Warum Kafka zum Selbstmord führt und Pinocchio einem das Leben retten kann
Allgemein , Zum Nägel kauen / 27. Juni 2012

Jon Campelli wird eines Tages darüber informiert, dass sein Vater verstorben ist. Libri de Luca – ein Antiquariat in Dänemark wurde zur Todesfalle für seinen Besitzer. Doch die genauen Umstände sind mehr als mysteriös, vor allem als Jon in die Hintergründe von Luca Campellis Begeisterung für alte Bücher eingeweiht wird. Luca Campelli war ein Sender, ein Lettori – ein Mensch, der andere Menschen durch das Vorlesen eines Textes beeinflussen kann. Bald schon ist klar, dass Jon auch diese Fähigkeit besitzt, allerdings in einer Intensität, wie sie niemand für möglich gehalten hätte. Kann es also sein, dass Luca Campelli gar nicht eines natürlichen Todes gestorben war, sondern „in den Tod gelesen“ wurde? Gemeinsam mit Iversen und Katharina, den beiden Angestellten des Antiquariats begibt sich Jon auf eine gefährliche Suche, denn neben den Lettori gibt es auch noch Empfänger, die Gefühle verstärken können … und es gibt ganz offensichtlich eine geheime Schattenorganisation. Die Idee zum Buch ist im Bereich der Geheimbünde angesiedelt und klingt an vielen Stellen, als wären die Illuminati im Spiel. Das macht die Grundsatzidee dieses Buches ein wenig zunichte, denn die Vorstellung, dass man durch das Lesen eines Buches plötzlich seine Meinung zu einer Sache ändert, oder eben andere…

Vom guten Samariter im Schatten des Bösewichts
Biografien / 9. Juni 2012

Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass Hermann Göring einen Bruder hatte. Im Geschichtsunterricht ist darüber ebenso wenig zu erfahren, wie aus den Geschichtsbüchern. Und während Schindler nicht zuletzt aufgrund von Steven Spielbergs Verfilmung weltberühmt wurde, bleibt das Schicksal jenes Mannes unbeachtet, der im Schatten eines Bösewichts versuchte, mit seinem Namen Gutes zu tun. Albert Göring – so liest man in dem vorliegenden Buch – hat zahllosen Menschen das Leben gerettet, in dem er ihnen zu Flucht verhalf, sie finanziell unterstützte oder sogar seinen mächtigen Bruder Hermann darum bat, den einen oder anderen Haftbefehl zurückzunehmen. Es ist kaum vorstellbar, dass dies keine Erwähnung findet, liest sich doch die Liste wie das Who-is-Who der damaligen Gesellschaft. Franz Lehars Frau, der damalige österr. Bundeskanzler Schuschnigg, die Frau von Hans Moser, etc, etc. Interessant ist das Buch aus deshalb, weil es von einem Australier geschrieben wurde, der natürlich einen ganz anderen Blick auf Deutschland hat, als dies Europäer hätten. So kann er sich zwischen den Zeilen auch darüber amüsieren, dass die Deutschen angeblich keinen Spaß haben, nahezu pedantisch sauber sind und aufgrund eines verlorenen Halbfinales in einer WM beinahe in Agonie verfallen. Er sieht aber auch, dass von der Deutschtümelei der damaligen…

Sie sind zurück – die Dienstagsfrauen!
Zum Lachen / 7. Juni 2012

Nach der in jeder Hinsicht bewusstseinsverändernden Episode ihrer Pilgerreise nach Lourdes, verschlägt es die fünf Damen diesmal in den Schwarzwald zum Fasten. Und während Caroline über ihre gescheiterte Ehe mit Philipp nachdenkt, Kiki sich nach ihrem Kind sehnt, Judith plötzlich Interesse an Frauen findet und Estelle einfach nur Estelle ist, begibt sich Eva auf die Suche nach ihrem Vater, von dem sie nicht mal weiß, wer er ist. Das alles verschärft sich natürlich unter dem Druck des Fastens, und so ensteht neuerlich eine witzige, skurile aber auch spannende Geschichte rund um die Dienstagsfrauen. Moika Peetz Fortsetzungsroman ist durchwegs gelungen, wobei natürlich der Spirit im ersten Buch ein intensivererer war – einfach aus dem Grund, weil man die Charaktere noch nicht kannte und sich darüber amüsieren konnte, wie 5 so unterschiedliche Frauen überhaupt Freundinnen sein können. Trotzdem: „Sieben Tage ohne“ könnte die Urlaubslektüre dieses Sommers sein, sofern man die Dienstagsfrauen schon gelesen hat. Sieben Tage ohne von Monika Peetz, ISBN: 978-3462-04410-2