Von garstigen Feen

Als Bartholomew und seine Schwester Hettie eines Tages aus dem schmierigen Fenster ihres Hauses in der Krähengasse beobachten, wie eine anmutige Dame das Anwesen auf der gegenüberliegenden Straßenseite betritt ahnen sie schon, dass etwas seltsames zugange ist. Denn dort, im Haus gegenüber, wohnen Lebewesen der selben Gattung wie sie selbst: Mischlinge. Halb Mensch, halb Fee gelten sie allgemein als hässlich und wertlos und es ist auch kein Zufall, dass sie in New Bath wohnen, jenem Stadtteil, der auf den Ruinen der altehrwürdigen Stadt Bath errichtet wurde – damals als der Krieg zwischen Feen (auch genannt Sidhe) und Menschen geschlagen war. Zeitgleich entdeckt ein junger Mann, der dem Londoner Parlament angehört, dass ausgerechnet der Justizminister, ebenfalls ein Sidhe, ganz offenbar in dunkle Machenschaften verwickelt ist, die irgendetwas mit New Bath zu tun haben … Bald schon verdichten sich die Anzeichen, dass etwas Großes, Unheilvolles im Gange ist, etwas, dass das altehrwürdige London dem Erdboden gleichmachen wird. Stefan Bachmanns Debütroman ist eine großartige Mischung aus realer Welt einer Zeit, in der Maschinen gebaut wurden und einer Fantasiewelt, in der Feen, Grünhexen, Gnome und mechanische Vögel ihre Daseinsberechtigung haben. Doch nicht nur das! Der Roman ist auch in einer ausgesprochen feinen Sprache geschrieben,…

Alles, was wir Menschen für kosmisch wichtig halten, ist ein Zufall.
Zum Nägel kauen / 5. Mai 2014

Es gibt Bücher, die liest man an einem Wochenende und andere, an denen hängt man Wochen. Nicht weil sie so langweilig sind, sondern, weil das, was man darin liest, einfach Zeit braucht, um zu sickern. Man liest schließlich nicht alle Tage über das Prinzip der Mittelmäßigkeit, oder darüber, dass manche Probleme zahm und manche verwickelt sind. Vielleicht mag auch schon jemand über die Glockenkurve gelesen haben, aber über das Pareto-Prinzip? Nein das Buch ist nicht für Wissenschaftler geschrieben, sondern VON ihnen. Und es ist für ganz normale Menschen gedacht. Zusammengefasst haben eine ganze Menge kluger Leute kurze Aufsätze über zwei bis drei Seiten geschrieben, in denen sie ihre persönliche „Werkzeuge“ vorstellen, die ihrer Meinung dazu beitragen würden, das große Ganze besser zu verstehen. Und es ist ein gutes Buch! Was macht uns schlauer von John Brockman, ISBN: 978-3596194247

„Nicht einer von euch war normal, sage ich …“
Zum Nachdenken / 5. Mai 2014

Maria, sitzt trotzig an einem Tisch und weigert sich, den Männern, die vor ihr sitzen, die Geschichte zu bestätigen. Man verlangt von ihr zu sagen, dass sie den Leib ihres Sohnes in den Armen hielt, dass sie zugegen war, als er starb, dass Er der Sohn Gottes sei. Es waren lauter Nichtsnutze, die ihr Sohn um sich versammelte und wenn jemand behauptet, dass sein Tod die Welt erlöst hat, dann war es das nicht wert – spricht die verzweifelte Mutter, die über den Tod ihres Sohnes auch nach Jahren noch immer nicht hinweg ist. Nicht mal seinen Namen kann sie aussprechen, schon gar nicht, wenn sie daran denkt, dass sie an jenem Tage floh, als es mit ihm zu Ende ging. Die nackte Angst war es, die sie forttrieb, weg von diesem Hügel, auf dem ihr Sohn an einem Kreuz hing. Wie er letztendlich wirklich starb, weiß sie gar nicht, sie hofft nur, dass es nicht allzu lange gedauert hat …. Es ist eine so traurige Geschichte von einer Frau, die ihr Kind verloren hat. Von einer liebenden Mutter, die erkennen muss, dass sie ihren Sohn schon zu Lebzeiten verloren hat, damals als er begann sich überheblich und seltsam zu…