Sehnsucht nach einem anderen Leben?
Zum Zeitvertreib / 1. Januar 2011

Peter Mayle und seine Frau sind Engländer und dementsprechend anspruchslos, was Wetter und Essen anlangt. Für sie muss es wohl eine Offenbarung gewesen sein, als sie sich entschlossen in der Provence ein kleines Häuschen zu kaufen, um fortan dort zu leben. Mit ungemeinem Charme und Humor schildert der Autor ein Jahr voller Umbrüche – im wahrsten Sinne! Das Haus bedarf Renovierungsarbeiten, was sich als ganz und gar langwierige Angelegenheit entpuppt – aber was soll’s: dafür leben er und seine Frau in einer liebreizenden Gegend, die von nicht wenigen als die schönste Frankreichs angesehen wird. Gutes Essen gehört hier zum Mindestanspruch, ebenso guter Wein und so nach und nach verinnerlichen die beiden das Lebensgefühl der Provence, was wir als Leser nur seufzend und neidisch hinnehmen können. Diese Buch wird jenen Menschen gefallen, die sich als frankophil bezeichnen würden. Es wird aber auch jenen gefallen, die schon immer ein Plätzchen gesucht haben, wo es sich lohnen würde, den Lebensabend zu verbringen. Spätestens nach diesem Buch ist ein Besuch in der Provence fällig. Ort, die im Buch erwähnt werden: Lambesce, Apt, Menèrbes, Visan, Bonnieux, Carprentras, Cabrières, Constellet, Cavaillon, Isle Sur als Sorge, Beame de Venise, Lacoste, Lumières, Buoux, Oppède, Senanque, Roussillion, Aix-en-Provence, Gordes…

Eine Geschichte so wild wie das Land
Zum Zeitvertreib / 29. Dezember 2010

Eine Frau flieht vor ihrem Schicksal und landet am Ende der Welt – in der Normandie. Hier weht der Wind rauer als es im Leben überhaupt möglich ist und das Meer nimmt sich, was ihm passt. Genau der richtige Ort um zu trauern und zu sich zurückzufinden. Eines Tages steht ein Fremder im Ort und erkundigt sich nach einer Geschichte, die 40 Jahre zurückliegt. Damals starb eine Familie in den tückischen Strömungen, angeblich, weil das Feuer im Leuchtturm nicht brannte. So nach und nach entpuppt sich der Fremde als Hinterbliebener jener Familie – seine Eltern und sein Bruder starben damals in den Fluten. Akribisch und unnachgiebig versucht er das Geschehene zu rekonstruieren – dem Meer das Geheimnis zu entreißen. Hat der Leuchtturmwärter mit Absicht das Leuchtfeuer gelöscht? Die Frau und der Fremde steuern gemeinsam auf tragische Erkenntnisse zu. Was mich an dem Buch so gefesselt hat war der Schreibstil, der sich ein bisschen anfühlte wie die Meeresbrandung. Man sieht sie kommen, aber erst wenn sie da ist, bekommt man die Gewalt zu spüren. Es ist eine wunderbare, tragische, fesselnde Geschichte, in der man auf jeder Seite eine Wildheit spürt, die darauf wartet entfesselt zu werden. Das Buch ist wie ein…