amerika, das sich zerfleischt, es sind die Flüchtlinge von dort, die überall mit Verachtung gestraft werden. Es ist der nahe Osten, der in seinem Roman aus seiner Asche steigt,  zu einem geeinten Reich zusammenfindet und großes Interesse daran hat, dass Amerika nicht wieder auf die Beine kommt. Es ist eine Zukunft, wie sie durchaus möglich erscheint: das Klima, das die Landkarte der Welt nachhaltig…

Ein Riese kommt selten allein.
Allgemein , Zum Nägel kauen / 6. August 2017

Themis, der Roboterriese, dessen Teile Dr. Rose Franklin vor 10 Jahren gefunden und zusammengebaut hat, steht vor einer neuen Herausforderung, als plötzlich in London ein weiterer Giant auftaucht. Größer, moderner und ganz offenbar schlagfertiger, denn einen ganzes Eck von London wird durch einen einzigen Lichtkreis pulverisiert. Und so tritt die alte Truppe wieder auf den Plan. Die beiden Piloten Kara und Vincent, die Themis steuern, der unbekannte Mann, der die Macht und die Mittel besitzt, der geheimnisvolle Mr. Burns, der sich als eine besondere Spezies offenbart und natürlich Dr. Rose Franklin, die eigentlich gar nicht da sein sollte, weil sie vor 4 Jahren starb … Auch die Fortsetzung von Giants ist ein unterhaltsamer und spannender Pageturner, der über weite Strecken nicht in der Erzählform, sondern in direkten Dialogen, die als Protokolle dargestellt werden, funktioniert. Gerade dieser Schreibstil ist es, der das Buch auch irgendwie so spannend macht. Die Geschichte selbst endet vielleicht nicht unbedingt so, wie man sich das erhofft, auch die Tatsache, dass ein 10jähriges Mädchen zum Wunderkind wird, mag unglaubwürdig erscheinen. Dennoch tut es dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Giants (2) Zorn der Götter, von Sylvain Neuvel, ISBN 978-3-453-53480-3

In die Berg’ bin i gern … oder doch lieber nicht?
Zum Nägel kauen / 14. Juli 2017

Jeremiah Salinger ist ein amerikanischer Drehbuchautor, der mit seiner Ehefrau Anneliese und seiner Tochter Clara den weiten Weg von New York nach Siebenhoch auf sich nimmt – einem kleinen Südtiroler Bergdorf aus der Anneliese stammt. Ein schwerer Schicksalsschlag, bei dem Salinger fast ums Leben kommt sorgt dafür, dass sie länger in Südtirol bleiben als erwartet. Salinger, der dennoch stets seinen Instinkten auf der Suche nach eine guten Story folgt, hört irgendwann zum ersten Mal die Geschichte vom Blettenbach-Massaker, bei dem drei Menschen auf grauenvolle Weise hingemetzelt wurden. Die Geschichten, die sich darum ranken und die Schlucht selbst beherbergen Geheimnisse und Wahrheiten in sich, die man besser im Verborgenen lassen sollte, doch Salinger lässt nicht locker. Im weiter und weiter zieht es ihn hinab in einen Strudel aus Lügen und Vermutungen, bis er schließlich die ganze Wahrheit erfährt – zu einem hohen Preis, den seine Familie zu bezahlen hat … Der Autor, Luca d’Andrea, stammt selbst aus der Gegend, von der er schreibt und das merkt man in jedem Detail: bei den Charakteren, bei der Landschaft, bei den Eigenheiten, wie sie einem Bergvolk eben innewohnen. Obwohl die Geschichte Fiktion ist, stellt man sich dennoch die Frage: Gibt es die Blettenbachschlucht wirklich? Und ist sie von prähistorischer…

Überlebenskampf im Eismeer
Allgemein , Zum Nägel kauen / 12. Juli 2017

Matt Lewis ist Meeresbiologie. Als er endlich die Chance erhält auf einem Fischtrawler ins Südpolarmeer mitzufahren, ist die Freude zunächst groß. Sie wird schon etwas kleiner, als der das Schiff, das in Kapstadt vor Anker liegt, sieht. Es ist nicht im besten Zustand und obwohl es in die wildesten Gewässer dieses Planeten geht, scheint die ganze Mannschaft nicht gerade bestens ausgerüstet zu sein. Das Schiff sticht in See mit dem Ziel Seehechte zu fangen. Sie fahren südlicher und südlicher hinab ins Polarmeer weit über den 50. Breitengrad. Ein Unwetter braut sich zusammen und wie so oft ist es menschliches Versagen, das zu jener Katastrophe führt, für die Matt Lewis Jahre braucht, um überhaupt darüber berichten zu können … Das vorliegende Buch ist ein Seefahrerbericht. Ohne viel Emotion, aber voller Fakten, die umso anschaulicher demonstrieren, wie eine Fehlentscheidung nach der anderen dazu führt, dass letztendlich 17 Mann in einer gefluteten Rettungsinsel sitzen, bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Wer wahre Geschichten mag, ist mit diesem Buch gut beraten. Wer in der Sommerhitze nach Abkühlung sucht ebenso, denn man spürt förmlich den eisigen Wind, der einem ins Gesicht bläst. Und sollte jemand beim Lesen dieses Buches gerade die Füße ins Meer hängen…