Vom guten Samariter im Schatten des Bösewichts
Biografien / 9. Juni 2012

Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass Hermann Göring einen Bruder hatte. Im Geschichtsunterricht ist darüber ebenso wenig zu erfahren, wie aus den Geschichtsbüchern. Und während Schindler nicht zuletzt aufgrund von Steven Spielbergs Verfilmung weltberühmt wurde, bleibt das Schicksal jenes Mannes unbeachtet, der im Schatten eines Bösewichts versuchte, mit seinem Namen Gutes zu tun. Albert Göring – so liest man in dem vorliegenden Buch – hat zahllosen Menschen das Leben gerettet, in dem er ihnen zu Flucht verhalf, sie finanziell unterstützte oder sogar seinen mächtigen Bruder Hermann darum bat, den einen oder anderen Haftbefehl zurückzunehmen. Es ist kaum vorstellbar, dass dies keine Erwähnung findet, liest sich doch die Liste wie das Who-is-Who der damaligen Gesellschaft. Franz Lehars Frau, der damalige österr. Bundeskanzler Schuschnigg, die Frau von Hans Moser, etc, etc. Interessant ist das Buch aus deshalb, weil es von einem Australier geschrieben wurde, der natürlich einen ganz anderen Blick auf Deutschland hat, als dies Europäer hätten. So kann er sich zwischen den Zeilen auch darüber amüsieren, dass die Deutschen angeblich keinen Spaß haben, nahezu pedantisch sauber sind und aufgrund eines verlorenen Halbfinales in einer WM beinahe in Agonie verfallen. Er sieht aber auch, dass von der Deutschtümelei der damaligen…