Wenn das virtuelle Leben besser ist als das reale
Für Junge und Junggebliebene / 27. Januar 2021

Unsere Welt ist kein schöner Platz mehr. Eine fortgeschrittene Klimaveränderung, die große Teile der Erde unbewohnbar gemacht hat, bringt die Menschen dazu, sich in virtuelle Welten zu flüchten. In sogenannten Depots stehen Kapseln, mit denen man sich quasi wegbeamen kann und es gibt niemanden auf der Erde, der dieses Angebot nicht gerne in Anspruch nimmt. Zur Wahl stehen unzählige Welten, die von Romantik  á la Jane Austen bis zu einem Besuch in der Kreidezeit bei den Dinosauriern alles zu bieten haben. Jana Pasco ist eine Weltendesignerin und arbeitet für „Mastermind“. Unter anderem hat sie auch Kerrybrook geschaffen, eine irisch anmutendes Fischerdorf, in dem man einfach ein schönes Leben führen kann, bis eines Tages aus unerklärlichen Gründen Menschen verschwinden. Es sind nicht die klassischen Transfers in eine andere Welt oder sogenannte Exits (jene Situation, in denen die Menschen kurz wieder in der Realität erwachen), sondern es sieht so aus, als würden die Menschen einfach aufhören zu existieren. Als dann auch noch seltsame Veränderungen passieren, die es eigentlich nicht geben kann, ist klar, dass Phantome unterwegs sind – Menschen, die keinen Personalcode besitzen und auf den Controllboards auch nicht erkennbar sind –, die Einfluss auf die Welten nehmen. Die Frage ist nur:…

Großviel gut!

Wir schreiben das Jahr 2018. Der 16jährige Leon Redway führt ein spannendes Leben – er ist Tiefseetaucher und auf Benthos II stationiert, einer Tiefseestation einige hundert Meter unter dem Meer. Dank eines speziellen Anzugs und einer Flüssigkeit, die sich atmen lässt, kann sich Leon tief unter dem Meeresspiegel bewegen – bis dorthin, wo kein Licht mehr vordringt und er sich ganz auf seine Sinne verlassen muss. Wie gut, dass Leon da von einem Kraken begleitet wird – Lucy, ein überaus intelligentes Tier, mit dem Leon mental kommuniziert. Zwar sind Lucy’s Sätze manchmal etwas verschroben, wenn sie bestimmte Dinge umschreibt (z.b. „großviel gut“), doch ist das Band zwischen den beiden unzertrennlich und von einer tiefen Zuneigung geprägt. Leons Arbeit in der Tiefsee ist verantwortungsvoll, denn er ist auf der Suche nach Manganfeldern, einer Energiequelle von der man sich an der Erdoberfläche eine Alternative zur herkömmlichen Energiegewinnung erhofft. Eines Tages geschehen unterklärliche Dinge im Meer. Tiere, die normalerweise nur in der Tiefsee leben, tauchen an die Oberfläche und großen Teilen eines Gebietes fehlt plötzlich der Sauerstoff im Wasser – ein Umstand, der Leon beinahe das Leben kostet, als er unvermutet in so eine Todeszone eintaucht. Doch nicht nur, dass das Meer verrückt…

Jeder muss mit seinem Schatten leben …
Für Junge und Junggebliebene / 20. Februar 2011

Ein altes Schloss mit schaurigen Gesimsen, ein dunkler Wald, eine Steilküste am Atlantik, ein einsamer Leuchtturm und eine Familie, deren Schicksal sie im Jahr 1937 dorthin verschlägt. Der Schlossherr ist ein Spielzeugfabrikant, der zurückgezogen lebt und Madame Sauvelle eine Anstellung als Haushälterin bietet. Doch bald schon offenbart das düstere Schloss sein wahres Geheimnis: jeder von uns hat einen Schatten, der ihn tagtäglich begleitet, doch manchmal ist dieser Schatten durch und durch böse … Carlos Ruiz Zafons Jugendbuch wurde eindeutig VOR seinen Bestsellern „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel der Engel“ geschrieben, aber schon damals zeigte sich sein Talent düstere, nebelverhangene und schwermütige Geschichten in Szene zu setzen. Die Schreibweise hat sich zwar mit den Jahren verbessert, trotzdem lässt sich das Talent des Autors unschwer erkennen. Die Geschichte selbst ist spannend, schaurig schön mit Hang zur Gänsehaut. Das Buch wird jenen gefallen, die Zafon mögen und sich nicht davon abhalten lassen, dass dieses Werk eigentlich als Jugendbuch gehandelt wird und es wird jenen gefallen, die Schauergeschichten mögen. Der dunkle Wächter von Carlos Ruis Zafón, ISBN: 978-3596853885

Was auf einer Insel so alles passieren kann …
Für Junge und Junggebliebene / 27. Januar 2011

12 Jugendliche, eine einsame Insel, ein Drehbuch das aus den Fugen gerät – so könnte man das Buch in einem Satz umschreiben. Die Geschichte ist von der ersten Seite weg spannend. Erzählt wird sie zum einen von Vera, eine der 12 Jugendlichen, die am Projekt ISOLA mitmachen, ein weiterer Erzählstrang – in kursiv geschrieben – macht deutlich, dass es einen unsichtbaren 13. in der Runde gibt. Und so verdichtet sich die Geschichte von Seite zu Seite, bis sie schießlich in einem grandiosen Finale endet. Bücher wie diese sind selten. Die Geschichte wirkt keineswegs konstruiert, im Gegenteil. Genau so stellt man es sich in Zeiten von Big Brother und Dschungelcamp doch vor – dass irgendwann etwas schief läuft… Das Buch mag als Jugendliteratur geschrieben worden sein, ich kann es jedoch getrost auch den Erwachsenen empfehlen. Am besten als Strandlektüre unter Palmen, während das Meer seine Wellen über den Sand schickt, und irgendwo im Dickicht ein tropischer Vogel schreit. Großartig! Isola von Isabel Abedi, ISBN: 978-3401060484

Endlich eine neue Welt!
Für Junge und Junggebliebene / 15. Januar 2011

Das Leben der jungen Schleiereule Soren gerät aus den Fugen, als er – gerade mal zwei Wochen alt – aus dem Nest fällt und sich plötzlich in den Fängen einer anderen Eule hoch in den Lüften wiederfindet. Mit einer Entführung beginnt also das Abenteuer, das uns in die Welt der Eulen, Käuzchen und Uhus lockt. Da werden Blindschlangen als Haushälterinnen gehalten, kleine Eulenkinder mondwirr gemacht, da erzählt man sich die Legende von Ga’Hoole und vieles mehr. Soren findet in der Gefangenschaft neue Freunde, lernt das Fliegen und kann schließlich auf der unheimlichen Schlucht mit all ihren Geheimnissen entkommen. Und dann beginnt das Abenteuer erst richtig, denn: wo sind seine Eltern, was hat es mit der Verschleppung der Eulenkinder überhaupt auf sich und – was ist der wahre Kern der Legende von Ga’Hoole? Mit dem ersten Teil der Trilogie gelingt es der Autorin eine ganz tolle Welt zu zeichnen, in die man rasch hineingleitet. Das Buch hat mich stark an eine andere Trilogie erinnert – nämlich die von Silberflügel (ein Abenteuer aus Sicht der Fledermäuse, bei der witzigerweise die Eulen die Feinde sind) und ich bin auch im Fall der Eulentrilogie sehr angetan, wo der genauen Beschreibung der Tiere, ihren Eigenarten,…

Eine zarte Liebesgeschichte im Wolfspelz

Seit Grace als Kind von Wölfen in den Wald gezerrt wurde, verbindet sie eine seltsame Liebe zu einem der Tiere – dem Wolf mit den gelben Augen. Jahr für Jahr, wenn der Winter zurückkehrt, kommen auch die Wölfe wieder und mit ihnen Grace‘ Wolf. Sie weiß schon, wenn er das ist, bevor sie ihn sieht, kann seine Gegenwart riechen. Als eines Tages eine Treibjagd auf die Wölfe beginnt wird ihr Wolf angeschossen und rettet sich mit letzter Kraft auf die Veranda ihres Hauses – wo er sich in Sam verwandelt … Sam und Grace – eine Liebesgeschichte wie Romeo und Julia, so hingebungsvoll – und genauso tragisch, denn Sam’s Zeit als Mensch ist fast abgelaufen, dies ist sein letzter Sommer in menschlicher Gestalt… Der Autorin ist mit diesem Buch ein ganz besonderes Werk gelungen. Nicht nur, dass die Geschichte sehr faszinierend ist, im Mittelpunkt steht die Liebe der beiden Hauptfiguren Sam und Grace und ihr verzweifelter Versuch diese in menschlicher Gestalt auch leben zu können. Es geht in keiner Sekunde um irgendwelche Machtkämpfe Gut gegen Böse (wie es oft in den typischen Vampirromanen der Fall ist). Die Autorin stellt die Liebesgeschichte, die so zart und einfühlsam ist wie ein Gedicht…