Stell dir vor, du weißt, was in einem Jahr passieren wird …
Zum Nägel kauen / 2. Mai 2022

Adhi Chaudry ist Student und fasziniert von der Quantentheorie. Seine Vision: einen Computer zu bauen, der den Blick in die Zukunft ermöglicht. Ben Boyce, sein Studienkollege und Freund ist begeistert von dieser Idee und gemeinsam gründen sie ein Start-up. Als es ihnen schließlich gelingt, einen Quantencomputer zu entwickeln, der es möglich macht, exakt ein Jahr in die Zukunft zu schauen, stehen ihnen bei den Investoren Tür und Tor offen. Doch nicht nur am Kapitalmarkt hat man ein Auge auf das Duo geworfen, auch der amerikanische Kongress will mehr darüber wissen und sieht in der neuen Technologie eher den Weltuntergang als Fortschritt. Und tatsächlich scheinen sich mit jedem Blick in die Zukunft, den die beiden Jungunternehmer werfen, die Parameter zu verändern … Der Autor hat für dieses Gedankenexperiment einen sehr eigenwilligen Schreibstil gewählt. Die gesamte Story wird anhand von E-Mails, Handynachrichten und dem Kongress-Protokoll erzählt. Es gibt keinen „Erzähler“ im klassischen Sinne, sondern nur die Gespräche, die protokolliert sind, was den Zugang zu den Geschehnissen zum einen interessant macht, zum anderen aber vielleicht auch da und dort den Spannungsbogen vermissen lässt. Darüber hinaus hat der Autor geradezu prophetische Fähigkeiten bewiesen: bei einem Blick in die Zukunft stellt sich nämlich heraus, dass…

Wenn eine Zufallsmaschine unsere Geschicke bestimmt
Zum Nachdenken , Zum Nägel kauen / 13. Februar 2022

Sie ist also da – die Klima-Allianz bestehend aus den drei globalen Mächten USA, China und Russland. Ihr Ziel: die Rettung des Planeten durch einschneidende Klimaschutzmaßnahmen. Die UNO als klassisches Instrument der globalen Verständigung hat ausgedient. Das Dreier-Konglomerat macht unmissverständlich klar, dass sie in Sachen Klimaschutz fortan bestimmt, wo es lang geht. Eigene Ministerien werden geschaffen, die sich in eigenen Forschungsabteilungen auch mit der Technologie von Quantencomputern beschäftigen. Das Ziel soll sein, dass dieser Quantencomputer Vorhersagemodelle erstellen kann, die aufzeigen, inwieweit die Klimaschutzmaßnahmen greifen oder nachgeschärft werden müssen. Sie sollen aber auch aufzeigen, welche Wetterveränderung unter Umständen neue Plagen auf den Plan rufen – z.B. Heuschrecken. Alles in allem steckt dahinter nichts anderes als die magische Kristallkugel, die den Blick in die Zukunft gewährt. Da ist es nur logisch, dass dies auch finstere Mächte auf den Plan ruft – z.B. einen indischen Millionär, dem es gar nicht schmeckt, dass Indien sehr strenge Vorgaben erfüllen muss, um in die neue Klima-Allianz aufgenommen zu werden. Und so passiert, was passieren muss: der Quantencomputer wird bald zu einem Schreckensinstrument, dass es einigen wenigen ermöglicht, im wahrsten Sinne „Herr über das Schicksal“ zu spielen. Das vorliegende Buch ist die Fortsetzung des Bestsellers „Der neunte…

Wie kann eine KI sich ihrer selbst bewusst werden?
Entbehrlich / 30. Januar 2021

Syz ist ein Coder und sitzt mit seinen Freunden stundenlang vor den Rechnern im „Tunnel“. Er arbeitet und lebt in einer Einrichtung, die es sich zum Ziel gemacht hat, künstliche Intelligenz zum Leben zu erwecken – sie also natürlich zu machen. Die kann nur gelingen, wenn eine KI Bewusstsein erlangt – das Bewusstsein ihrer eigenen Existenz. Und dies kann wiederum nur gelingen, indem die KI so etwas wie Erinnerung entwickelt, denn unser Dasein, unser Bewusstsein formt sich aus der Erinnerung. Eines Tages wird Syz dazu eingeladen in einem Labor mitzuarbeiten, in dem es darum geht, SEINE Erinnerung zu jener der KI zu machen, um ihr auf diese Weise die Initialzündung für ein eigenes Bewusstsein zu geben. Bis hierher ist der Rahmen der Geschichte durchaus spannend. Die Umsetzung des Romans jedoch verliert sich im Schreibstil, der geprägt ist von so vielen Fremdwörtern, dass ich bei 50 aufgehört habe zu zählen. Dieser zwanghafte Versuch der – ich nenne es mal – Fremdwörterei ist irritierend und bremst den Lesefluss. Auch die apokalyptischen, dystopischen Beschreibung einer Außenwelt, von der man nicht erfährt, ob sie tatsächlich so ist oder nicht, was der Beschreibung letztendlich seine Berechtigung geben würde, lenkt von der eigentlichen Geschichte ab. Was…

Folge deinem „Ting“
Zum Nägel kauen / 25. November 2019

Linus, Niu, Adam und Kasper – vier unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Motivationen gründen ein Start-up. Ihr Produkt: ein Lebensnavigator – eine Art künstliche KI, die einem sagt, was man tun (oder lassen) soll. Von der Empfehlung, die Freundin zu verlassen, bis zum Ratschlag mehr Sport zu betreiben, beginnt das „Ting“ – so der Name des Programms – das Leben der Vier aufzumischen. Doch, was, wenn man sich den Ratschlägen widersetzt? Was, wenn einem eine unheilbare Krankheit offenbart wird? Und was, wenn das „Ting“ sich generell weigert zu einem zu sprechen? Das junge Team sieht sich unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt und jeder muss auf seine Weise beginnen, sein Leben zu ordnen. Das „Ting“ von Debüt-Autor Artuh Dziuk besticht durch einen sehr spannenden Plot, einer Mischung aus möglicher Zukunftsmusik und den daraus resultierenden Konflikten mit allzu Menschlichem: den Gefühlen. Spannend von der ersten bis zu letzten Seite zu lesen – durchaus vergleichbar mit Dave Eggers „The Circle“ Das Ting, von Artur Dziuk ISBN: 978-3-423-23006-3