Jeder muss mit seinem Schatten leben …
Für Junge und Junggebliebene / 20. Februar 2011

Ein altes Schloss mit schaurigen Gesimsen, ein dunkler Wald, eine Steilküste am Atlantik, ein einsamer Leuchtturm und eine Familie, deren Schicksal sie im Jahr 1937 dorthin verschlägt. Der Schlossherr ist ein Spielzeugfabrikant, der zurückgezogen lebt und Madame Sauvelle eine Anstellung als Haushälterin bietet. Doch bald schon offenbart das düstere Schloss sein wahres Geheimnis: jeder von uns hat einen Schatten, der ihn tagtäglich begleitet, doch manchmal ist dieser Schatten durch und durch böse … Carlos Ruiz Zafons Jugendbuch wurde eindeutig VOR seinen Bestsellern „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel der Engel“ geschrieben, aber schon damals zeigte sich sein Talent düstere, nebelverhangene und schwermütige Geschichten in Szene zu setzen. Die Schreibweise hat sich zwar mit den Jahren verbessert, trotzdem lässt sich das Talent des Autors unschwer erkennen. Die Geschichte selbst ist spannend, schaurig schön mit Hang zur Gänsehaut. Das Buch wird jenen gefallen, die Zafon mögen und sich nicht davon abhalten lassen, dass dieses Werk eigentlich als Jugendbuch gehandelt wird und es wird jenen gefallen, die Schauergeschichten mögen. Der dunkle Wächter von Carlos Ruis Zafón, ISBN: 978-3596853885

Was Karl der Große und das ewige Eis miteinander verbindet
Zum Nägel kauen / 20. Februar 2011

Cotton Malone ist ein ehemaliger Agent, dessen Vater vor Jahrzehnten von einem U-Booteinsatz nicht zurückkehrte. Jetzt hält er ein geheimes Dokument in Händen, das belegt, wo sein Vater wirklich war – nämlich auf einer geheimen Mission in der Antarktis. Bald schon verdichten sich die Vermutungen, dass hinter dieser Mission weiter mehr steckte als in offiziellen Papieren verlautbart wurde. Nichts geringeres als eine versunkene Kultur wurde damals entdeckt – eine Kultur, von der bereits Karl der Große seinen Nutzen zog. Ein Umstand, der ihn zu einem der mächtigsten Kaiser überhaupt machte. Die Spuren führen Malone nach Deutschland zu einer Familie deren Oberhaupt in dem selben U-Boot war wie sein Vater. Doch ob es Verbündete auf seiner Suche sind, oder Feinde – das kristallisiert sich erst so nach und nach heraus. An der Schnitzeljagd nach der Vergangenheit beteiligen sich jedoch nicht nur der Ex-Agent undd die deutsche Familie, auch hochrangige Offiziere in den USA haben da noch ein Wörtchen mitzureden, gilt es doch ein unglaubliches Geheimnis zu bewahren – bis es schließlich zum großen Showdown in der Antarktis kommt. Steve Berry hat hier eine Mischung aus Spionagethriller und Mistery geschrieben, deren Teile an Dan Brown ebenso erinnern, wie an eine Agentengeschichte alla…

Wir alle sind Marionetten unseres eigenen Denkens.
Zum Nägel kauen / 14. Februar 2011

John le Carré skizziert in seinem Thriller eine Szenario, wie es sich tagtäglich zutragen dürfte. Ein Illegaler wird verdächtigt nur aus einem Grund hier zu sein – um Unheil zu stiften. Gesucht werden immer nur Beweise, die DAFÜR sprechen, niemals aber dagegen. Und so entsteht ein Schauspiel, das einerseits geradezu krotesk paranoid ist, andererseits aber genausogut Realität sein könnte. Und wenn man das Buch gelesen hat fragt man sich, ob nicht vieles was passiert einzig aus dem Grund so eintrifft, weil irgendwelche Geheimdienstler Böses vermuten, wo nichts dahintersteckt. Eine Art selbstverfüllende Prophezeihung sozusagen. Das Buch dürfte all jenen Gefallen, die auch die Bücher von Robert Ludlum mögen. (Bourne-Trilogie, Ambler-Warnung etc.) Auch wenn dieses Buch weniger „actionreich“, dafür aber wesentlich subtiler ist. Marionetten von John le Carré, ISBN: 978-3550087561

Bücher wie diese kauft man nicht zum Lesen, sondern um sie zu besitzen.
Für Bücherliebhaber / 14. Februar 2011

Joanne K. Rowlings Harry Potter hat die gesamte Bücherlandschaft versteckt. Dass sie sich nicht nur aufs Bücher schreiben versteht, sondern auch auf die Verpackung, zeigt dieses Sammlerobjekt …Bücher wie diese kauft man nicht zum Lesen, sondern um sie zu besitzen. Man will sie sein eigen nennen, ihnen über den Rücken streichen und ihre Magie spüren. Bücher wie diese sind für Liebhaber, für Sammler, für Menschen, die Freude an Gestaltung und Detailverliebheit haben. Das Bucher erschien Ende 2008 und ich könnte mir vorstellen, dass es mittlerweile nur noch als Sammlerstück zu kaufen ist – derzeit (Jänner 2011) steht zumindest im Amazon „nicht verfügbar“ Inhalt: Die Geschichten von Beedle dem Barden (in englisch), exklusiv verpackt in einem Samtsack, der wieder in einem großen „Buch“ verpackt ist, sodass man von außen betrachtet, einen „alte, schwere Lederschwarte“ vor sich hat – großartig! The Tales of Beedle the Bard (exklusives Sammlerobjekt) von Joanne K. Rowling, ISBN: 978-0956010902

Wer Oberösterreich seine Heimat nennt, wird dieses Buch als Pflichtlektüre empfinden.
Zum Zeitvertreib / 11. Februar 2011

Sammelsurien sind Bücher, die geschichtliche, gesellschaftliche und zwischenmenschliche Kleinode ebenso erwähnenswert finden, wie historische Begebenheiten oder statistische Tatsachen. Und genau das ist es, was sie so liebenswert macht: sind sind Schatztruhen, die man immer wieder gerne öffnet um „Gold und Edelsteine“ andächtig herauszunehmen, kurz in Händen zu halten um sie dann wieder wegzuschließen. Das Buch wird jenen Menschen gefallen, die für die kleinen und großen Dinge, die Oberösterreich ausmachen, offen sind. Es ist für Menschen, die wissen wollen wer in Oö etwas geleistet hat … oder SICH etwas geleistet hat. Kraut & Ruam von Reinhold Gruber, ISBN:  978-3701200443

Die Überflieger von gestern – ab wo sind die von morgen?
Zum Nachdenken / 11. Februar 2011

Gladwell ist ein Unterhaltungstalent. Seine Bücher lesen sich flüssig, es bedarf keiner großen wissenschaftlichen Studien um ihm auf seiner Reise folgen zu können. Seine Theorien wie z.B. „Menschen die um 1955 geboren wurde hatten die größten Chancen, mit Computer bzw. Programmierung zum Überflieger zu werden“ oder „Menschen, die in einer demografischen Delle um 1930 geboren wurden, hatten die besten Ausbildungschancen“ usw. sind durchwegs interessant und in gewisser Weise auch logisch. Andere Theorien wie jene der „Kultur der Ehre“ oder jener, dass Chinesen die besseren Mathematiker sind – nun ja, die halte ich jetzt für latent überzeichnet, wenn auch unterhaltsam. Was mich definitiv gestört hat ist, dass er seinen EIGENEN Werdegang als den eines Überfliegers skizziert. Die Geschichte seiner Familie, die am Schluss beschrieben wird ist das Finale von vielen langen Familiengeschichten durch die man sich im Laufe des Buches gelesen hat – auch das muss man mögen. Es macht einen als „Normalo“ irgendwie ärgerlich, wenn man liest: „Hättest du damals, dieses oder jenes getan und hättest du diese oder jene Chance genutzt, dann wärst du heute ein Überflieger“. Und zuletzt bleibt eine Frage unbehandelt: Wie steht es um die Überflieger der Zukunft? – Diesen mutigen Blick nach vorne hätte ich…

Ans Limit gegangen
Zum Nägel kauen / 7. Februar 2011

Frank Schätzings neuer Thriller „Limit“ wurde nach seinem Megaerfolg „Der Schwarm“ mit Sehnsucht erwartet und wahrlich präsentiert sich sein neues Werk in epischen Ausmaßen, zumindest was die Seitenanzahl anlangt. 1.320 Seiten stark ist der Schmöker, das erfordert schon eine Menge Zeit. Das Cover zeigt uns einen Mond und tatsächlich spielt die Handlung zumindest teilweise auf unserem Trabanten. Dieser Teil der Geschichte, deren Beschreibungen einem wirklich das Gefühl geben, auf ein 1/6 des Gewichtes zu schrumpfen und mitzuschweben, ist auch durchwegs spannend zu lesen. Genial ist z. B. die Beschreibung des Weltraumlifts, der ja so abwegig gar nicht ist. Ein Großteil der Geschichte ist jedoch nichts anderes als ein Kampf „Gut“ gegen „Böse“, wobei das Böse in Gestalt von Chinesen auftritt. Und das ist der Punkt, an dem mich persönlich das Buch – im Vergleich zum „Schwarm“ auch enttäuscht. Es ist ein Thriller in dessen Hauptrolle genausogut Bruce Willis stehen könnte und man kämpft sich wahrlich durch einige hundert Seiten, um endlich wieder am Mond zu landen! Auch der Titel „Limit“ ist eigentlich nicht wirklich zu erklären – außer, dass der Bösewicht, der sich am Ende offenbart, sozusagen über das Limit hinausgegangen ist. Was beim „Schwarm“ eindeutig zuzuordnen war, ist bei…

Dieser Himmel ist eine „Reise“ wert
Hörbücher , Zum Lachen / 7. Februar 2011

Sabine ist entsetzt, weil ihr Ableben dermaßen unspektakulär verlaufen ist, obwohl sie ihr Mann gerade ums Eck gebracht hat. Jetzt liegt sie da im Flur und macht sich Gedanken darüber, dass ihre Frisur vermutlich im Eimer ist. Dieter – ihr Ehemann hingegen kommt mit seiner Tat ungestraft davon, weil ihm kein Mensch glauben will, dass er es war, der seine Sabine erwürgt hat. Der Würger von Düsseldorf!  – so sieht er schon die Schlagzeilen, doch die Polizei und selbst der Staatsanwalt finden diese Möglichkeit geradezu grotesk – der Dieter? – der doch nicht! Bald schon findet sich Sabine (nachdem sie eine zeitlang mit nichts als einem Zettel am Zeh bekleidet in der Gerichtsmedizin verbrachte) im Himmel wieder, der wirklich alle Rekorde schlägt. Großer geräumiger Bungalow, man kann essen und trinken ohne sich vor den Folgen fürchten zu müssen und überhaupt ist alles hier einfach nur himmlisch. Da sind große Partys angesagt, da gibt es den „Mal-gucken-Bereich“ (ein Blick runter auf die Erde), und überhaupt läuft alles so nachbarschaftlich ab und zwar ganz ohne Streit am Zaun. Als Sabine eines Tages einen Rat in Sachen Schminke braucht läutet sie bei ihrer Nachbarin an, die niemand geringerer ist, als Hildegard Knef! Na…

.. es ist, was es ist – sagt die Liebe
Zum Nachdenken / 4. Februar 2011

So einfach, wie in der Überschrift, macht es sich der Autor nicht. Vielmehr versucht Richard D. Precht den Begriff der Liebe von mehreren Seiten zu beleuchten, ohne einen weiteren Ratgeber zu schreiben. Das war zum einen eine sehr mutige Idee und zum anderen ist die dem Autor hervorragend gelungen. Er sucht aus sämtlichen wissenschaftlichen Sparten jene Elemente zusammen, die den Begriff der Liebe erläutern oder eben auslassen. Man kann sich schließlich den Dingen auch nähern, indem man beschreibt, was es NICHT ist. Und so begibt sich der Autor auf eine Reise von der Evolutionsbiologie über die Soziologie und Psychologie bis hin zu allen Epochen der menschlichen Kultur um festzuhalten, was im Grunde flüchtig ist – die Liebe. Dabei erklärt er auch den Unterschied zwischen Emotion und Gefühl, stellt sich der Frage ob alles Leben Chemie ist (die Macht der Hormone) und räumt mit dem Irrglauben auf, dass Liebe selbstlos sei. Dabei begegnen einem die Idee der Romantik ebenso, wie die Frage in wie weit das Internet unsere Beziehungen zueinander verändert. All diese verpackt der Autor ist gut verständliche Worte. Er erklärt Fachbegriffe, stellt Thesen gegenüber, bringt alle Für und Wider und schafft es so ein „Best of“ zu diesem Thema…

Die Strategie der Spannung
Zum Nägel kauen / 4. Februar 2011

Marc Burth, ein junger Deutscher, verbringt mit seiner Familie den Winter in Ligurien, weil Anna, die kleine Tochter, kränklich ist. In einem einsamen Berdorf mieten sie sich in ein Häuschen eines Bekannten ein, nichts ahnend, dass in unmittelbarer Nähe ein unvorstellbarer Terrorakt seinen Ausgang nehmen wird. Zunächst beginnt es damit, dass im Nachbarhaus ein Marokkaner überfallen und schikaniert wird. Marc beschließt dem Marokkaner zu helfen und stellt eine Überwachungskamera auf. Bald schon hat er ein Bild der vermeintlichen Täter, die immer wieder auftauchen. Und von dieser Stunde an, sind er und seine Familie in Lebensgefahr, denn die Drahtzieher sind allesamt in Regierungen zu finden. Der Autor hat hier ein – in jeder Hinsicht – eigenartiges Buch geschrieben. Zunächst einmal hat da Buch einen realen Hintergrund. Es gibt tatsächlich eine sogenannte „Strategie der Spannung“, ein Begriff auf dem Nachrichtendienst, bei der es um verdeckte Maßnahmen zur Destabilisierung von Bevölkerungsteilen, Regionen oder gar Staaten geht. Diese Maßnahmen sind „Terror, Mord, Entführung“. Nun weiß man als Leser nie so genau: ist das jetzt wahr – oder einfach nur eine spannende Geschichte? Der Blog, den der Autor parallel zum Buch führt ist hierbei eine intelligente Ergänzung, weil es das Buch glaubwürdiger macht! Sogesehen ist…