Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Zum Lachen / 6. Februar 2014

Sex, Drugs & Rock’n Roll – auch im dritten Buch von Moritz Matthies geht die Post ab! Der Erdmännchen-Clan im Zoo steht vor einer Menge neuer Herausforderungen. Und gäbe es nicht die beiden genialen Brüder Rufus und Ray würde es wohl schlecht aussehen, neuerdings wird nämlich gedealt im Zoo. Das Zeug, das vertickt wird, ist allerdings nicht ganz ungefährlich und ruft wohl alle möglichen Urinstinkte hervor: Justus das Nashorn schafft es plötzlich seinen Zaun zu durchbrechen, eine Antilope springt in das Löwengehege und den König der Tiere zu verhauen und selbst die strohdummen Flamingos kommen plötzlich auf neue Gedanken. Als es jedoch einen Bruder von Rufus und Ray erwischt und dieser fast draufgeht, beschließen die beiden, die Sache zu beenden. Dass da auch noch Phil, der Detektiv mit im Spiel ist und die Wasserleiche in der Kanalisation im direkten Zusammenhang mit den Vorkommnissen im Zoo steht, rundet das Feuerwerk an Spannung und Komik nur noch ab. Ich finde diese „Tiergeschichten“ rund um die Erdmännchen schlichtweg genial. Die Figuren sind so lebendig, haben Charakter (und -schwächen), Eigenheiten und Herz, mehr oder weniger Verstand, kurz: es macht Spaß im Zoo zu verweilen! Weiter so! Voll Speed von Moritz Matthies, ISBN: 978-3651000544

Ich bin nicht imaginär …
Zum Heulen , Zum Lachen / 17. August 2013

Budo sieht aus wie ein Mensch, kann sprechen, laufen, durch geschlossene Türen gehen und hat sogar Ohren. All das ist nicht selbstverständlich, denn Budo existiert nur, weil Max ihn so geschaffen hat. Budo ist der imaginäre Freund des 8jährigen Max Delaney, der autistische Züge aufweist und sich dementsprechend schwer tut mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Mit Budo hingegen kann er alles besprechen, mehr noch, sein Freund spielt mit ihm, beschützt ihn und steht Schmiere an der Klotür. Eines Tages jedoch hat Max ein Geheimnis, das er Budo nicht verraten will und kurz darauf muss Budo zusehen, wie Max in das Auto seiner Lehrerin steigt und verschwindet. Während die Polizei verzweifelt nach dem Jungen sucht und seine Eltern hilflos zuhause auf Nachricht warten, muss Budo einsehen, dass er sich der Umwelt nicht zeigen und somit auch nicht erklären kann, was geschehen ist. Und plötzlich hat Budo nicht nur Angst um Max, sondern auch um sich, denn: was passiert, wenn Max stirbt? Matthew Dicks schreibt das Buch als Budo und öffnet damit eine völlig neue Perspektive. Nicht nur, dass wir Bekanntschaft machen, mit den Eigenheiten von imaginären Freunden – von denen es natürlich mehrere gibt – Budos Gedanken konfrontieren uns auch mit…

Nach den Kois folgt der Schmetterling
Zum Lachen / 21. April 2013

Al Greenwood steckt in der Klemme. Auf einer Kreuzfahrt springt eine Frau wegen ihm notgedrungen über die Reling und fordert – kaum, dass sie wieder an Land sind – als Gegenleistung, dass Al dafür ihren Mann ins Jenseits befördert. Zeitgleich taucht Audrey im Bungalow auf, frisch ausgebüchst aus dem Gefängnis, in dem sie wegen Mordes einsaß. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Mann besagter Dame mit Rachegelüste, das selbe von Al will: nämlich, dass er seine Frau ums Eck bringt. Zwei Auftragsmorde also, eine Mörderin auf der Flucht und dann noch die ewig zugerauchte Nachbarin und der grenzdebile Inspektor Rump mit seinen Fischen. Al hat alle Hände voll zu tun und es dauert auch nicht lange, bis der erste Tote zu vermelden ist – auch wenn alles ganz anders kommt, als geplant. Tim Bindings drittes Buch über die Machenschaften von Al Greenwood setzt nahtlos an die vorherigen Bände an. Der schwarze Humor ist allgegenwärtig, die Aberwitzigkeit der Situationen sorgt für viele Schmunzler. Leider sind die Abstände zwischen den einzelnen Bücher etwas zu groß und so wusste ich gar nicht mehr alles, was vorher passiert war. Wer also Tim Bindings Trilogie in einem Stück liest, hat garantiert noch…

Unterirdisches Geheimnis mit überirdisch guter Starbesetzung
Zum Lachen / 1. April 2013

Als Rufus und Ray eines Nachts auf ihrem Hügel Wache schieben und über das Leben und die Liebe sinnieren, leuchtet plötzlich ein grelles Licht ganz in der Nähe auf, gefolgt von einem dumpfen Knall. Dieses ungeklärte Ereignis – Code Zwo-Fünf – ist erst der Anfang eines waghalsigen Abenteuers, in das sich die Erdmännchen-Sippe im Zoo stürzt. Am nächsten Tag belauscht Ray ein Gespräch zwischen dem Zoodirektor und einem Typen namens Phil, der sich als Privatdetektiv ausgibt. Ein Mann ist offenbar verschwunden. Ray sieht seine Chance gekommen, endlich seiner Berufung als Schnüffler nachzukommen und als er bemerkt, das Phil ihn verstehen kann, ist der überaus lukrative Deal auch schon abgeschlossen: die Erdmännchen sollen recherchieren und zwar oberirdisch als auch unterirdisch und erhalten dafür als Belohnung Lebendfutter, ein Smartphone, ein in Leinen gebundenes Philosophiebuch und was den frechen Rackern halt sonst noch zum Leben fehlt. Rufus – der Belesene unter den Erdmännchen – heckt die Pläne aus und organisiert die eine oder andere Grabung quer durch den Zoo, bis sie schließlich auch das ausbuddeln, was sie gesucht haben: eine Leiche … Was Moritz Matthies hier geschaffen hat, sind überaus liebenswürdige und witzige Charaktere, denen man mit dem größten Vergnügen beim Buddeln und…

Slapstick Krimi im Stil eines „Wixxer“
Zum Lachen / 27. Januar 2013

Ganz ernst nehmen darf man das neue Buch von Horst Evers ja nicht, auch wenn es im Gewand eines Krimis daherkommt. Vielmehr erinnert die Geschichte ein bisschen an die Absurdität des „Wixxers“, wenn auch nicht schwarz-weiß gemalt wird. Da wäre zunächst ein Kommissar, der von seiner Mannschaft nicht ernst genommen wird. Dann eine Leiche, die so ziemlich gar nix mit dem Fall zu tun hat. Dann eine Kammerjäger-Firma, die die Rattenpopulation selbst steuert und sich damit die Aufträge in die Tasche spielt. Und dann noch allerlei Gestalten rundherum, die irgendetwas zur Geschichte beisteuern – allen voran zwei alte Damen … So mag der Krimi phasenweise lustig sein, dann wieder ein bisschen sehr flach. Meist, wenn die Geschichte an ein totes Ende gelangt, tauchen einfach neue Gestalten auf, die wieder Schwung reinbringen. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Als Film wäre es vermutlich superlustig, zu lesen aber … naja. Der König von Berlin von Horst Evers, ISBN: 978-3-87134-743-6

Gottes Wanderung auf irdischen Pfaden
Zum Lachen / 2. Januar 2013

Als Dr. Jakob Jakobi, seines Zeichens erfolgloser Psychotherapeut, eines Nachts von seiner Ex-Frau heraus geläutet wird, ahnt er noch nicht, dass er wenig später mit einer gebrochenen Nase im Krankenhaus landen würde – k.o. geschlagen vom eifersüchtigen Lebensgefährten seiner Ex. Dort, im Krankenhaus, begegnet er Abel Baumann, einem Zirkusclown, mit mächtigen Problemen. Er sei nämlich Gott, gefangen in einem irdischen Körper, so die Selbstanalyse des Artisten. Da Jakob gerade nichts Besseres zu tun hat, beschließt er, Abel als seinen Patienten aufzunehmen. Und damit beginnen die Scherereien. Abel Baumann besitzt offenkundig eine gewisse Gabe der Vorausahnung, nur leider begrenztes Talent, wenn es darum geht, Dinge wieder ins Lot zu bringen. Nach und nach erfährt Dr. Jakobi von Baumann, dass ihm der Job als Allmächtiger zunehmend schwerer fällt und immer öfter misslingt. Dennoch – so scheint es – ist es genau dieser Zirkusclown den Jakob gebraucht hat, um in seinem eigenen Leben endlich ein paar Dinge zu bereinigen… Das Buch von Hans Rath ist ein köstliches Stück Lesefreude. Kurzweilig, mit einer gehörigen Portion Humor, spannend und tragisch zugleich. Als Leser wünscht man sich ziemlich schnell, dass man selbst einmal so einer Person begegnen würde – einem menschlichen Gott, dem Fehler unterlaufen, der…

Die Lage ist niemals aussichtslos, wenn man den fanatischen Willen zum Sieg hat …
Zum Lachen / 27. September 2012

… sagt Adolf Hitler, der nach seiner überraschenden Rückkehr ins Berlin des Jahres 2011 noch immer davon überzeugt ist, dass es einen Kampf zu gewinnen gibt. In seinen Augen wird die arische Rasse nach wie vor bekämpft, wenn auch nicht mehr mit dem Sturmgewehr, sondern mit subtileren Mitteln. Sei es die alles verdummenden Fernseh-Kochshows oder das völlig entgleiste Oktoberfest – Herr H. sieht absoluten Handlungsbedarf und ist sich sicher, dass es nur einen Grund geben kann, warum er wieder da ist: jemand muss hier aufräumen. Überraschend schnell gelingt es dem GRÖFAZ wieder Fuß zu fassen und sich Gehör beim Volk zu verschaffen, indem er schlichtweg als neuer Fernsehstar verkauft wird. Mit solchen Propagandamitteln, so träumt Herr H. ließe sich in Null-Komma-Nichts das deutsche Volk zu neuer Größe führen. Die Politsatire von Timur Vermes ist eines der genialsten Bücher des heurigen Jahres. Das Buch, welches in der Ich-Form aus Sicht des Führers geschrieben ist, hat eine unglaubliche Situationskomik, einen mitunter ganz schön gewagten Wortwitz, aber auch die nötige Portion Ernsthaftigkeit, die es braucht, um nicht zu vergessen, wer hier spricht. So ist es also erlaubt, dem Führer bei seinem neuen Kampf über die Schulter zu schauen und mitunter dabei schallend zu…

Sie sind zurück – die Dienstagsfrauen!
Zum Lachen / 7. Juni 2012

Nach der in jeder Hinsicht bewusstseinsverändernden Episode ihrer Pilgerreise nach Lourdes, verschlägt es die fünf Damen diesmal in den Schwarzwald zum Fasten. Und während Caroline über ihre gescheiterte Ehe mit Philipp nachdenkt, Kiki sich nach ihrem Kind sehnt, Judith plötzlich Interesse an Frauen findet und Estelle einfach nur Estelle ist, begibt sich Eva auf die Suche nach ihrem Vater, von dem sie nicht mal weiß, wer er ist. Das alles verschärft sich natürlich unter dem Druck des Fastens, und so ensteht neuerlich eine witzige, skurile aber auch spannende Geschichte rund um die Dienstagsfrauen. Moika Peetz Fortsetzungsroman ist durchwegs gelungen, wobei natürlich der Spirit im ersten Buch ein intensivererer war – einfach aus dem Grund, weil man die Charaktere noch nicht kannte und sich darüber amüsieren konnte, wie 5 so unterschiedliche Frauen überhaupt Freundinnen sein können. Trotzdem: „Sieben Tage ohne“ könnte die Urlaubslektüre dieses Sommers sein, sofern man die Dienstagsfrauen schon gelesen hat. Sieben Tage ohne von Monika Peetz, ISBN: 978-3462-04410-2

Ein inniges Gebet ist eine hervorragende Mordwaffe …
Zum Lachen / 30. Dezember 2011

… wer die Sache mit der Religion ernst oder gar persönlich nimmt, der sollte das Buch bereits nach diesem ersten Satz sofort weglegen. Denn die Religion, Gott und selbst Jesus werden mehr als einmal ordentlich durch den Kakao gezogen. Auch an der Esoterik und der Altnativmedizin wird kein gutes Haar gelassen! Wer von dieser Pietätlosigkeit jedoch absieht und sie einfach als Meinung von drei Wissenschaftlern abtut, denen nichts heilig ist, der wird jedoch auf höchst unterhaltsame Weise Antworten zu Fragen über das Universum, das Gehirn, die Liebe, die Hoffnung, den Tod finden. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen dem, was flappsig und (sehr unterhaltsam) teilweise mit österreichischen Mundartschimpfwörtern erklärt wird und dem, was zur optischen Erkennung eingerahmt als wissenschaftliche Basis dient. Sprich: die Fakten und persönliche Gedanken und Meinungen werden gekonnt vermischt, was das Buch streckenweise zu einem echten Lacher macht. So wird man auf Seite 83 aufgefordert sofort und ohne Umschweife eine Seite aus dem Buch zu reißen. Und die nächste auch noch … Die Science Busters – wie die drei Autoren in ihrer Fernsehsendung genannt werden – schaffen es durch ihren skurilen Auftritt, der im Buch übrigens 1:1 übertragen ist, ein in der Schulzeit langweiliges Thema (wie etwa…

„… dieweil nichts davon komponieret war, folglich ich nichts davon herzuzeigen vermocht hätte …“
Zum Lachen / 23. Oktober 2011

Mozart haucht am Totenbett sein Leben aus, um kurze Zeit später in einer anderen Welt zu erwachen. Überrascht stellt er fest, dass in dieser Welt die Fuhrwerke ohne Pferde fahren, die Leibschüssel mit einem genialen Spülkonstrukt ergänzt wurde und auch die Frauen – obwohl frivol gekleidet – mitnichten käuflich sind. Ohne Identität und ohne Hab und Gut streunt Wolfgang durch ein Wien, das er nur noch ansatzweise erkennt und lernt schließlich einen Straßengeiger kennen, der ihm ein Dach über dem Kopf anbietet. Einzig sein Talent für Musik ist ihm geblieben und es dauert auch nicht lange, das spricht sich herum, dass im Heim für Obdachlose ein Könner am Klavier sitzt und im Jazzclub seit neuestem klassische Töne miteinfließen. Auch die Liebe spielt – wie schon in Mozarts früherem Leben – eine große Rolle, ist sie doch die Mutter aller Leidenschaften aus denen Musik entsteht. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Mozart unsterblich verliebt und seiner Angebeteten eines Nachts seine wahre Identität gesteht … Eva Baronksy ist mit ihrem Roman etwas sehr Unterhaltsamens gelungen: Sie lässt einen Virtuosen seiner Zeit in die unsere wandern und im Hier und Jetzt genauso sprechen, wie 200 Jahre zuvor. Da…