Stand des Wissens vs. Stand des kollektiven Irrtums
Zum Lachen , Zum Studieren / 2. Februar 2017

Wer Eckart von Hirschhausen kennt, weiß zwei Dinge. Er ist Arzt. Er ist Komiker. Und er schafft es in jedem seiner Bücher aus diesen beiden Talenten eine einzigartige Mischung zu schaffen. Auch in seinem neuen Buch „Wunder wirken Wunder“ spart Hirschhausen nicht mit Situationskomik und schafft es gerade deshalb wichtige Themen auf den Punkt zu bringen. Diesmal geht es um die Frage: Was kann Schulmedizin und was kann Alternativmedizin? Was ist Humbug und was fundiert? Und dabei sind beide Segmente gemeint! Denn nicht nur in der sogenannten Alternativmedizin gibt es unzählige Fußangeln, die einen in mancher Not auch noch stolpern lassen. Die Medizin selbst weist ebenso viele Fehldiagnosen und -behandlungen auf! (Stichworte: Prostatavorsorge und Irisdiagnose) Und so hat es sich Hirschhausen zur Aufgabe gemacht von beiden Welten das Beste zu finden, ganz nach dem Motto: Was heilt, muss richtig sein. Oder – wie er es ausdrückt: Zum einen Arzt geht man, weil man etwas hat, zum anderen, weil einem etwas fehlt. Am Ende des Buches ist übrigens etwas sehr Spannendes zu finden: eine Lotterie der etwas anderen Art. Man wähle sechs Zahlen aus 49. Und suche sich zu den Zahlen, die jeweiligen Vorschläge, die auf den Folgeseiten zu finden sind und…

Das entscheidende Charakteristium eines lebenden Organismus ist sein Streben, „danach“ fortzubestehen.
Biografien / 25. Juli 2016

Paul Kalanithi ist auf dem besten Weg ein angesehener Neurochirurg zu werden. Schon jetzt als Assistenzarzt hat er sich einen Namen gemacht. Keine 40 Jahre alt erhält er eines Tages eine niederschmetternde Diagnose: Krebs, der bereits streut. Was er tagtäglich also seinen Patienten sagt, erlebt er plötzlich von der anderen Seite. Im ersten Anlauf schafft er es, den Krebs in der Lunge soweit einzudämmen, dass eine Lebensdauer von 10 Jahren realistisch erscheint. Doch die Hoffnung währt nicht lange und der nächste Schatten wird auf dem CT sichtbar. Die Geschichte von Paul ist wahr. Und das Buch, das aus seiner Feder stammt, ist einerseits ein selbstverfasster Nachruf, andererseits ein Tagebuch und manchmal eine Reflexion seiner selbst auf das kurze Leben, das er hatte. Die letzten Seiten musste seine Frau fertig schreiben, weil Paul die Lebenserwartung von 10 Jahren um 8 Jahre unterschritt. Er starb zwei Jahre nach der Diagnose. Es macht wütend, das Buch zu lesen. Und traurig. Die Gefühle sind durchwachsen, aber sie sind von einer Intensität, wie man sie nur selten beim Lesen eines Buches erleben darf. So sinnlos, das kurze Leben, die Diagnose, der schnelle Tod, denkt man sich und liest im selben Moment Zitate von Dichtern und Philosophen, die…

„Jeder zweite wird an Krebs erkranken“
Zum Nachdenken / 25. Mai 2016

– so beginnt das Buch und schockt uns gleich mit konkreten Zahlen. Die Babyboomer Generation von 1950-1970 ist am meisten davon betroffen. Warum? Zunächst einmal, well wir älter werden. Hat uns bislang sozusagen der Tod vor der Diagnose Krebs bewahrt, so ist die höhere Lebenserwartung gleichzeitig das Spielfeld für den Krieg der Zellen im Körper. Hinzu kommt, dass die Generation auch außergewöhnlich sorglos mit dem Leben umgeht. Rauchen, Übergewicht,  Bewegungsmangel und Alkohol sind (in dieser Reihenfolge!) jene Faktoren, die dem Krebs überhaupt erst die Plattform bieten. Der Rest ist – im wahrsten Sinne – Zufall. Erschütternd dabei ist die Erkenntnis, dass viele Behandlungsmethoden, die sich allesamt in den letzten Jahren verbessert haben, entweder unleistbar sein werden oder aber aus Profitgier falsch eingesetzt werden. Und das ist keine Polemik, die hier im Buch betrieben wird! Der Auto Karl Lauterbach weiß von was er spricht, und untermauert seine Thesen, Befürchtungen und Anschuldigungen mit knallharten Fakten aus dem deutschen Gesundheitsbereich. Unterm Strich bleibt, dass viel zu viel Macht bei den Pharmakonzernen liegt, zuwenig in die Grundlagenforschung investiert wird, die Patienten unzureichend informiert werden und machmal mit falschen Hoffnungen abgespeist werden, anstatt ihnen einen ehrlichen Zugang zum bevorstehenden Lebensende zu ermöglichen. Als Leser klappt…