Mindestens 100 Seiten zuviel
Entbehrlich / 11. Januar 2014

Der Job von Bobby Dollar fasziniert. Als Anwaltsengel kämpft er nämlich in Menschengestalt um die Seele, die unmittelbar nach dem Tod eines Menschen gegen die dunkle Seite verteidigt werden muss. Gelingt seine Verteidigung, darf die Seele in den Himmel aufsteigen, war der Mensch Zeit seines Lebens ein mieser Typ, dann steht das Tor zur Hölle weit offen. Eines Tages jedoch kommt er zu einem Todesfall bei dem die Seele schlichtweg verschwunden ist. Die Dämonen der Finsternis vermuten einen Trick des Himmels, die Engel verdächtigen die Höllenfürsten dieser üblen Tat. Und Bobby Dollar gerät mitten hinein in das Duell Gut gegen Böse, wobei sich schon bald herausstellt, dass diese klassische Schwarz-Weiß-Einteilung vielleicht nicht mehr ganz richtig ist … Die Idee von Tad Williams war anfangs rechts unterhaltsam zu lesen. Die Welten Himmel und Hölle, das Dazwischen, der ewige Kampf Engel vs. Dämonen. Doch leider verstrickt sich der Autor auf langen Strecken immer wieder in ein und dieselben Fragen, die er dem Protagonisten in den Mund legt. Die Geschichte kommt einfach nicht vom Fleck und mit der Zeit beginnt man diese Fragen, die sich Bobby Dollar ständig selber stellt zu überlesen, wird schlampig. Würde man gut 100 Seiten raus streichen aus dem…

Klein, aber oho
Für Bücherliebhaber / 3. Januar 2011

Der Miniaturbuchverlag Leipzig ist berühmt dafür, kleinste Bücher in höchster Qualität herzustellen. Vom Kunstledereinband über den geprägten Titel bis zum Kartonschuber. Wenn man ein wenig büchervernarrt ist, sind diese kleinen Wunderwerke ein schöner Zierrat inmitten der großen Bücher im Regal, ABER: man muss eben wissen, dass dieses Buch ein Miniaturbuch ist! Und hier kann man sich schon ein bisschen geneppt vorkommen, wenn man das Buch um 21,- Euro bestellt und dann ein Stück gedrucktes Papier im Format 5 x 6 cm in Händen hält! Rein inhaltlich ist das Buch hingegen brilliant. Es enstand zwischen 1881 und 1906 in Form von Kurzbeiträgen in Zeitungen und wurde erst 1911 als Devils Dictionary veröffentlicht. Als sprachlicher Schärfe lässt es wirklich nicht zu wünschen übrig. Zum Beispiel: Kochkunst: Im Haushalt übliche Kunst und Praxis, jenes ungenießbar zu machen, was bereits unverdaulich war. Glück: angenehmes Gefühl; erblüht aus der Betrachtung fremden Elends. Vormittag: letzter Teil der Nacht Das Buch wird jenen gefallen, die ein bisschen Zynismus als Lebensbereicherung ansehen und die manchmal bitterbösen Erläuterungen einfach mit einem Lachen quittieren – schließlich hat das Buch ja der Teufel geschrieben! Für Sammler skuriller Kleinode ist es nettes Geschenk! Des Teufels Wörterbuch von Ambrose Bierce, ISBN: 978-3861840497