„Jeder hat Anspruch darauf, nicht verletzt zu werden.“
Zum Nachdenken / 1. Oktober 2017

„Anstand ist der Sinn für Gerechtigkeit, ein grundsätzliches Gefühl für Solidarität mit anderen Menschen, für Fairness, also für den Gedanken, dass man sich an die Regeln auch dann hält, wenn grad keiner hinguckt.“ So steht es ziemlich am Anfang von Axel Hackes Buch, in dem er den Versuch unternimmt, diesem Begriff ein Fundament zu geben. Denn – so scheint es – der Anstand gerät zusehends in Vergessenheit. Was die Gründe dafür sind, das versucht der Autor im Dialog mit einem (fiktiven) Freund herauszufinden. Dabei durchstreift er in Gedanken allerlei gesellschaftliche Probleme, gibt sich selbst eine Gedankenrichtung, um diese dann auch wieder umgehend zu verlassen. Kurzum: die Gedanken drehen sich mehr oder weniger Kreis. Dennoch schafft es der Autor, zumindest gewisse Eckdaten zu erfassen, wenn er sagt: „Es geht um ein gewissen Unbehagen, wenn man sich die gesellschaftliche Entwicklung ansieht.“ Da hat er wohl nicht unrecht, ebensowenig mit der Aussage, dass „es darum geht, dass Dinge ins Rutschen geraten.“ Ja, einmal mehr skizziert ein Schreiber und Denker, was man als halbwegs aufmerksamer Mensch selber fühlt: dass dieses Ideal – der Anstand – im Moment gerade nicht sehr hoch im Kurs steht. Ein paar Sätze aus dem Buch: „Wenn man von Anstand redet, sprach…

.. es ist, was es ist – sagt die Liebe
Zum Nachdenken / 4. Februar 2011

So einfach, wie in der Überschrift, macht es sich der Autor nicht. Vielmehr versucht Richard D. Precht den Begriff der Liebe von mehreren Seiten zu beleuchten, ohne einen weiteren Ratgeber zu schreiben. Das war zum einen eine sehr mutige Idee und zum anderen ist die dem Autor hervorragend gelungen. Er sucht aus sämtlichen wissenschaftlichen Sparten jene Elemente zusammen, die den Begriff der Liebe erläutern oder eben auslassen. Man kann sich schließlich den Dingen auch nähern, indem man beschreibt, was es NICHT ist. Und so begibt sich der Autor auf eine Reise von der Evolutionsbiologie über die Soziologie und Psychologie bis hin zu allen Epochen der menschlichen Kultur um festzuhalten, was im Grunde flüchtig ist – die Liebe. Dabei erklärt er auch den Unterschied zwischen Emotion und Gefühl, stellt sich der Frage ob alles Leben Chemie ist (die Macht der Hormone) und räumt mit dem Irrglauben auf, dass Liebe selbstlos sei. Dabei begegnen einem die Idee der Romantik ebenso, wie die Frage in wie weit das Internet unsere Beziehungen zueinander verändert. All diese verpackt der Autor ist gut verständliche Worte. Er erklärt Fachbegriffe, stellt Thesen gegenüber, bringt alle Für und Wider und schafft es so ein „Best of“ zu diesem Thema…

Wer die Wahrheit liebt, bildet sich niemals ein sie zu besitzen
Zum Nachdenken / 17. Dezember 2010

Richard D. Precht schafft es auch in seinem dritten Buch dem Leser auf recht spannende Weise den philosophischen Spiegel vorzuhalten. Diesmal entführt er uns in die moralische Ecke unseres Daseins und fragt: Ist der Mensch von Natur aus Gut oder Böse? Woher kommt das Gefühl das wir gemeinhin als „menschlich“ bezeichnen? Fürsorge, Mitgefühl, Altruismus, Hilfsbereitschaft … Und: was hat sich daran in den letzten Jahrzehnten geändert? Die Reise führt uns weit zurück bis zu den Urphilosophen der Antike, deren Erkenntnisse bis zum heutigen Tag nichts von ihrem Aktualitätswert eingebüsst haben. Aber – und das ist die herausragende Stärke des Autors – er bezieht auch die Biologie und Soziologie der Gegenwart in seine Gedanken mit ein. Dabei lässt er am Ende jedes Kapitels genug Fragen offen, über die sich der Leser selbst Gedanken machen kann. Besonders den letzten Teil des Buches fand ich sehr spannend, denn hier versuchte Richard Precht sich als echter Vordenker und Visionaer, wenn er sich Gedanken ueber die Demokratie als Gesellschaftsstruktur macht. Durchaus kritisch aber niemals ohne Hoffnung und schon gar nicht polemisch zeigt er auf, was falsch läuft und wie es besser sein könnte. Menschen wie er haben das Talent einem alles ins Gesicht zu sagen,…