Die Situation hat ihre Autorität verloren, wenn jemand pupst
Zum Lachen / 17. Dezember 2017

Die Ich-Erzählerin, nennen wir sie Sarah, steckt in einer Krise. Das Kaninchen ist tot, der Freund bei der Verwandtschaft und es ist Silvester. Kurzerhand lädt sie wildfremde Leute, die sie im Supermarkt oder auf dem Weg dorthin trifft, zu einer Party ein. Doch das ist nicht die Geschichte – eigentlich. Vielmehr geht es um das Gedankenchaos in Sarahs Kopf, in dem sich allerlei zum Thema Scheitern ansammelt. „Wenn man es nicht schafft, an sich selbst zu scheitern, dann sucht man sich jemanden, der einem dabei hilft“, so ihre Erkenntnis, während sie das streitende Ehepaar beobachtet, das auf ihrer Wohnzimmercouch sitzt. Silvester ist die Nacht der gescheiterten Existenzen und des existenziellen Scheiterns, daran hat die Protagonistin keinen Zweifel. Vieles, was Sarah von sich gibt, ist lustig, einiges richtig tiefsinnig, manches oberflächlich, kurzum: es nettes Buch zum Lesen. Ein paar Sätze, die durchaus Potenzial haben: Es sind nie die Klugen, die laut sind, es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Lautstärke und Dummheit. Es ist seltsam, wenn man sagt, jemand sei verstorben. Das klingt so als hätte er etwas falsch gemacht. Als hätte er sich im Datum vertan und wollte erst morgen sterben. Mit 30 hat man die erste Stufe der Unumkehrbarkeit erreicht….

Kein Zeitalter kommuniziert flüchtiger als das unsere.
Zum Studieren / 7. Dezember 2017

Es ist schlecht bestellt um die Aufklärung. Galt im 18. Jahrhundert die Vernunft als vorherrschende Kraft, mit deren Einsatz man endlich Licht in so vieles brachte, das das dunkle Mittelalter prägte, so scheint es heute kein Privileg mehr zu sein, die Vernunft als ein Werkzeug einzusetzen, das es einem ermöglicht, selbst zu denken, sich eine Meinung zu bilden, kritisch zu hinterfragen, ohne blind irgendwelchen Demagogen zu folgen. „Habe Mut, die deines eigenen Verstanden zu bedienen“, dieses Credo von Imanuel Kant, wurde zum Leitspruch einer ganzen Epoche.  Ein wichtiger Faktor war dabei die Bildung: „Wissen ist Macht“, so wusste es der Philosoph Francis Bacon, der erkannte, dass es einem Menschen erst durch Bildung und Wissen ermöglicht wird, seinen Verstand zu benutzen und eine eigenständige und unabhängige Person zu werden. Und heute? Ist die Bildung in ihrem ursprünglichen Sinn überhaupt noch zeitgemäß? Geht es nicht längst schon nur noch um Kompetenz? Um das Erlernen von gewissen Fähigkeiten, um in der Welt einen Platz zu finden? Kompetenz zielt immer auf ein Können, eine Anwendung, die Lösung eines Problems. Bildung hingegen ist so viel mehr. Es ist die Einsicht über die eigenen Unzulänglichkeit. Es ist die Fähigkeit innezuhalten und sich auch selbst eine Meinung zu bilden…

Was man bereit ist für die Liebe zu tun
Zum Zeitvertreib / 6. Dezember 2017

Dies ist die Geschichte von Martin Gilmore. Seine Jugend, seine Schulzeit, sein Niedergang. Schuld an allem ist Ben, sein Freund aus Schultagen, den Martin eigentlich liebt. Nur, dass er das nicht zugeben will. Und so passiert es, dass er für Ben gerade steht, als dieser im Alkoholrausch eine Straftat begeht. Die Familie von Ben zeigt sich großzügig und dennoch will sich das Leben nicht so entwickeln, wie sich Martin das vielleicht gewünscht hätte. Mit von dieser Psychoparty sind Martins Ehefrau und Bens Frau. Jede für sich ein Charakter, der in Kombination hochexplosiv ist. Und so kommt es eines Tages zum Supercrash, der das Leben von Martin und seiner Frau Lucy nachhaltig verändert. Nur Ben scheint wieder einmal davon zu kommen … Der Roman von Elizabeth Day ist ein Psychogramm, dass wir uns Schicht für Schicht anschauen. Geschrieben aus der Sicht von Lucy, aus der Sicht von Martin und dann wieder aus der Vogelperspektive der Autorin ergibt sich auf diese Weise nach und nach ein Bild. Es ist nicht das spannendste Szenario, das ich jemals gelesen hab, aber durchaus lesenswert Die Party, von Elizabeth Day, ISBN: 973-832198671