Wie kann eine KI sich ihrer selbst bewusst werden?
Entbehrlich / 30. Januar 2021

Syz ist ein Coder und sitzt mit seinen Freunden stundenlang vor den Rechnern im „Tunnel“. Er arbeitet und lebt in einer Einrichtung, die es sich zum Ziel gemacht hat, künstliche Intelligenz zum Leben zu erwecken – sie also natürlich zu machen. Die kann nur gelingen, wenn eine KI Bewusstsein erlangt – das Bewusstsein ihrer eigenen Existenz. Und dies kann wiederum nur gelingen, indem die KI so etwas wie Erinnerung entwickelt, denn unser Dasein, unser Bewusstsein formt sich aus der Erinnerung. Eines Tages wird Syz dazu eingeladen in einem Labor mitzuarbeiten, in dem es darum geht, SEINE Erinnerung zu jener der KI zu machen, um ihr auf diese Weise die Initialzündung für ein eigenes Bewusstsein zu geben. Bis hierher ist der Rahmen der Geschichte durchaus spannend. Die Umsetzung des Romans jedoch verliert sich im Schreibstil, der geprägt ist von so vielen Fremdwörtern, dass ich bei 50 aufgehört habe zu zählen. Dieser zwanghafte Versuch der – ich nenne es mal – Fremdwörterei ist irritierend und bremst den Lesefluss. Auch die apokalyptischen, dystopischen Beschreibung einer Außenwelt, von der man nicht erfährt, ob sie tatsächlich so ist oder nicht, was der Beschreibung letztendlich seine Berechtigung geben würde, lenkt von der eigentlichen Geschichte ab. Was…

Wen interessiert es, ob die Herren Seesterne tragen?
Entbehrlich / 3. Januar 2017

Karl Hellmann macht sich auf dem Weg in ein Dorf um dort mittels eines Fragebogens das Glück der Menschen zu hinterfragen. So steht es zumindest in der Beschreibung des Buches. Tatsächlich begegnen wir in diesem Buch einem Mann, den man nach Seiten als Karl Hellmann identifiziert. Tatsächlich hat er einen Fragebogen bei sich, aber die Beantwortung der Fragen scheint nicht der Inhalt des Buches zu sein. Selbst die Personen die vorkommen lernt man als Leser nur als M1 (männlich 1) oder F2 (feminin 2) kennen. Namen fallen nur zufällig. Das macht es schwer die Personen richtig kennenzulernen und es lässt auch kaum einen kausalen Zusammenhang zu. Ja, das gibt es das Hotel Post, ja, es scheint, als hätte das schon bessere Tage gesehen. Was der Wirtin passiert ist? Erfährt man nicht. Was eigentlich mit Karl selbst los ist? Erfährt man auch nicht. Ob es seine Frau Margit tatsächlich gibt, jemals gegeben hat oder nicht mehr gibt? Bleibt dem Leser überlassen. Weshalb die Herren Seesterne tragen? Ist so eine Nebensächlichkeit, dass man sich fragen muss, warum es der Titel des Buches wurde. Muss man solche Bücher lesen? Nein, nicht unbedingt. Sie sind anstrengend. Nicht nur, weil man die Hälfte nicht versteht,…

Eine letzte Reise
Entbehrlich / 10. Mai 2016

In jungen Jahren hat Eugene Chaney, genannt Doc, seiner Freundin Nancy Travis etwas versprochen. Er würde ihr helfen das Leben zu beenden, sollte sie jemals die selbe Erkrankung wie ihre Mutter erleiden: Alzheimer. Zwar hatten sich die beiden damals auch ewige Liebe geschworen, doch daraus wurde nichts. Eugenes Leben nahm einen anderen, nicht minder tragischen Verlauf. Doch eines Tages kommt der Anruf von Nancy, der ihn an seinen Schwur erinnert. So macht sich der alte Mann auf den Weg, um seine Jugendliebe auf dem letzten Weg zu begleiten. Unterstützung hat er dabei von einem weiteren Freund aus Jugendtagen, seinem Patenkind und einem Jungen auf der Flucht. Das Buch mäandert zwischen Erinnerungen und Rückblenden, zwischen Lebensläufen und der aktuellen Handlung, was den Spannungsbogen nicht gerade hoch hält. Auch sind einige Passagen dabei, bei denen ich mich frage, warum ein Autor der Meinung ist, dass das wichtig oder lustig sei. Die Grundgeschichte „zwei alte Freunde helfen einander“ klingt spannend und man hätte vielleicht mehr daraus machen können. So aber plätschert die Geschichte dahin, man schließt den Buchdeckel und hat beinahe schon die Namen der Protagonisten vergessen. Letzter Bus nach Coffeeville von J. Paul Henderson, ISBN 978-3-257-06959-4

Vergeudete Zeit
Entbehrlich / 28. März 2015

Zwei Herren treffen sich auf einer Veranstaltung und begeben sich alsbald an den nahegelegenen Strand, um in Ruhe zu plaudern. Es sind die Winston Churchill und Charlie Chaplin, zwei Persönlichkeiten, die zur ihrer Zeit ohne Übertreibung als Berühmtheiten bezeichnet werden können. Die beiden haben etwas gemeinsam, auf dem ihre langjährige Freundschaft basiert: sie sind depressiv. Jetzt könnte man als Leser meinen, dass das genug Stoff ist, um daraus ein wahrhaft spannendes Buch zu machen: Der eine Politiker im größten Wandel der Geschichte, der andere Schauspieler im Wandel vom Stummfilm zum Tonfilm und bis zum heutigen Tag der Inbegriff des Klamauks. Doch der Autor zieht es vor das ganze als langweilige Abfolge von Geschehnissen zu dokumentieren. Aus Tagebüchern und Briefen zusammengestoppelt glaubt er, den Leser zu fesseln, tut es aber nicht. Es ist langweilig, ganz offen zusammengestoppelt und es stehen viel zu viele Dinge drin, die nicht zwingend relevant sind. Von der Dramatik der damaligen Zeit ist nur ein Hauch spürbar. Schade darum, ich muss das Buch als enttäuschend bezeichnen. Zwei Herren am Strand von Michael Köhlmeier, ISBN: 978-3-446-24603-4

Seltsam, belanglos mit wenig Sympathie
Entbehrlich / 17. Februar 2015

Ein Mann kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit. Damals spielte ein Teich, der der Ozean genannt wurde, eine Rolle in seinem Leben. An besagtem Ozean setzt sich der Mann also auf eine Bank und erinnert sich an gruselige Tage, in denen ein Gestalt aus der Schattenwelt einen Weg ins Leben fand, sich dort als Haushälterin in seinem Elternhaus festsetzte und ihm das Leben schwer machte. Mehr noch: Ursula, so der Name der Haushälterin, hindert ihn daran das Grundstück zu verlassen, um Letti, das Nachbarsmädchen zu besuchen. Dieses wiederum scheint besondere Fähigkeiten zu haben: sie kann Unwesen dingfest machen, aber auch welche hervorrufen. Das hört sich jetzt alles recht spannend an mit einem Gruselfaktor (wie es auch im Klappentext propagiert wird), dennoch konnte ich mich für das Buch nicht begeistern? Was genau will uns die Geschichte erzählen? Dass es Schattenwesen gibt? Dazu sind sie zuwenig erklärt. Dass Kinder mit 7 Jahren manche Dinge, die in ihrem Leben passieren, seltsam in Erinnerung behalten. Darauf wird gar nicht eingegangen. Auch die Frage, ob der erwachsene Mann selbst noch an Geistergeschichten glaubt, oder erkennt, dass das kindliche Fantasien waren, wird nicht beantwortet. Und zuletzt: das Mädchen Letti, das, wie auch ihre Mutter und ihre…

Weit unter den Erwartungen
Entbehrlich / 16. März 2014

Nick Dunne ist seit 5 Jahren mit Amy verheiratet. Just an ihrem 5. Hochzeitstags verschwindet seine Frau spurlos und alles deutet auf ein Gewaltverbrechen hin. So nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass nicht alles so ist, wie es scheint… Als Thriller des Jahres wurde das Buch gefeiert, als absolutes Highlight und genau darum hab ich es mir auch gekauft. Doch am Ende ist es nichts anderes als ein mittelmäßiger Psychokrimi, der von zwei Perspektiven aus geschrieben wird. Einmal sind es die Erinnerungen von Nick, dann wieder die Tagebucheinträge von Amy. Beides liest sich dermaßen trivial, dass man sich manchmal schon fragen muss, ob das jetzt echte Schriftstellerkunst ist. Noch dazu, wo es – wie in so vielen Büchern der Gegenwart – immer wieder um Sex geht, um sexuelle Gewalt, und alles muss natürlich beim Namen genannt werden. Ich frage mich echt, ob es überhaupt noch einen Schriftsteller gibt, der ein gutes Buch schreiben kann, ohne das F-Wort zu verwenden? Von subtil kann hier keine Rede sein und das Ende selbst lässt mich auch nicht gerade erschaudern. Hab schon schlechteres gelesen, das ich besser bewertet habe – einfach deshalb, weil hier so ein Hype um nichts gemacht wird. Gone…

Mindestens 100 Seiten zuviel
Entbehrlich / 11. Januar 2014

Der Job von Bobby Dollar fasziniert. Als Anwaltsengel kämpft er nämlich in Menschengestalt um die Seele, die unmittelbar nach dem Tod eines Menschen gegen die dunkle Seite verteidigt werden muss. Gelingt seine Verteidigung, darf die Seele in den Himmel aufsteigen, war der Mensch Zeit seines Lebens ein mieser Typ, dann steht das Tor zur Hölle weit offen. Eines Tages jedoch kommt er zu einem Todesfall bei dem die Seele schlichtweg verschwunden ist. Die Dämonen der Finsternis vermuten einen Trick des Himmels, die Engel verdächtigen die Höllenfürsten dieser üblen Tat. Und Bobby Dollar gerät mitten hinein in das Duell Gut gegen Böse, wobei sich schon bald herausstellt, dass diese klassische Schwarz-Weiß-Einteilung vielleicht nicht mehr ganz richtig ist … Die Idee von Tad Williams war anfangs rechts unterhaltsam zu lesen. Die Welten Himmel und Hölle, das Dazwischen, der ewige Kampf Engel vs. Dämonen. Doch leider verstrickt sich der Autor auf langen Strecken immer wieder in ein und dieselben Fragen, die er dem Protagonisten in den Mund legt. Die Geschichte kommt einfach nicht vom Fleck und mit der Zeit beginnt man diese Fragen, die sich Bobby Dollar ständig selber stellt zu überlesen, wird schlampig. Würde man gut 100 Seiten raus streichen aus dem…

Wenn Ihnen Ihr Geist in den Gulli gefallen wäre, würden Sie ihn aufheben oder dort liegen lassen?
Entbehrlich / 28. April 2013

Finden Sie Fragen wie diese irritierend? Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass es das ganze Buch hindurch so weitergeht? Schlimmer noch: können Sie sich vorstellen, dass da noch sehr viel unsinnigere Fragen dabei sind? Wie etwa die Frage, ob Ihnen Verstopfung oder Durchfall lieber ist? Kann es sein, dass diese Buch von vorne bis hinten sinnlos ist, und eigentlich nicht lesbar, man sich aber dennoch bemüßigt fühlt weiter zu lesen? Was aber, wenn man den Punkt erreicht hat, wo man erkennt, dass man in der selben Zeit, wo man dieses absolut unnütze Buch liest, vielleicht auch eines hätte lesen können, das einen wirklich bereichert? Finden Sie die vorangegangene Frage zu philosophisch? Was, wenn ich Ihnen vorschlagen würde, ein andere Buch stattdessen zu kaufen, würden Sie mir das übel nehmen? Roman in Fragen von Padgett Powell, ISBN: 978-3-82701052-0

Nahezu trivial
Entbehrlich / 3. Februar 2013

Es ist vermutlich gewagt, einen Paulo Coelho zu kritisieren, wo der doch eine große Fangemeinde hat. Dennoch: Beliebtheit ist kein Freibrief. Und so muss ich kritisch bemerken, dass das vorliegende Buch flach ist, ohne wirklichen Tiefgang, ohne einen zündenden Funken, der sich im Herzen breitmacht – alles Eigenschaften, die in dem einen oder anderen Buch von Coelho bereits aufgetreten sind. Die Apokryphen, jene Texte, die es nicht in die Bibel geschafft haben, werden zu Beginn als Quelle der darauf folgenden Seiten genannt, in denen ein weiser Mann in Jerusalem eine Nacht vor der entscheidenden Schlacht um die Stadt sein Wissen um die Fragen des Lebens preis gibt. Männer und Frauen, Alte und Junge aller drei Religionen stellen ihre Fragen und der Kopte antwortet. Ich glaube absolut nicht, dass diese Weisheiten auch nur ansatzweise aus den Apokryphen stammen, und genau das ärgert mich ein bisschen. Es ärgert mich auch, dass es sich hierbei um ein so simples Frage-Antwort-Spiel handelt, ohne genau zu wissen, was das für Menschen sind, die ihre Fragen stellen, was ihnen widerfahren ist etc. Es geht schlicht und einfach nur darum, die „Weisheiten“ aufs Papier zu bringen. Das Buch mag jenen gefallen, die „Neueinsteiger“ in Sachen gesammelte Weisheiten…

4 Sterne für Sozialstudie, 1 Stern für Lesespass
Entbehrlich / 3. Oktober 2012

Puh. Was bin ich froh, dass ich den Roman hinter mir habe. Was sich auf den ersten 10 Seiten noch recht spannend anliest (der plötzliche Todesfall tritt ein), entpuppt sich dann auf endlos langen Seiten über weite Strecken als mühsam und langweilig. Viele Charakter gilt es sich zu merken und bis zur Seite 150 tut sich (außer dem Todesfall zu Beginn) genau gar nix. Jetzt mag es viele Leser geben, die gerne eine Milieustudie lesen – jene werden sicher belohnt werden, indem ihnen eine Gesellschaftschicht vor Augen geführt wird, wie sie vermutlich in jeder Stadt zu finden ist. Dem gegenüber steht dann die Gruppe der „Reichen und Schönen“, die eben mit allen Mitteln versuchen die Gesellschaftsgrenze aufrecht zu erhalten, auch wenn offenkundig ist, dass sie keinen Deut besser sind. Als Zuckerguss gibt es dann noch revoltierende Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten und hier wird wahrlich nicht mit vulgären Ausdrücken gespart! Ja vermutlich ist die Welt nun einmal so, aber ich persönlich habe keine Freude daran, so etwas zu lesen, noch dazu, wo keine echte Spannung aufkommen will. Wäre Frau Rowling nicht sie selbst – das Buch würde in den Regalen verstauben. So aber hat sie natürlich einen enormen Vertrauensbonus, den sie…