„Der Tod ist unerträglich, wenn du über das Ich nicht hinwegkommst.“
Zum Nachdenken / 20. Juli 2018

Dem Tod ein Schnippchen schlagen, das scheint ein anhaltender Trend zu werden. Fitness, Wellness, Vorsorgemedizin, Rundum-Checks, Tracker, Apps, die unsere Gesundheit überwachen. „Viele, die vom Gesundheitswahn erfasst wurden, sind trotzdem gestorben“, meint die Autorin Barbara Ehrenreich lapidar. Und dann erklärt sie uns, wie sinnlos dieser Versuch eigentlich ist, mit aller Gewalt das Leben verlängern zu wollen oder sich Zeit seines Lebens von den genussvollen Dingen abzuwenden, weil sie ungesund ist, nur um letzten Endes – wenn man Pech hat – dennoch vorzeitig zu sterben. Als Doktorin in Zellbiologie gibt sie uns ausführliche Einblicke in die Welt des Immunsystems und der Tatsache, dass ebendiesen gar nicht so selten zum Feind werden kann. Makrophagen, so heißen sie, sind jene Zellen, die uns einerseits schützen sollen, die aber andererseits ganz schnell die Seite wechseln, wenn es ihnen beliebt und dann zum Taxidienst des Todes werden. Da hilft keine Sojamilch und auch kein Fitnessprogramm. Wenn der Körper gegen sich selbst in den Krieg zieht, dann ist das eben so. Und die Autorin spricht uns auch von jeglicher Schuld frei: wir können solche Geschehnisse weder mit Gedanken herbeiführen, noch abwenden. Positives Denken mag der Psyche vielleicht dienlich sein, auf zellularer Ebene spielen sich ganz andere…

Das entscheidende Charakteristium eines lebenden Organismus ist sein Streben, „danach“ fortzubestehen.
Biografien / 25. Juli 2016

Paul Kalanithi ist auf dem besten Weg ein angesehener Neurochirurg zu werden. Schon jetzt als Assistenzarzt hat er sich einen Namen gemacht. Keine 40 Jahre alt erhält er eines Tages eine niederschmetternde Diagnose: Krebs, der bereits streut. Was er tagtäglich also seinen Patienten sagt, erlebt er plötzlich von der anderen Seite. Im ersten Anlauf schafft er es, den Krebs in der Lunge soweit einzudämmen, dass eine Lebensdauer von 10 Jahren realistisch erscheint. Doch die Hoffnung währt nicht lange und der nächste Schatten wird auf dem CT sichtbar. Die Geschichte von Paul ist wahr. Und das Buch, das aus seiner Feder stammt, ist einerseits ein selbstverfasster Nachruf, andererseits ein Tagebuch und manchmal eine Reflexion seiner selbst auf das kurze Leben, das er hatte. Die letzten Seiten musste seine Frau fertig schreiben, weil Paul die Lebenserwartung von 10 Jahren um 8 Jahre unterschritt. Er starb zwei Jahre nach der Diagnose. Es macht wütend, das Buch zu lesen. Und traurig. Die Gefühle sind durchwachsen, aber sie sind von einer Intensität, wie man sie nur selten beim Lesen eines Buches erleben darf. So sinnlos, das kurze Leben, die Diagnose, der schnelle Tod, denkt man sich und liest im selben Moment Zitate von Dichtern und Philosophen, die…