Ein Thriller nach einem Drehbuch von Dan Brown
Zum Nägel kauen / 30. März 2013

Paulus Brenner ist Historiker in Hamburg. Eines Tages erhält er von einem ihm unbekannten Amerikaner ein geheimnisvolles Manuskript überreicht, das in einer Geheimschrift verfasst ist. Als er die ersten Zeilen entziffert, entpuppt sich das ominöse Buch als Tagebuch eines Mönchs aus dem 14. Jahrhundert, der – im Auftrag eines Engels – mehrere Offenbarungen niedergeschrieben hat. Schon bald stellt sich heraus, dass die Offenbarungen exakte geschichtliche Ereignisse sind, die jedoch unmöglich von diesem Mönch sein können, weil sie bis in die Jetztzeit reichen. Paulus will noch nicht recht daran glauben, dass der Mönch Botschaften aus der Zukunft niedergeschrieben hat, bis die Nachricht direkt „an den gerichtet ist, der den Namen eines Apostels“ trägt … Die Grundidee der Geschichte ist recht spannend, wird jedoch von ziemlich flachen Verfolgungsjagden und beinahe banal wirkenden Entschlüsselungen á la Dan Brown ein wenig verunstaltet. Auch die mitwirkenden Personen selbst sind ein wenig konstruiert: Ein naiver Historiker, der das wertvolle Manuskript ständig irgendwo rumliegen lässt, ein Germanistik-Student, der meint das Buch müsse veröffentlicht werden und eine junge Frau, deren Charakter mehr als flatterhaft ist, bringen Unruhe hinein und lenken auf lästige Weise ab. Dennoch ist das Finale des Buches nicht schlecht, die Auflösung zwar schon irgendwie naheliegend,…

Das lineare Leben früherer Zeiten endet mit einem Feuerwerk an Komplexität.
Zum Nachdenken / 23. März 2013

Gabor Steingart schrieb mit seinem vorliegenden Buch eine Grabrede auf jenes Leben, das wir bislang als Normalität definierten. Dabei spricht er natürlich weniger junge Menschen an, sondern die Generation 40+. Die ist entweder „lernfähig bis zum Identitätsverlust“ (® H.M. Enzelsberger) oder sie spürt, wie ihnen jener Magnet abhanden kommt, der sie in irgendeiner Form im Leben verankerte. Die Kirche, die Familie, der Arbeitsplatz – all das waren Fixsterne, die jedoch ihre Position verlassen haben. Dabei geht das Ende der Normalität nicht abrupt vor sich, nimmt aber beständig an Fahrt auf. „Kaum hat man die Antworten gelernt, wechseln die Fragen“, schreibt der Autor und ergänzt „Wieviel Provisorium verträgt der Mensch?“ Gemeint ist damit wohl, dass wir uns doch nicht so schnell entwickeln, wie wir unsere eigene Entwicklung vorantreiben, denn „wir sind nicht nur Opfer der Veränderung, sondern auch ihre Quelle“. Es ist das Gefühl von Heimweh, das bleibt, wenn wir uns nach ein klein wenig mehr Stabilität oder Normalität zurücksehnen. So konnte man sich früher sicher sein, dass der erlernte Beruf ausreicht ein Leben zu füllen. Heute gibt es nicht nur Lebensabschnittspartner, sondern auch Lebensphasenberufe. Und doch: es ist nicht so, dass der Autor hier der guten alten Zeit nachweint! Im…

Macht Glück immer glücklich?
Zum Nachdenken / 10. März 2013

JA! Endlich räumt mal jemand auf mit dem Glückswahn, der uns tagtäglich umgibt und uns suggeriert, dass Glück das einzig Erstrebenswerte im Leben ist. Doch Wilhelm Schmid steht dem „normativen“ Glücklich-sein eher kritisch gegenüber. Denn, wie er selbst sagt, „Gläser sind nicht immer nur halb voll oder halb leer, sondern gelegentlich auch ganz leer.“ Und nichts macht unglücklicher als diesen unausweichlichen Lauf des Lebens einfach zu negieren. „Je heftiger Menschen auf dem Positiven beharren, desto tiefer stecken sie im Negativen fest“. Glück muss atmen können, d.h. es braucht auch mal eine Auszeit. Und manchmal ist das Verharren in einer Traurigkeit oder Melancholie durchaus kraftschöpfend. Nicht umsonst ist der Autor überzeugt, dass gerade Melancholiker das Potenzial zu großer Sensibilität haben, das Gespür für Sinn und dessen Fehlen. Es ist ein Buch der leisen Töne, eine wahre Ermutigung dem Gefühl unglücklich zu sein, manchmal einfach freien Lauf zu lassen. „Das Leben kennt neben den guten Zeiten auch noch andere, die das Positive erst kostbar machen.“ Ein paar schöne Sätze aus dem Buch: „Glück ist wichtig, aber noch wichtiger ist Sinn.“ „Das übermäßige Reden über das Glück nährt die Illusion, es könne ein gelingendes Leben ohne Einbußen und Schattenseiten geben.“ „Die Chemie des…

Einem Phänomen und Menschenschlag auf der Spur
Zum Studieren / 9. März 2013

Der gemeine Nerd ist als Menschenschlag erst in der jüngeren Geschichte mit diesem Namen etikettiert worden, geben tut es ihn als Phänomen schon seit Anbeginn der Geschichte. In der Antike trat er unter dem Begriff Philosoph verstärkt auf. Archimedes, Heraklit und Diogenes waren nur einige Zeitgenossen, die sich nicht nur durch intelligente Gedanken, sondern auch durch ihr seltsames Gehabe hervortaten. Von mangelner Körperhygiene bis zu seltsamen Essgewohnheiten sind die Parallelen zum uns bekannten Nerd nicht von der Hand zu weisen. Selbst leicht autistische Züge und latent asoziales Verhalten, die dem Nerd nachgesagt werden, waren bei diesen genialen Köpfen festzustellen. Und so weist uns der Autor in seinem wirklich unterhaltsamen und sehr lesbaren Buch durch das Geäst der Zeit, um uns in jeder Epoche mit genialen Nerds bekannt zu machen. Nietzsche, Kant, Wittgenstein, Einstein, Marie Curie – bis hin zu den bekannten Zeitgenossen Mark Zuckerberg, Bill Gates und dem leider verstorbenen Steve Jobs. Auf diese Weise etwas über eine Vielzahl genialer Menschen zu lesen macht Spaß und ist durchaus lehrreich! Nerds – Wo eine Brille ist, ist auch ein Weg von Jörg Zittlau, ISBN: 978-3-548-37464-2