Was, wenn es zu Hitlers Zeiten schon Internet gegeben hätte?
Zum Nägel kauen / 7. Oktober 2018

Es sind die 1930er Jahre und die deutsche Nation ist wütend. Nicht nur, dass ein großer Krieg verloren wurde, nein, auch alle Patente Deutschlands wurden als Regress für ungültig erklärt und der ganzen Welt zur Verfügung gestellt: das tragbare Telephon ebenso, wie die Komputer, die mit Elektrizität und nicht mehr mit Dampf betrieben werden. Mittlerweile umspannt ein sogenanntes Weltnetz weite Teile der zivilisierten Welt und verbindet Telephone und Komputer miteinander. Bargeld wurde abgeschafft, man bezahlt jetzt mit seinem mobilen Votel. Was niemand weiß: es gibt ein Amt in Deutschland, dass sämtliche dieser Daten, seien es die Gespräche oder die elektronischen Briefe, jede Geldbewegung, jeden Einkauf in riesigen Datensilos speichert. Das NSA – das Nationale Sicherheits-Amt – benutzt diese Daten für Auswertungen, die zunächst von sogenannten Programmstrickerinnen – allesamt Frauen – abgefragt und in der Folge von Männern analysiert werden. Als schließlich Hitler an die Macht kommt, wird akribisch nach abtrünnigen Menschen gesucht. Helene Bodenkamp, eine jener Programmstrickerinnen, ist ein Naturtalent, was das Erfinden von Abläufen anlangt und Dank ihres Einsatzes gelingt es auch, Menschen zu finden, die sich irgendwo in Geheimverstecken aufhalten, einfach nur durch den Umstand, dass das Abgleichen der Einkaufslisten von Haushalten hervorbringt, wieviel Kalorien in diesem Haushalt…

Ein Stück Zeitgeschichte
Allgemein / 19. November 2017

Hitler steht kurz davor in der Tschechoslowakei einzumarschieren, um die Sudetendeutschen zu „befreien“. Europa steht neuerlich am Rande eines großen Krieges. Dem britischen Premierminister Neville Chamberlain gelingt es buchstäblich in letzter Minute, eine Konferenz ins Spiel zu bringen, auf der Frankreich, England, Italien und Deutschland gemeinsam eine friedliche Lösung der tschechischen Krise zustande bringen sollen. Der Coup gelingt. Hitler unterschreibt das Abkommen und ganz Europa atmet auf, angesichts der Tatsache, dass der Krieg nun abgewendet ist. Wir alle wissen, was nicht einmal ein Jahr später passierte … Robert Harris nimmt diesen geschichtsträchtigen Akt der Historie rund um den Beginn des zweiten Weltkriegs und lässt den Leser daran teilhaben. An den Ängsten der Bevölkerung, die mit ihren Kindern bereits das Tragen von Gasmasken üben, am Fanatismus, aber auch an den Gegenkräften, die in Deutschland verzweifelt versuchen, das Unabwendbare doch noch zu verhindern. Man liest und weiß, wie es geendet hat – und das ist jedes Mal aus Neue erschütternd. München von Robert Harris 978-3-453-27143-2

Die Lage ist niemals aussichtslos, wenn man den fanatischen Willen zum Sieg hat …
Zum Lachen / 27. September 2012

… sagt Adolf Hitler, der nach seiner überraschenden Rückkehr ins Berlin des Jahres 2011 noch immer davon überzeugt ist, dass es einen Kampf zu gewinnen gibt. In seinen Augen wird die arische Rasse nach wie vor bekämpft, wenn auch nicht mehr mit dem Sturmgewehr, sondern mit subtileren Mitteln. Sei es die alles verdummenden Fernseh-Kochshows oder das völlig entgleiste Oktoberfest – Herr H. sieht absoluten Handlungsbedarf und ist sich sicher, dass es nur einen Grund geben kann, warum er wieder da ist: jemand muss hier aufräumen. Überraschend schnell gelingt es dem GRÖFAZ wieder Fuß zu fassen und sich Gehör beim Volk zu verschaffen, indem er schlichtweg als neuer Fernsehstar verkauft wird. Mit solchen Propagandamitteln, so träumt Herr H. ließe sich in Null-Komma-Nichts das deutsche Volk zu neuer Größe führen. Die Politsatire von Timur Vermes ist eines der genialsten Bücher des heurigen Jahres. Das Buch, welches in der Ich-Form aus Sicht des Führers geschrieben ist, hat eine unglaubliche Situationskomik, einen mitunter ganz schön gewagten Wortwitz, aber auch die nötige Portion Ernsthaftigkeit, die es braucht, um nicht zu vergessen, wer hier spricht. So ist es also erlaubt, dem Führer bei seinem neuen Kampf über die Schulter zu schauen und mitunter dabei schallend zu…

Vom guten Samariter im Schatten des Bösewichts
Biografien / 9. Juni 2012

Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass Hermann Göring einen Bruder hatte. Im Geschichtsunterricht ist darüber ebenso wenig zu erfahren, wie aus den Geschichtsbüchern. Und während Schindler nicht zuletzt aufgrund von Steven Spielbergs Verfilmung weltberühmt wurde, bleibt das Schicksal jenes Mannes unbeachtet, der im Schatten eines Bösewichts versuchte, mit seinem Namen Gutes zu tun. Albert Göring – so liest man in dem vorliegenden Buch – hat zahllosen Menschen das Leben gerettet, in dem er ihnen zu Flucht verhalf, sie finanziell unterstützte oder sogar seinen mächtigen Bruder Hermann darum bat, den einen oder anderen Haftbefehl zurückzunehmen. Es ist kaum vorstellbar, dass dies keine Erwähnung findet, liest sich doch die Liste wie das Who-is-Who der damaligen Gesellschaft. Franz Lehars Frau, der damalige österr. Bundeskanzler Schuschnigg, die Frau von Hans Moser, etc, etc. Interessant ist das Buch aus deshalb, weil es von einem Australier geschrieben wurde, der natürlich einen ganz anderen Blick auf Deutschland hat, als dies Europäer hätten. So kann er sich zwischen den Zeilen auch darüber amüsieren, dass die Deutschen angeblich keinen Spaß haben, nahezu pedantisch sauber sind und aufgrund eines verlorenen Halbfinales in einer WM beinahe in Agonie verfallen. Er sieht aber auch, dass von der Deutschtümelei der damaligen…

Was, wenn Hitler nie gelebt hätte …
Zum Nägel kauen / 25. Juli 2011

Michael Young ist Geschichte-Student im Cambridge und gerade mit seiner Doktorarbeit über Adolf Hitlers Aufstieg fertig geworden. Durch einen Zufall begegnet er Leo Zuckermann, Professor für Physik. Dieser ist von Michaels Arbeit sehr angetan und lädt ihn in sein Labor ein, um ihm einen unglaublichen Vorschlag zu unterbreiten: was, wenn man die Geburt Hitlers verhindern könnte und aus diese Weise, die Geschichte einen völlig anderen Lauf nehmen würde? Die beiden hecken einen waghalsigen Plan aus … als Michael wieder zu sich kommt ist die Welt eine andere. Er ist in Princeton, USA studiert Philosophie muss jedoch bald schon feststellen, dass die Welt ohne Hitler auch nicht besser geworden ist. Was Stephen Fry uns in dem vorliegenden Roman liefert ist eine abwitzige Achterbahnfahrt zwischen echter und möglicher Zeitgeschichte, zwischen dem Bösewicht Adolf Hitler und einer Person, die statt seiner die Welt aus den Fugen hebt. Einzige Schwachstelle in dem Roman ist jener anstrengend zu lesende Teil, der in Form eines Drehbuchs geschrieben ist. Vermutlich wollte der Autor damit klar machen, dass man sich nicht selten fühlt, als wäre man in einem Film … oder aber, dass an diesen Stellen gerade „Geschichte“ geschrieben wird. Wie dem auch sei – wäre dieser Part…