„Was sich im Wissen der Wissensgesellschaft realisiert, ist die selbstbewusst gewordene Bildungslosigkeit.“
Zum Nachdenken / 14. Juli 2014

Nein das Buch ist nicht polemisch. Und es ist auch keine Anklage. Es ist vielmehr eine sehr sachliche, wenn auch manchmal mit Augenzwickern dargebotene, Bestandsaufnahme von „Allem, was man wissen muss“ über „PISA“ bis hin zur Bildungsreform und seinen Blüten. Konrad Paul Liessmann beschreibt die gegenwärtige Auffassung von Bildung und Wissen und der Umgang damit. Sein größter Kritikpunkt dabei ist, dass Bildung bzw. Wissen, nicht mehr um seiner selbst Willen, bzw. um der Erkenntnis willen, angeeignet wird, sondern dass es nur noch darum geht, wie man damit Geld macht, das Ranking verbessert oder Optimierungen vornehmen kann. Studieren und Forschen mit dem Zwecke den Geist zu bilden, dafür ist weder Zeit noch genug Ressource vorhanden. Wissensmanagement, so der Autor ist die abstruseste aller Ausgeburten der Neuzeit, vor allem dann, wenn sie altes Wissen, das Bildungsvermächtnis sozusagen, so behandelt, als wäre es der letzte Dreck. Der heutigen Wissensgesellschaft geht es nur noch darum, Wissen wie ein Produkt zu behandeln, das man aufbewahrt, verteilt, weitergibt. Von Erkenntnis ist keine Rede mehr, geschweige denn die Zeit dazu eine solche zu erlangen. Zugegeben: das Buch ist nicht gerade einfach zu lesen, ja es schleift ein wenig das Gehirn, welches mitunter so verschachtelte Sätze, wie sie…

Ein Außerirdischer möchte lieber Mensch sein
Zum Heulen , Zum Lachen , Zum Nachdenken / 5. Juli 2014

Andrew Martin ist nicht mehr er selbst. Genau genommen ist er tot und an seine Stelle hat ein Wesen von einem anderen Planeten Besitz vom Körper ergriffen. Das Ziel: Herauszufinden, wie viel Andrew Martin herumerzählt hat über seine mathematische Sensation, den Beweis der Riemannschen Vermutung. Zuvor muss das Wesen im irdischen Körper aber erst einmal lernen, was Menschen so tun – zum Beispiel nicht nackt herumlaufen. Der „neue“ Andrew beobachtet seine Frau und seinen Sohn, ist anfangs entsetzt über so vieles, was Menschen tun, lacht sich eins über die primitive Technologie und darüber, dass die Menschen glauben, der Mittelpunkt des Universums zu sein, kurzum: er mag die Menschen nicht. Doch dann passieren ein paar Dinge in seiner „Familie“ und er erkennt, zu was Menschen sonst noch fähig sind: zu tiefen Gefühlen – von Schmerz, über Mitleid, bis Liebe. Und dann beschließt Andrew etwas zu tun, das noch nie vor ihm einer seiner Rasse getan hat: er will ein echter Mensch werden und sein anderes Wesen ablegen. Das Buch von Matt Haig ist etwas Besonderes. Die Perspektive aus der es erzählt wird, ist jene vom außerirdischen Andrew und seine Sichtweise auf das Erdenleben ist überaus unterhaltsam, berührend, manchmal abstoßend, aber in…