Das lineare Leben früherer Zeiten endet mit einem Feuerwerk an Komplexität.
Zum Nachdenken / 23. März 2013

Gabor Steingart schrieb mit seinem vorliegenden Buch eine Grabrede auf jenes Leben, das wir bislang als Normalität definierten. Dabei spricht er natürlich weniger junge Menschen an, sondern die Generation 40+. Die ist entweder „lernfähig bis zum Identitätsverlust“ (® H.M. Enzelsberger) oder sie spürt, wie ihnen jener Magnet abhanden kommt, der sie in irgendeiner Form im Leben verankerte. Die Kirche, die Familie, der Arbeitsplatz – all das waren Fixsterne, die jedoch ihre Position verlassen haben. Dabei geht das Ende der Normalität nicht abrupt vor sich, nimmt aber beständig an Fahrt auf. „Kaum hat man die Antworten gelernt, wechseln die Fragen“, schreibt der Autor und ergänzt „Wieviel Provisorium verträgt der Mensch?“ Gemeint ist damit wohl, dass wir uns doch nicht so schnell entwickeln, wie wir unsere eigene Entwicklung vorantreiben, denn „wir sind nicht nur Opfer der Veränderung, sondern auch ihre Quelle“. Es ist das Gefühl von Heimweh, das bleibt, wenn wir uns nach ein klein wenig mehr Stabilität oder Normalität zurücksehnen. So konnte man sich früher sicher sein, dass der erlernte Beruf ausreicht ein Leben zu füllen. Heute gibt es nicht nur Lebensabschnittspartner, sondern auch Lebensphasenberufe. Und doch: es ist nicht so, dass der Autor hier der guten alten Zeit nachweint! Im…