Fly me to the moon …
Zum Nachdenken , Zum Nägel kauen / 20. Februar 2022

Wir schreiben das Jahr 1952. Elma York genießt ein Wochenende mit ihrem Mann in den Bergen, als ein Meteorit vor der Küste Washingtons einschlägt – mit verheerenden Folgen. Nicht nur, dass zigtausende ihr Leben verlieren, auch bahnt sich eine klimatechnische Katastrophe an, die es notwendig macht, dass die Menschen binnen weniger Jahrzehnte eine neue Heimat finden, weil der Planet unbewohnbar sein wird. Doch anders als in der heutigen Zeit sind die angehenden 1960er Jahre alles andere als fortschrittlich, zumindest was die Diskriminierung von Schwarzen oder Frauen anlangt. Auch Elma York hat darunter zu leiden, obwohl sie eine brilliante Mathematikerin und noch dazu Kampfpilotin ist und obwohl sie in der Raumfahrt wesentlich dazu beiträgt, dass die Menschen eine Raumstation zu planen beginnen, um der Kolonialisierung auf einem anderen Planeten Vorschub zu leisten. Gemeinsam mit ihrem Mann Nathaniel, der Raumfahrtsingenieur ist, arbeitet sie daran, die ersten Menschen auf den Mond zu bringen, und unter ihnen soll auch die erste Frau sein … Das vorliegende Buch erinnert stark an den Film „Hidden Figures“, in dem es um schwarze Frauen ging, die als Rechnerinnen der amerikanischen Raumfahrtbehörde mithalfen, dass die bemannte Raumfahrt ein Erfolg wurde. Hier in diesem Roman werden natürlich ein paar Zeitstränge…

Wenn eine Zufallsmaschine unsere Geschicke bestimmt
Zum Nachdenken , Zum Nägel kauen / 13. Februar 2022

Sie ist also da – die Klima-Allianz bestehend aus den drei globalen Mächten USA, China und Russland. Ihr Ziel: die Rettung des Planeten durch einschneidende Klimaschutzmaßnahmen. Die UNO als klassisches Instrument der globalen Verständigung hat ausgedient. Das Dreier-Konglomerat macht unmissverständlich klar, dass sie in Sachen Klimaschutz fortan bestimmt, wo es lang geht. Eigene Ministerien werden geschaffen, die sich in eigenen Forschungsabteilungen auch mit der Technologie von Quantencomputern beschäftigen. Das Ziel soll sein, dass dieser Quantencomputer Vorhersagemodelle erstellen kann, die aufzeigen, inwieweit die Klimaschutzmaßnahmen greifen oder nachgeschärft werden müssen. Sie sollen aber auch aufzeigen, welche Wetterveränderung unter Umständen neue Plagen auf den Plan rufen – z.B. Heuschrecken. Alles in allem steckt dahinter nichts anderes als die magische Kristallkugel, die den Blick in die Zukunft gewährt. Da ist es nur logisch, dass dies auch finstere Mächte auf den Plan ruft – z.B. einen indischen Millionär, dem es gar nicht schmeckt, dass Indien sehr strenge Vorgaben erfüllen muss, um in die neue Klima-Allianz aufgenommen zu werden. Und so passiert, was passieren muss: der Quantencomputer wird bald zu einem Schreckensinstrument, dass es einigen wenigen ermöglicht, im wahrsten Sinne „Herr über das Schicksal“ zu spielen. Das vorliegende Buch ist die Fortsetzung des Bestsellers „Der neunte…

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen …
Zum Nachdenken / 7. Februar 2022

Tipping-Points bzw. Kipp-Punkte, sind Ereignisse, die eine Sache, ein System, eine Ordnung plötzlich verändern und zwar nachhaltig und für immer. Sie heißen auch Bifurkationspunkte, weil sie – einer Gabel gleich – Scheidewege anzeigen, wo Dinge dann eben in einer anderen Bahn weiterlaufen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen direkten Kipp-Punkten also plötzlichen Ereignissen, die nicht vorauszusehen waren – etwa ein Vulkanausbruch, der einen Tsunami erzeugt. Dann gibt es kontextuale Kipp-Punkte, also Ereignisse, die dem aufmerksamen Betrachter schon lange ins Auge gestochen sind, bzw. deren Erkennen erahnen lässt, dass es bald zu einem Ereignis kommen wird. Wenn man also das Umfeld betrachtet, erkennt man mitunter sehr viel früher, dass hier Kipp-Momente drohen und kann vielleicht noch dagegen wirken. Kurzum: Kipp-Momente sind in vielen Fällen kein Schicksal, sondern kündigen sich an – vor allem in gesellschaftlichen Dingen! Die beiden Autoren beleuchten unter diesen Gesichtspunkten nun verschiedene Themen – von der Demokratie bis zur Digitalisierung, von der EU bis zu China, vom der Öko-Krise bis zum Arbeitsmarkt und versuchen mögliche Kipp-Punkte herauszufiltern. Es geht dabei in erster Linie um ein tieferes Verständnis, bzw. darum ein Gefühl dafür zu bekommen, wie aus Krisen echte Kipp-Punkte werden können. Es geht aber auch um die Frage, ob diese…

»I think the next century will be the century of complexity«
Allgemein , Zum Nachdenken , Zum Studieren / 25. Dezember 2021

Diese Worte von Stephen Hawking umschreiben in groben Zügen den Inhalt des Buches von Dirk Brockmann. Der Komplexitätsforscher begibt sich in der Natur auf die Suche nach Mustern, die auch das Verhalten von Menschen in bestimmten Situationen erklärt. Dabei begibt er sich auf das wissenschaftliche Feld von Physikern, Mathematikern und Biologen und beschreibt in möglichst einfachen Worten (was aufgrund des Themas nicht immer möglich ist), wie beispielsweise Kipp-Punkte entstehen und warum diese sich dann nicht mehr rückgängig machen lassen (Stichwort Klimawandel). Oder wie die Ansteckung zwischen Menschen mit COVID-19 bzw. Waldbrände funktionieren und warum dabei Knotenpunkte eine so große Rolle spielen. Es ist manchmal erstaunlich, wenn nicht sogar wirklich faszinierend, wie ähnlich das menschliche Verhalten dem von Tieren und sogar von Pflanzen ist. Und wenn man die Skizze vor Augen hat, die zeigt, wie viele Lebewesen es auf der Welt gibt und wie groß dabei der Anteil der Spezies Mensch ist, dann fragt man sich unweigerlich, wie man auch nur im Ansatz glauben kann, dass wir etwas Besonderes sind. Im Wald vor lauter Bäumen – unsere komplexe Welt besser verstehen von Dirk Brockmann, ISBN: 978-3423282994

Die Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger eines gesellschaftlichen Wandels?
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 16. April 2021

Wenn die 2020/2021 vorherrschende Pandemie eines gezeigt hat, dann, dass mit der Gesellschaft etwas nicht in Ordnung ist. Anders lässt sich nämlich nicht erklären, warum es Menschen gibt, die nicht nur Corona als Schnupfen abtun, sondern gleich den ganzen Staat als Pakt von Lügnern bezeichnet. Wörter wie Diktatur und Faschismus werden plötzlich in einem Kontext verwendet, der so gar nichts mit der ursächlichen Bedeutung des Begriffs zu tun hat und das alles, weil wir derzeit dazu aufgerufen sind, Disziplin zu wahren, auf den anderen zu schauen und einen Mundschutz zu tragen. Richard David Precht gibt mit seinem vorliegenden Buch „Von der Pflicht“ eine ausgezeichnete Erklärung dafür ab, warum genau diese Pflicht von immer mehr Bürgern nicht mehr gesehen, bwz. als lästig empfunden wird. Er erklärt zum einen, was das Wort Pflicht im Zusammenhang mit der Staatspflicht zu tun hat, er erklärt aber auch, dass es eine Bürgerpflicht gibt, ohne die nun mal kein Staat zu machen ist. Es ist eine Sache der Freiwilligkeit also, und eine von Moralempfinden gegenüber seinen Mitmenschen. Und genau da bröckelt die Fassade. Anhand der deutschen Gesetzgebung bekommt der Leser einen Einblick in die Sachlage der Grundrechte eines Menschen und wie schwer es für den Staat…

Familien- und Freundespalter Fake-News
Zum Nachdenken / 2. März 2021

Schon mit Beginn der Klimakrise offenbarte sich die Zwiegespaltenheit – mitunter sogar im einen Familienkonglomerat – zwischen jenen, die das Problem als echt anerkannten und jenen, die sich von pseudowissenschaftlichen Behauptungen fangen ließen und an eine große Verschwörung glaubten. Die Corona-Krise macht diesen tiefen Spalt um ein Vielfaches deutlicher sichtbar. Manche flüchtige Bekanntschaft wurde auf diese Weise schon beendet, manche Freundschaft steht gerade auf dem Prüfstand. Wenn die Meinungen aber auch im eigenen Familienkreis so weit auseinanderdriften, stellt man sich unweigerlich die Frage: wie können wir wieder zusammenkommen? Ingrid Brodnig ist Autorin und Kolumnistin und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den gesellschaftlichen Herausforderungen der zunehmend komplexen Kommunikation im Internet. Lügengeschichten, Mobbing und Hass und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Zerwürfnisse, das sind ihre Themen. In dem vorliegenden Buch legt sie ein Portfolio an Möglichkeiten vor, wie man Menschen dort abholen kann, wo sie stehen: festgefahren in einer Lügen- oder Verharmlosungsgeschichte. Sie schlägt vor: sich selbst mit einem Thema sehr genau auseinanderzusetzen, die Fake-News über Faktencheck-Websites zu prüfen (die gibt es auch in Deutsch), sich überlegen, in welchen „Frames“ die Personen drin hängen, niemals nur eine Fake verneinend korrigieren, nicht polemisieren oder spotten (Covidioten), immer die Quellen der vermeintlichen Wahrheit…

Wahr oder nicht wahr, das ist hier die Frage
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 12. Januar 2021

Eine der markantesten Begleiterscheinungen von Corona sind die vielen „alternativen Fakten“, die im Umlauf sind. Jeder, der das Alphabet kennt und bis 10 zählen kann ist offenbar schon Experte. Und ja, es ist nicht immer leicht, Fakten von Fake zu unterscheiden und das Phänomen des „Counterknowledge“ hat in Zeiten der Digitalisierung natürlich freie Bahn. Was also steckt hinter der einen oder anderen Behauptung und wie kann man herausfinden, was wahr ist und was nicht? Daniel J. Levitin hat dazu ein Buch verfasst, dass sich sehr stark mit Logik, Statistik und deren Fehlinterpretationen und dem Aufdecken solcher Fakes befasst. Es mag mitunter etwas mathematisch und trocken sein, aber es bleibt halt ganz dicht an den Dingen, die sich messen lassen. Zwar erklärt uns der Autor nicht, WARUM es Menschen gibt, die solche Halbwahrheiten verbreiten, aber dies scheint auch nicht die Frage zu sein, mit der wir uns beschäftigen sollen. Viel mehr geht es darum für sich persönlich zu klären: Ist das, was behauptet wird, überhaupt möglich? Ist es wahrscheinlich? Oder ist es an den Haaren herbeigezogen? Am Ende bleibt die Erkenntnis: was immer irgendwo im Netz steht, sollte nach guter journalistischer Manier einem Check-Recheck-Doublecheck unterzogen werden und erst dann darf man…

Lernen ist ein Prozess, der mit Unwissenheit beginnt.
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 4. Januar 2021

Nicht erst seit dem Jahr 2020 ist klar: nicht nur die Welt an sich ist im Wandel, auch die Gesellschaft ist es. Das Gefüge unsere Zusammenlebens beginnt zu bröckeln. Kein Wunder also, dass man der Menge an (unlösbaren?) Probleme, der Unsicherheit und einer nicht unkritischen Masse an Zukunftsangst manch einer sich die Frage stellt: Kann ich überhaupt noch was bewegen? Joanna Macy ist  Ökophilosophin, Buddhistin und Expertin für Systemtheorie und Tiefenökologie. Im vorliegenden Buch geht sie der Frage nach, wie man angesichts der (vermeintlichen) Hoffnungslosigkeit überhaupt noch die Kraft aufbringen kann, etwas gegen die vielen Missstände, die es in der Welt gibt zu tun. „Hoffnung durch Handeln“ lädt mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen dazu ein, seine Einstellung zu ändern. Dabei lernen wir viel über jene Geschichte, wie sie uns gerade erzählt wird und der daraus resultierenden Krankheit namens „Affluenza“:  Es ist der Begriff zur Beschreibung des emotionalen Stresses, der aus der hauptsächlichen Beschäftigung mit Besitz und Äußerlichkeit erwächst. Es ist eine Art seelischer Virus, der unser Denken infiziert. Der toxische Glaube im Kern dieser Krankheit ist, dass Glück darauf beruht, wie wir aussehen und was wir haben. Wir lernen etwas über den Unterschied von „Macht ÜBER etwas zu haben“ und „Macht als…

Was die Menschheit verändert hat: Die Sprache, die Schrift, der Buchdruck und jetzt die Vernetzung
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 19. Februar 2019

Stellen Sie sich eine Schwarz-Weiß-Aufnahme vor und daneben ein Farbbild. Dann stellen Sie sich ein Bild in der Größe 9 x 13 cm vor und dasselbe Bild in A4. Und dann stellen Sie sich das Bild auf Fotopapier vor und – mit zig Megapixeln auf dem Monitor. Mit jeder Entwicklungsstufe wurde das Bild brillanter, schärfer, detailreicher. So passiert es gerade mit unserer Gesellschaft. Sie wird so genau vermessen und vernetzt, dass ein immer schärferes Bild entsteht. Wir sprechen von der granularen Gesellschaft. Das Gute daran: eigentlich kommt wesentlich stärker die Individualität jedes Einzelnen zum Vorschein. Der Nachteil: das Individuum ist durchschaut und somit lenkbar und das auf so subtile Art, dass wir von dieser Beeinflussung gar nichts mitbekommen. Der Autor Christoph Kucklick beschreibt in seinem Buch die – wie er es nennt – 4. Katastrophe der Menschheit, mit der die Menschen dazu gezwungen sind, sich radikal anzupassen, wenn sie mitwachsen wollen. Das begann bei der Sprache, die jene, die ihrer mächtig waren, dazu befähigte Dinge zu vereinbaren, zu besprechen und somit neue Erkenntnisse zu erzielen. Das passierte mit der Schrift, durch die es plötzlich möglich war, einander auf Distanz Mitteilungen zukommen zu lassen. Das macht auf sehr revolutionäre Art auch der…

Was uns zufällt, ist das Fällige
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 10. Februar 2019

Wir werden mit dem konfrontiert, was wir am weitesten von uns fernhalten wollten und aktuell ist das die Veränderung des Marktes und der ganzen Gesellschaft hin zu Digitalisierung. Zwar glauben wir immer noch, dass es „uns“ nicht erwischt, dass „wir“ in einer sicheren Segment sind, doch wer ein bisschen genauer hinschaut, erkennt das Brüchige an diesem Glauben. Christoph Keese hat mit der Disruption schon 1997 persönlich Bekanntschaft gemacht, als es damit anfing, dass die Kommunikationsbranche plötzlich vom Papier ins Internet wanderte. Doch anstatt in Schockstarre zu verfallen, hat er sich auf den Weg gemacht und ist der Digitalisierung seither gefolgt. Er war im Silikon Valley und hat den Meistern der Disruption über die Schulter geschaut. Und dann hat er sich mit diesen Erkenntnissen über die mutwillige zerstörerische Veränderung, die keinen Stein auf dem anderen lässt, in Deutschland umgesehen. In seinem Buch „Disrupt yourself“ erteilt er uns den Auftrag die Augen zu öffnen und auf das eigene Leben zu schauen. Wo könnten hier Veränderungen disruptiver, also zerstörerischer Art zum Tragen kommen? Und was ist man als Mensch noch wert, wenn man möglicherweise wegrationalisiert wird? 702 Berufe wurden in einer Studie danach aufgelistet, wie sehr sie Gefahr laufen von der Digitalisierungswelle wegrationalisiert…