Der Mensch im Zeitalter der Überforderung taumelt von einem Kontrollverlust zum nächsten
Zum Nachdenken / 5. Februar 2017

Wir spüren es alle – die Welt gerät mehr und mehr aus den Fugen. Da wird ein gefährlicher Narzisst plötzlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten angelobt. Da beschließt ein ganzes Land in Europa aus dem größten Friedensprojekt der Nachkriegsgeschichte – der EU – auszusteigen. Da stehen von heute auf morgen Zigtausende Menschen vor der Grenze und verunsichern mit ihrer Massenankunft die Bürger. Mit einem Wort: Wir sind überfordert. Und da kommt Gabor Steingart ins Spiel, der zunächst einmal sagt: Nur wer die Überforderung versteht, kann ihr begegnen. Kein Schönreden, kein Augen zu und durch, sondern ein aufmerksamen Hinschauen auf die Gegebenheiten ist gefragt. Und gleichzeitig erinnert er uns daran, sich die „Sensibilität des historischen Hinhörens“ zu erhalten, sprich: sich zu erinnern, was in der Geschichte bereits passiert ist, was funktioniert hat oder eben nicht. Er macht keinen Hehl daraus, dass wir auf dem besten Weg sind, eine Menge zu verlieren. Die Schuldfrage ist ebenso vielschichtig, wie die Frage, warum der Politik zu den aktuellen Themen so wenig einfällt. Und weil es so kompliziert geworden ist, arbeitet der Autor die Probleme nach Kapiteln ab: Amerika (und sein historisches Verschulden am Chaos im Nahen Osten, der uns heute die Terroristen ins Land bringt), Europa (und…

Am Besten kann man das Böse bekämpfen, in dem man ihm keinen Zugang gewährt.
Zum Nachdenken / 15. August 2016

Bevor jetzt manche jubelnd aufspringen und „Ausländer raus“ schreien, sei gesagt, dass dies kein Vorschlag für die Flüchtlingskrise ist. Vielmehr ist es einer von vielen philosophischen Vorschlägen, die Frieder Lauxmann bringt, um dem Bösen an sich die Stirn zu bieten. Und dass dieses Böse sich mannigfaltig zeigt, ist offenkundig. Zunächst jedoch bietet der Autor einige Grundsatzthesen, was das „Böse“ denn eigentlich sei, und wie es sich offenbart. Dabei spannt sich der Bogen von Adam Und Evas Sündenfall bis hin zur Wirtschaftskrise 2008. Das „Böse“ als Sammelbegriff für alles Übel dieser Welt, offenbart sich im Zwischenmenschlichen genauso wie im Umgang mit unserem Planeten. Es mag ab und zu als personifiziertes Übel auf der Welt wandeln, findet jedoch auch anderweitig einen Weg, um die Menschen zu entzweien. Der Versuch, das Böse an sich zu beschreiben, muss lt. Frieder Lauxmann scheitern, denn „wir können nur die Ahnung ergreifen, nicht die eigentliche Substanz. Wir ahnen und spüren das Geistige – also auch das Böse – dürfen es jedoch nicht in eindeutige Worte kleiden, sonst zerstören wir die Substanz unserer Vorstellungen.“ Wer also in Zeiten wie diesen erkennt, dass das Böse gerade im Begriff ist die Oberhand zu gewinnen, dem sei dieses Buch ans Herz…

Die Strategie der Spannung
Zum Nägel kauen / 4. Februar 2011

Marc Burth, ein junger Deutscher, verbringt mit seiner Familie den Winter in Ligurien, weil Anna, die kleine Tochter, kränklich ist. In einem einsamen Berdorf mieten sie sich in ein Häuschen eines Bekannten ein, nichts ahnend, dass in unmittelbarer Nähe ein unvorstellbarer Terrorakt seinen Ausgang nehmen wird. Zunächst beginnt es damit, dass im Nachbarhaus ein Marokkaner überfallen und schikaniert wird. Marc beschließt dem Marokkaner zu helfen und stellt eine Überwachungskamera auf. Bald schon hat er ein Bild der vermeintlichen Täter, die immer wieder auftauchen. Und von dieser Stunde an, sind er und seine Familie in Lebensgefahr, denn die Drahtzieher sind allesamt in Regierungen zu finden. Der Autor hat hier ein – in jeder Hinsicht – eigenartiges Buch geschrieben. Zunächst einmal hat da Buch einen realen Hintergrund. Es gibt tatsächlich eine sogenannte „Strategie der Spannung“, ein Begriff auf dem Nachrichtendienst, bei der es um verdeckte Maßnahmen zur Destabilisierung von Bevölkerungsteilen, Regionen oder gar Staaten geht. Diese Maßnahmen sind „Terror, Mord, Entführung“. Nun weiß man als Leser nie so genau: ist das jetzt wahr – oder einfach nur eine spannende Geschichte? Der Blog, den der Autor parallel zum Buch führt ist hierbei eine intelligente Ergänzung, weil es das Buch glaubwürdiger macht! Sogesehen ist…