Man stirbt nicht bei dem Anblick eines XXL-Oberschenkels

14. März 2011

„Eigentlich wollte ich ein Buch über dicke Frauen schreiben“ – lautet der erste Satz in diesem Buch. Doch dann wurde es ein Buch gegen den Schlankheitswahn. Was auf den ersten Blick auf das gleiche hinausläuft, unterscheidet sich im Detail sehr wesentlich. Das Buch ist jetzt auch für jene (gar nicht mal so kleine) Gruppe von Menschen, die sich schon bei Kleidergröße 42 als „dick“ bezeichnen würden. Und bereits nach der 10seitigen Einleitung wird klar: Frau Asgodom wird nicht mit harten Worten geizen! Der erste Teil des Buches ist ein Befreiungsschlag, manchmal sogar ein Rundumschlag:
In den 5 „T“ beleuchtet die Autorin zunächst warum wir dick werden – Talent (zum Essen),Trotz (jetzt erst recht), Trance (Gewohnheiten), Turbulenzen (Stress), Traurigkeit.
Im Anschluss folgen die „Versöhnungskapitel“, die alle mit „L“ beginnen: Liebe (zu sich selbst), Lust(auf das was wichtig ist), Leichtigkeit (Begeisterung entwickeln),Laben (Essen bewusst machen),Lachen(wie wir auf andere wirken).

Was in den „T“-Kapitel manchmal schon übertrieben schien – als Leser hat man fast das Bedürfnis zu sagen „Ja, danke ich hab’s kapiert“, steigert sich in den „L“-Kapiteln dann zu einem Live-Auftritt der Autorin, die ja berühmt ist, für ihre Bühnenpräsent und Stärke in Vorträgen. Das heißt: jetzt spricht sie so, als stünde sie auf der Bühne, man sieht sie vor sich, mit aller Mimik und allen Gesten. Und an diesem Punkt muss man ganz eindeutig sagen: wer solche Motivationsseminare NICHT mag, wird sich in diesen Kapiteln vielleicht ein wenig schwer tun. Wer hingegen dankbar jede Hand annimmt, die einem gereicht wird, in der Hoffnung, dass sie einen rauszieht (aus was auch immer), der ist hier genau richtig. Power ohne Ende, gespickt mit zahlreichen (!) Episoden aus dem Leben der Autorin (wie sie eben typisch sind für Motivationstrainer) und jede Menge +/- Listen, sowie Tipps und Weisheiten machen das Buch zu einem abwechslungsreichen Leseerlebnis.

Ein paar schöne Sätze aus dem Buch:
„Dicksein ist kein Charakterfehler“
„Man stirbt nicht bei dem Anblick eines XXL-Oberschenkels“
„Das erste was man bei einer Diät verliert ist der Sinn für Humor“
„Vieles im Leben geht verloren, weil wir unsere Einmaligkeit nicht erkennen.“
„Die Vergangenheit wird völlig überschätzt, wir werden von der Zukunft gezogen.“ (nach Martin Seligmann)

Das Buch werden jene mögen, die sich selbst als übergewichtig einstufen und mit Diäten keinen Erfolg haben. Es werden jene mögen, die bislang nicht die richtigen Worte dafür fanden, warum sie eben übergewichtig sind. Das Buch wird aber auch all jenen gefallen, die sehen, dass der Schlankheitswahn wesentlich ungesünder ist, als ein paar Kilo zuviel auf der Waage, und nun endlich den schriftlichen „Beweis“ dafür in Händen halten. Kurzum: ist ist für „Dick“ und „Dünn“ ein gleichermaßen lehrreiches und unterhaltsames Buch.

Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot
von Sabine Asgodom, ISBN: 978-3-446-30896-5

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