Reichtum heißt imstande zu sein, andere für sich arbeiten zu lassen.
Zum Nägel kauen / 1. November 2011

Dies ist die Geschichte von Hiroshi und Charlotte, die in ihren Kindheitstagen beginnt. Der Zufall will es, dass sie einander für kurze Zeit als Kinder begegnen und – trotz des gesellschaftlichen Unterschieds – Freundschaft schließen. Besagter Unterschied zwischen arm und reich ist es auch, der Hiroshi beschäftigt und ihn grübeln lässt? Kann man etwas tun, was alle Menschen reich sein lässt? Jahre später treffen sie sich in Harvard wieder. Hiroshi ist mittlerweile Student für Robotertechnologie und hat es auch schon zu einer gelungenen Erfindung gebracht. Charlotte ist Anthropologin und folgt so ihrem inneren Instinkt, der ihr eine Fähigkeit verleiht: Sie kann, wenn sie Gegenstände angreift, deren Vergangenheit sehen. Erneut will es das Schicksal, dass die beiden kurz zusammenkommen und sich dann wieder verlieren und wieder ist es jener gesellschaftliche Unterschied, der die beiden offensichtlich trennt. Daraufhin besinnt sich Hiroshi seiner Ideen in der Kindheit und er beginnt etwas zu entwickeln, das die Welt verändern wird: eine sich selbst replizierende Maschine, die sich mit anderen Elementen verbunden zu allem entwickeln kann, was nötig ist! Sie kann Rohstoffe aus Müll filtern, Häuser bauen, Material umwandeln, kurzum: dem Menschen jene Arbeit abnehmen, die ohnehin keinen Spaß machen. So zumindest sieht das Hiroshi. Charlotte…

Wenn du einschläfst, ist alles, was du heute erlebt hast, nie passiert.
Zum Nägel kauen / 11. September 2011

Christine Wheeler wacht jeden Morgen auf, und weiß nicht, in welchem Leben sie sich befindet. Es kann nicht das ihre sein, soviel ist sicher. Sie kennt den Mann nicht, der neben ihr liegt, sie kennt nicht einmal das Spiegelbild der Frau, die aussieht wie eine 46jährige. Sie selbst ist doch erst 27! Jeden Tag muss sich sich von ihrem Mann Ben aufs Neue ihr Leben erklären lassen: Sie leidet an einer sehr starken Amnesie, die die Folge eines Autounfalls war. Seit diesem Zwischenfall kann sie sich nur an Dinge erinnern, die sehr lange zurückliegen, nicht aber an das, was am Vortag geschah. Doch da ist noch mehr. Christine bekommt jeden Tag einen Anruf von einem Arzt, der sich als ihr Therapeut ausgibt und ihr sagt, dass sie im Schrank ein Tagebuch versteckt hält. Ein Tagebuch, in dem sie seit gut 14 Tagen täglich aufschreibt, was ihr wiederfährt, bzw. was von ihrem alten Leben als Bruchstücke in die Erinnerung zurückkehren. Und es dauert auch nicht lange, da offenbart sich das ganze Ausmaß der Katastrophe, die Christine seit gut 20 Jahren in einer Schleife gefangen hält. S.J. Watsons Roman ist ein erstklassiger Thriller, der sehr atmosphärisch wirkt. Man spürt fömlich die Hilslosigkeit…

Stalins Erbe
Allgemein , Zum Nägel kauen / 27. August 2011

Dr. Fluke Kelso ist Historiker und Spezialist für russische Geschichte. Auf einem Symposium in Moskau begegnet er einem Mann, der behauptet, dass er wisse, wo Stalins geheimes Notizbuch versteckt sei. Jenes Relikt, nachdem seit dem Tod des charismatischen Anführers der Russen sowohl seine Anhänger als auch seine Gegner verzweifelt gesucht hatten, da angenommen wurde, dass es brisante und mitunter bedeutsame Geheimnisse enthielt. Kurz nachdem der Unbekannte sich bei Kelso aussprach wird er auch schon tot aufgefunden, damit ist klar, dass das Interesse an dem Notizbuch auch Jahrzehnte nach Stalin besteht. Der Historiker  begibt sich also auf die Suche, findet die Tochter des Unbekannten und hebt letztendlich dank ihrer Hilfe den vielversprechenden Nachlass von Stalin. Doch was die beiden da schließlich in Händen halten ist alles andere, als das, was sie erwartet hatten. Robert Harris ist bekannt dafür, dass er Geschichte mit Fiktion vermischt und daraus eine neue durchaus realistische Geschichte zu schaffen vermag. Auch in dem vorliegenden sehr spannenden Thriller  gelingt ihm dies hervorragend und man stellt sich als Leser schon die Frage: „Was, wenn dies tatsächlich so passiert wäre?“ Das Buch werden jene besonders lieben, die diese typischen dunklen Beschreibungen eines desolaten und durch und durch korrupten Russland mögen…

Ein höchst spannendes Plädoyer gegen die Todesstrafe
Zum Nägel kauen / 27. August 2011

Reverend Keith Schroeder bekommt eines Tages Besuch von einem vor Schmerz gebeugten Mann, der ihm auf recht unverblümte Art beichtet, dass er vor 9 Jahren ein Mädchen in Texas vergewaltigt und getötet hat. Für diesen Mord sitzt ein Schwarzer in der Todeszelle und soll in vier Tagen hingerichtet werden. Der Referend sieht sich vor einem unlösbaren Problem: zum einen sitzt ein Mörder vor ihm, der ihn an seine Schweigepflicht als Priester erinnert, zum anderen wird in wenigen Tagen ein Unschuldiger für das Verbrechen hingerichtet werden. Keith kann den Unbekannten schließlich dazu überreden mit ihm nach Texas zu gehen und ein Geständnis abzulegen. Bei Nacht und Nebel fahren sie bis nach Slone, jenem Ort, wo angesichts der bevorstehenden Tötung eines Schwarzen bereits der Aufstand geprobt wird. Es kommt wie es kommen muss: das Geständnis wird aufgezeichnet, dem Berufungsrichter vorgelegt und für unglaubwürdig erklärt. Selbst als der Mörder vor laufende Kameras tritt und seine Tat gesteht, kann dies nicht die Tötungsmaschinerie aufhalten, die bereits in vollem Gange ist … John Grisham neuer Justizthriller ist Emotion und Spannung auf höchster Ebene. Während sich die einen nichts sehnlicher wünschen, als dass endlich die Todesspritze angesetzt wird, kämpfen die anderen verzweifelt um jede noch verbleibende…

Was, wenn Hitler nie gelebt hätte …
Zum Nägel kauen / 25. Juli 2011

Michael Young ist Geschichte-Student im Cambridge und gerade mit seiner Doktorarbeit über Adolf Hitlers Aufstieg fertig geworden. Durch einen Zufall begegnet er Leo Zuckermann, Professor für Physik. Dieser ist von Michaels Arbeit sehr angetan und lädt ihn in sein Labor ein, um ihm einen unglaublichen Vorschlag zu unterbreiten: was, wenn man die Geburt Hitlers verhindern könnte und aus diese Weise, die Geschichte einen völlig anderen Lauf nehmen würde? Die beiden hecken einen waghalsigen Plan aus … als Michael wieder zu sich kommt ist die Welt eine andere. Er ist in Princeton, USA studiert Philosophie muss jedoch bald schon feststellen, dass die Welt ohne Hitler auch nicht besser geworden ist. Was Stephen Fry uns in dem vorliegenden Roman liefert ist eine abwitzige Achterbahnfahrt zwischen echter und möglicher Zeitgeschichte, zwischen dem Bösewicht Adolf Hitler und einer Person, die statt seiner die Welt aus den Fugen hebt. Einzige Schwachstelle in dem Roman ist jener anstrengend zu lesende Teil, der in Form eines Drehbuchs geschrieben ist. Vermutlich wollte der Autor damit klar machen, dass man sich nicht selten fühlt, als wäre man in einem Film … oder aber, dass an diesen Stellen gerade „Geschichte“ geschrieben wird. Wie dem auch sei – wäre dieser Part…

Guter Urlaubskrimi mit geschichtlichem Hintergrund
Zum Nägel kauen / 23. Juli 2011

Als der Kriminalist Gero Herbst zu einem Mordfall gerufen wird, ahnt er noch nicht, dass dieser möglicherweise mit den letzten Weltkriegstagen an der Elbe zusammenhängen würde … und mit seinem Vater. Der Tote entpuppt sich zunächst als ein Mann, der nach dem Grund der Leukämieerkrankung seiner Tochter sucht und diesen im sogenannten Leukämiecluster an der Elbe findet – jenem Bereich, wo es auffällig viele Leukämiekranke gibt. Liegt die Schuld am  nahegelegenen Kernkraftwerk, oder am ursprünglichen Sitz der Dynamitfabrik von Alfred Nobel, die an dieser Stelle die den Krieg der Deutschen gegen den Rest der Welt mit Munition versorgte? Oder liegt es daran, dass damals im Jahr 1945 nicht nur  Geschützmunition hier entwickelt wurde, sondern vielleicht sogar die ultimative V-Waffe? Hatten die Deutschen womöglich die Atomwaffe bereits in ihren Händen? Gero Herbst untersucht akribisch die Spuren, die von dem Toten weg in die Vergangenheit führen, nur um bald schon festzustellen, dass sein Vater zur selben Zeit in der selben Munitionsfabrik gearbeitet hat … Boris Meyns Krimi ist recht unterhaltsam und durchwegs spannend. Geschichte und Fiktion treffen gekonnt aufeinander und lassen einigen Spielraum für die eigene Fantasie. Das Buch hinterlässt jetzt zwar keinen bleibenen Eindruck, kann aber als Strandlektüre sicher gute Dienste…

Dumas‘ Rächer ist im 21. Jahrhundert angekommen
Zum Nägel kauen / 29. Mai 2011

Als Ned Maddstone während einer Vorlesung heimlich das Tagebuch seines Studienkollegen Ashley Barson-Garland liest, ahnt er nicht, welche Folgen das für ihn haben würde. Und als er auf dem Segeltörn nach Schottland den Brief des sterbenden Kapitäns annimmt – mitsamt dem Auftrag ihn heimlich an eine bestimmte Adresse zu bringen – kann er nicht wissen, dass dieses Geheimnis sein Leben von Grund auf ändern würde. Genauso wenig wie es für ihn zu diesem Zeitpunkt vorstellbar ist, dass die Eifersucht auf seine Freundin einen jungen Mann dazu bringen würde an einem dummen Streich mitzuspielen … Es sind die verzwickten Ereignisse des Schicksals, die dazu führen, dass Ned Maddstone eines Tages verhaftet wird. In seiner Lederjacke findet man Drogen und einen Brief. Der ermittelnde Beamte Oliver Delft erkennt bald, dass die Drogengeschichte ein Jungenstreich war, doch der Brief beunruhigt ihn zutiefst, handelt es sich dabei doch um eine Todesliste – ausgestellt von der IRA. Als er den Empfänger des Briefes von dem verunsicherten Ned Maddstone erfährt, muss er unverzüglich handeln, und beschließt den blonden Schönling für immer von der Erdoberfläche verschwinden zu lassen. Jahrzehnte später – wir befinden uns am Beginn des Milleniums – taucht in allen Medien eine geheimnisvolle Person auf,…

Gefährlich werden Prophezeiungen erst, wenn man ihnen glaubt.
Zum Nägel kauen / 9. Mai 2011

Mavie Heller könnte sich zu den glücklichsten Menschen zählen. Soeben hat sie eine Jobzusage im einem berühmten, aber genauso geheimnisumwobenen Klimaforschungsinstitut bekommen. Doch die Freude währt nur kurz, denn als sie eines Abends eines heimlichen Blick auf das undurchschaubare, aber ebenso geniale Programm „Prometheus“ wirft, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass es eine Prophezeiung für die Welt im kommenden Halbjahr auswirft, die mehr als alarmierend ist. Sintflutartige Regenfälle im Norden, extreme Dürre im Süden – die Folge: 800 Millionen Tote! Mit ihrem naiven Versuch sich diese Informationen von ihrem Vorgesetzten erklären zu lassen, bringt sie einen Stein ins Rollen, bei es in kürzester Zeit in ihrem direkten Umfeld um Leben und Tod geht. Das schlimmste dabei ist die Frage: was, wenn Prometheus sich irrt? Das Buch von Sven Böttcher ist ein sehr gelungener Klima-Thriller, der mit allerlei Überraschungen aufwartet. Da die Geschichte in der nahen Zukunft spielt, ist es auch durchaus vorstellbar, dass die technischen Gegebenheiten exakt so sind, wie beschrieben – und dass die Wissenschaftler tatsächlich über bizarr anmutende Ideen nachdenken, wie z.B. einen Vulkan zu sprengen, der durch die Aschewolke die südliche Hemisphäre abkühlt. Der Vergleich mit Frank Schätzings „Der Schwarm“ ist etwas unrund, dazu ist das Buch…

Was Karl der Große und das ewige Eis miteinander verbindet
Zum Nägel kauen / 20. Februar 2011

Cotton Malone ist ein ehemaliger Agent, dessen Vater vor Jahrzehnten von einem U-Booteinsatz nicht zurückkehrte. Jetzt hält er ein geheimes Dokument in Händen, das belegt, wo sein Vater wirklich war – nämlich auf einer geheimen Mission in der Antarktis. Bald schon verdichten sich die Vermutungen, dass hinter dieser Mission weiter mehr steckte als in offiziellen Papieren verlautbart wurde. Nichts geringeres als eine versunkene Kultur wurde damals entdeckt – eine Kultur, von der bereits Karl der Große seinen Nutzen zog. Ein Umstand, der ihn zu einem der mächtigsten Kaiser überhaupt machte. Die Spuren führen Malone nach Deutschland zu einer Familie deren Oberhaupt in dem selben U-Boot war wie sein Vater. Doch ob es Verbündete auf seiner Suche sind, oder Feinde – das kristallisiert sich erst so nach und nach heraus. An der Schnitzeljagd nach der Vergangenheit beteiligen sich jedoch nicht nur der Ex-Agent undd die deutsche Familie, auch hochrangige Offiziere in den USA haben da noch ein Wörtchen mitzureden, gilt es doch ein unglaubliches Geheimnis zu bewahren – bis es schließlich zum großen Showdown in der Antarktis kommt. Steve Berry hat hier eine Mischung aus Spionagethriller und Mistery geschrieben, deren Teile an Dan Brown ebenso erinnern, wie an eine Agentengeschichte alla…

Wir alle sind Marionetten unseres eigenen Denkens.
Zum Nägel kauen / 14. Februar 2011

John le Carré skizziert in seinem Thriller eine Szenario, wie es sich tagtäglich zutragen dürfte. Ein Illegaler wird verdächtigt nur aus einem Grund hier zu sein – um Unheil zu stiften. Gesucht werden immer nur Beweise, die DAFÜR sprechen, niemals aber dagegen. Und so entsteht ein Schauspiel, das einerseits geradezu krotesk paranoid ist, andererseits aber genausogut Realität sein könnte. Und wenn man das Buch gelesen hat fragt man sich, ob nicht vieles was passiert einzig aus dem Grund so eintrifft, weil irgendwelche Geheimdienstler Böses vermuten, wo nichts dahintersteckt. Eine Art selbstverfüllende Prophezeihung sozusagen. Das Buch dürfte all jenen Gefallen, die auch die Bücher von Robert Ludlum mögen. (Bourne-Trilogie, Ambler-Warnung etc.) Auch wenn dieses Buch weniger „actionreich“, dafür aber wesentlich subtiler ist. Marionetten von John le Carré, ISBN: 978-3550087561