„Jeder zweite wird an Krebs erkranken“
Zum Nachdenken / 25. Mai 2016

– so beginnt das Buch und schockt uns gleich mit konkreten Zahlen. Die Babyboomer Generation von 1950-1970 ist am meisten davon betroffen. Warum? Zunächst einmal, well wir älter werden. Hat uns bislang sozusagen der Tod vor der Diagnose Krebs bewahrt, so ist die höhere Lebenserwartung gleichzeitig das Spielfeld für den Krieg der Zellen im Körper. Hinzu kommt, dass die Generation auch außergewöhnlich sorglos mit dem Leben umgeht. Rauchen, Übergewicht,  Bewegungsmangel und Alkohol sind (in dieser Reihenfolge!) jene Faktoren, die dem Krebs überhaupt erst die Plattform bieten. Der Rest ist – im wahrsten Sinne – Zufall. Erschütternd dabei ist die Erkenntnis, dass viele Behandlungsmethoden, die sich allesamt in den letzten Jahren verbessert haben, entweder unleistbar sein werden oder aber aus Profitgier falsch eingesetzt werden. Und das ist keine Polemik, die hier im Buch betrieben wird! Der Auto Karl Lauterbach weiß von was er spricht, und untermauert seine Thesen, Befürchtungen und Anschuldigungen mit knallharten Fakten aus dem deutschen Gesundheitsbereich. Unterm Strich bleibt, dass viel zu viel Macht bei den Pharmakonzernen liegt, zuwenig in die Grundlagenforschung investiert wird, die Patienten unzureichend informiert werden und machmal mit falschen Hoffnungen abgespeist werden, anstatt ihnen einen ehrlichen Zugang zum bevorstehenden Lebensende zu ermöglichen. Als Leser klappt…

Schrecklich ist vor allem, was wir nicht begreifen
Zum Nachdenken / 1. März 2011

August Geiger hat Alzheimer. Die heimtückische Krankheit wird von seinen Kindern, darunter auch dem Autor Arno Geiger, erst spät erkannt. Zuvor werden die seltsamen Anwandlungen einfach nur als Alterssturheit abgetan. Traurig und entsetzt über diese Fehleinschätzung beginnt Arno Geiger das Leben seines Vaters von nun an mit anderen Augen zu sehen, seine „Aussetzer“ als solche zu erkennen und mit ihnen zu leben. Er schildert den Alltag mit einem dementen Menschen, die Probleme mit der Verwirrtheit und der damit einhergehenden Verunsicherung, sowie die Ängste des Vaters, der mehr und mehr in eine andere Welt abdriftet. Und genau an dieser Stelle erkennt der Sohn, dass er dem Vater folgen muss, wenn er ihn nicht verlieren will. So entstehen Dialoge die Tragik und Komik in sich vereinen, die einen traurig machen und gleichzeitig lachen lassen, die einem den Spiegel vorhalten und die Frage: „Könntest du auch so reagieren oder würdest du einfach ausflippen?“ Arno Geigers Buch ist ein stilles Werk, und doch von einer imposanten Kraft durchflutet. Von der Macht des Lebens, das noch lange nicht zu Ende ist, nur weil der Geist nicht mehr ganz folgen kann. „Das einzige, was uns angesichts dieser Niederlage, die man Leben nennt, bleibt, ist der Versuch…