Meine Vermutung ist ja, dass Gott googelt ..

22. März 2011

… denn nirgendwo ist es leichter alle Sünden dieser Welt zu finden, als im Internet. – so sieht das zumindest Thomas Montasser in seinem Buch, dessen Titel wirklich brilliant ist! Der Inhalt hingegen ist ein einziges Plädoyer gegen das „Böse“, das sich als digitalisierte Welt in Form von E-Mail, SMS, Computer, MP3-Player, Handy, usw. manifestiert. Zwar zeigt der Autor nicht mit dem Finger auf andere, sondern nimmt sich selbst durchaus auch kritisch unter die Lupe, dennoch sind die Ansichten in dem Buch so vermutlich nicht haltbar. Sicher – in vielen Punkten hat der Autor recht: wenn er z.B. sagt, dass die Kinder heute lieber „Leben spielen“ anstatt zu leben. Er hat auch recht, wenn er sagt, dass er „vor lautet Passwörter schon nicht mehr weiß, wie er heißt“ (das Phänomen dürfte allgemein auftreten).

Trotzdem ist seine „Beweisführung“ einseitig und manchmal eintönig, weil sich die Argumente ständig wiederholen. Vor allem aber auch, weil man dem ganzen ohnehin nur begrenzt entgehen kann (und vermutlich auch will). Vieles von dem, was in den letzten 10 Jahren erfunden wurde ist eine Errungenschaft. Und wie alle Errungenschaften können diese auch zum Fluch werden, wenn der Mensch sich selbst nicht unter Kontrolle hat. Das gilt für schnelle Autos gleichermaßen wie für die Benutzung des Handys.

So handelt ein Kapitel auch im Speziellen über das Thema „Buch“. Und hier tappt der Autor in die selbe Falle, wie viele andere auch schon, indem er prophezeit, dass das Buch aussterben wird (spätestens jetzt mit den E-Books). Nun dieses Szenario hatten wir vor 10 Jahren schon mit dem Zeitungen und wie schon damals wird es sich auch jetzt nicht bewahrheiten. Vielleicht wird das Buch ein Nischenprodukt (nicht mal das halte ich für möglich), aber es wird Bücher immer geben!

Lesenswert ist das Buch insofern all dass es einem möglicherweise da und dort ein bisschen auf die Finger klopft (was ja nicht schadet). Es ist auch deshalb lesenswert, weil ich Plädoyers PRO gedruckte Werke schon grundsätzlich für wichtig halte. Und vielleicht wird auch der eine oder andere aufgerüttelt und geht mal mit den Kinder im Wald spazieren, anstatt diese stundenlang vor dem Fernseher zu platzieren.

Ein paar schöne Sätze:

„Manche Erkenntnisse und Bewertungen liegen zu gewissen Zeiten einfach in der Luft.“
„Ein Buch ist die Verkörperung von Gedanken.“
„Ich weiß vor lauter Passwörter schon nicht mehr, wie ich heiße.“
„Kinder sollen nicht ,Leben spielen‘, sonder leben.“
„Das Buch ist ein Entschleunigungswunder.“
„Meine Vermutung ist ja, dass Gott googelt.“

Weil die Erde keine Google ist
von Thomas Montasser, ISBN: 978-3-453-17863-2

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