Die gut funktioniert das Konzept der 12 Geschworenen?
Zum Nägel kauen / 7. Februar 2021

Maya Seale ist eine der 12 Geschworenen, die über einen Mordfall zu entscheiden haben. Auf der Anklagebank sitzt Bobby Nock, ein schwarzer Lehrer, der angeblich eine Liason mit einer weißen Schülerin gehabt haben soll. Die Beweismittel sind erdrückend – DNA, Blutspuren, eindeutige SMS, doch als sich die 12 Geschworenen zurückziehen, gibt es eine, die für nicht schuldig plädiert – Maya. Nach wochenlangen harten Diskussionen schafft sie es, ihre Kollegen zu überzeugen, das Urteil „nicht schuldig“ sorgt für dementsprechenden Aufruhr. Zehn Jahre später treffen sich die Geschworenen erneut und diesmal geschieht ein Mord in den eigenen Reihen – Maya wird zur Hauptverdächtigen … Graham Moore ist ein überaus talentierter Schreiber, der es von der ersten Seite an schafft, Spannung aufzubauen. In seinem vorliegenden Kriminalfall werden zwei Mordfälle gleichzeitig beleuchtet – der eine, der vor zehn Jahren geschah und der aktuelle. Die Rückblende offenbart von jedem einzelnen Geschworenen das eine oder andere Geheimnis, und nach und nach wird klar, dass die beiden Morde miteinander zusammenhängen. Wer gut konstruierte Kriminalfälle mit einer gehörigen Portion Gerichtsverhandlung mag, ist mit diesem Buch gut beraten. Verweigerung von Graham Moore, 978-3-8479-0053-5

Was immer auch den Käfig aufsperrt …
Zum Nägel kauen / 1. März 2015

Angie und Barry, Marina und Dave, Sue und Ed – drei Paare aus England treffen einander zufällig in Florida während ihres Aufenthalts in einem Urlaubs-Ressort. Sie freunden sich an und beschließen die Bekanntschaft in England weiter auszubauen, nicht zuletzt deshalb, weil ein schreckliches Ereignis in Florida gemeinsames Gesprächsstoff liefert. Ein 13jähriges Mädchen verschwand spurlos. Erst Wochen später wird ihre Leiche in den Gewässern gefunden. Die Treffen der drei Paare beginnen harmlos, entpuppen sich aber zusehends als heimtückisch. Jeder hat offenbar seine Geheimnisse und Gründe zu lügen. Als Wochen später in England ebenfalls ein Mädchen vermisst wird, beginnt auch die Polizei nach Verbindungen zu suchen, die allesamt anders sind, als man als Leser annehmen möchte. Mark Billinghams Thriller ist clever geschrieben. Er beleuchtet in den Kapiteln zum einen die Treffen der sechs, aber auch die einzelnen Paare – und alle haben sie in den eigenen vier Wänden ein dunkles Geheimnis. Den Mörder vorzeitig zu erkennen – wohl eher unmöglich. Die Lügen der anderen von Mark Billingham, ISBN: 978-3-85535054-4

Blockbuster im Gummibärchenformat
Zum Nägel kauen / 14. April 2012

Eine geheimnisvolle Firma auf Hawaii mit Namen „Nanigen“ rekrutiert Studenten aus dem naturwissenschaftlichen Sektor. Ihr Job: Im Miniformat eine völlig neue Welt erkunden, um Heilmittel zu finden. Sieben Studenten aus Cambridge folgen dieser Einladung des charismatischen Unternehmers Vin Drake auf die Insel. Peter Jansen, einer der Studenten, bekommt kurz vor der Abreise jedoch ein SMS von seinem Bruder Eric, der in Drakes Firma arbeitet. Die Botschaft: „Komm nicht“. Kurz darauf wird Eric vermisst. Peter und seine 6 Kollegen kommen bald den kriminellen Machenschaften von Drake auf die Spur. Dieser sieht nur eine Lösung für sein Problem. Er muss die Studenten verschwinden lassen. Und was wäre da idealer, als sie einfach mit der Nanigen-Technologie auf eine Größe von 1,3 cm zu schrumpfen und in der Wildnis auszusetzen? Michael Crichtons letzter Thriller ist wohl für die Leinwand geschrieben. Man hat eigentlich die ganze Zeit den Film dazu im Kopf, der ganz sicher als Blockbuster bald in die Kinos kommen wird. Die Geschichte selbst ist von der Idee her recht spannend, die Umsetzung ist dann doch etwas klischeehaft, wenn auch mit manchen Überraschungen. Die Kämpfe der Miniaturmenschen gegen Naturgewalten wie z.B. einen Platzregen oder gegen Untiere wie etwa eine Wespe oder Fledermäusen sind…

Gefährlich werden Prophezeiungen erst, wenn man ihnen glaubt.
Zum Nägel kauen / 9. Mai 2011

Mavie Heller könnte sich zu den glücklichsten Menschen zählen. Soeben hat sie eine Jobzusage im einem berühmten, aber genauso geheimnisumwobenen Klimaforschungsinstitut bekommen. Doch die Freude währt nur kurz, denn als sie eines Abends eines heimlichen Blick auf das undurchschaubare, aber ebenso geniale Programm „Prometheus“ wirft, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass es eine Prophezeiung für die Welt im kommenden Halbjahr auswirft, die mehr als alarmierend ist. Sintflutartige Regenfälle im Norden, extreme Dürre im Süden – die Folge: 800 Millionen Tote! Mit ihrem naiven Versuch sich diese Informationen von ihrem Vorgesetzten erklären zu lassen, bringt sie einen Stein ins Rollen, bei es in kürzester Zeit in ihrem direkten Umfeld um Leben und Tod geht. Das schlimmste dabei ist die Frage: was, wenn Prometheus sich irrt? Das Buch von Sven Böttcher ist ein sehr gelungener Klima-Thriller, der mit allerlei Überraschungen aufwartet. Da die Geschichte in der nahen Zukunft spielt, ist es auch durchaus vorstellbar, dass die technischen Gegebenheiten exakt so sind, wie beschrieben – und dass die Wissenschaftler tatsächlich über bizarr anmutende Ideen nachdenken, wie z.B. einen Vulkan zu sprengen, der durch die Aschewolke die südliche Hemisphäre abkühlt. Der Vergleich mit Frank Schätzings „Der Schwarm“ ist etwas unrund, dazu ist das Buch…

Was Karl der Große und das ewige Eis miteinander verbindet
Zum Nägel kauen / 20. Februar 2011

Cotton Malone ist ein ehemaliger Agent, dessen Vater vor Jahrzehnten von einem U-Booteinsatz nicht zurückkehrte. Jetzt hält er ein geheimes Dokument in Händen, das belegt, wo sein Vater wirklich war – nämlich auf einer geheimen Mission in der Antarktis. Bald schon verdichten sich die Vermutungen, dass hinter dieser Mission weiter mehr steckte als in offiziellen Papieren verlautbart wurde. Nichts geringeres als eine versunkene Kultur wurde damals entdeckt – eine Kultur, von der bereits Karl der Große seinen Nutzen zog. Ein Umstand, der ihn zu einem der mächtigsten Kaiser überhaupt machte. Die Spuren führen Malone nach Deutschland zu einer Familie deren Oberhaupt in dem selben U-Boot war wie sein Vater. Doch ob es Verbündete auf seiner Suche sind, oder Feinde – das kristallisiert sich erst so nach und nach heraus. An der Schnitzeljagd nach der Vergangenheit beteiligen sich jedoch nicht nur der Ex-Agent undd die deutsche Familie, auch hochrangige Offiziere in den USA haben da noch ein Wörtchen mitzureden, gilt es doch ein unglaubliches Geheimnis zu bewahren – bis es schließlich zum großen Showdown in der Antarktis kommt. Steve Berry hat hier eine Mischung aus Spionagethriller und Mistery geschrieben, deren Teile an Dan Brown ebenso erinnern, wie an eine Agentengeschichte alla…

Wir alle sind Marionetten unseres eigenen Denkens.
Zum Nägel kauen / 14. Februar 2011

John le Carré skizziert in seinem Thriller eine Szenario, wie es sich tagtäglich zutragen dürfte. Ein Illegaler wird verdächtigt nur aus einem Grund hier zu sein – um Unheil zu stiften. Gesucht werden immer nur Beweise, die DAFÜR sprechen, niemals aber dagegen. Und so entsteht ein Schauspiel, das einerseits geradezu krotesk paranoid ist, andererseits aber genausogut Realität sein könnte. Und wenn man das Buch gelesen hat fragt man sich, ob nicht vieles was passiert einzig aus dem Grund so eintrifft, weil irgendwelche Geheimdienstler Böses vermuten, wo nichts dahintersteckt. Eine Art selbstverfüllende Prophezeihung sozusagen. Das Buch dürfte all jenen Gefallen, die auch die Bücher von Robert Ludlum mögen. (Bourne-Trilogie, Ambler-Warnung etc.) Auch wenn dieses Buch weniger „actionreich“, dafür aber wesentlich subtiler ist. Marionetten von John le Carré, ISBN: 978-3550087561

„Ich habe eine Aufgabe für euch“
Zum Nägel kauen / 24. Januar 2011

Ein Haufen Wissenschaftler schafft das Unmögliche, in dem es mittels Teilchenbeschleuniger ein urknallähnliches Energiefeld erzeugt aus dessen Mitte plötzlich via Bildschirm „Gott“ zu ihnen spricht. Es liegt auf der Hand, dass dies zu Konflikten führt. Die einen sprechen von Blasphemie, die anderen von Betrug. Die Fragen, die an „Gott“ gestellt werden und die Antworten darauf, sind in der Tat Sprengstoff … Die Story ist extrem spannend und liest sich sehr flott. Eines der wenigen Bücher, die man nicht so schnell aus der Hand gibt. Was mir besonders gut gefallen hat: am Ende des Buches ist der Dialog mit Gott nochmals zusammengefasst – wer sich also mit den Fragen eingehender beschäftigen will, kann dies am Schluss in aller Ruhe tun. Tolle Idee! Credo von Douglas Preston, ISBN: 978-3426197981

Apotheose statt Apokalypse
Zum Nägel kauen / 21. Januar 2011

Apotheose – die Gottwerdung des Menschen – darum geht es in dem Buch. Demnach – so scheint es – ist die Zeit angebrochen, in der das „alte Wissen“ neu verstanden wird und die Menschen der nächsthöhere Entwicklung entgegenschreiten. Was von vielen derzeit als „das Ende der Welt“ verstanden wird könnte demnach genauso eine spiritueller Neuanfang sein … dies glauben zumindest die Noetiker. Das sind Menschen, die das „geistge Erkennen“ wissenschaftlich untersuchen und versuchen etwaige übermenschliche Fähigkeiten zu beweisen – anders gesagt: sie wollen belegen, dass Gedanken etwas bewegen können. Dan Brown verpackt den „Weltuntergang“, der vom Mayakalender für 2012 prognostiziert wurde, in ein neues Gewand, verknüpft dies mit den Freimaurern, die als Hüter der alten Mysterien auftreten und lässt den mittlerweile berühmten Protagonisten Robert Langdon neuerlich eine atemberaubende Schnitzeljagd erleben. Wieder gibt es das krankhaft Böse, das von einer seltsamen und geheimnisvollen Person verkörpert wird, wieder gibt es zahlreiche Symboliken zu lösen und magische Orte zu entdecken und mehr als einmal hab ich das Buch beiseite gelegt um schnell im Internet zu recherchieren. Mehr noch: das Buch verleitet einen förmlich dazu, den Code der Freimaurer selbst zu entschlüsseln, es animiert dazu Papier und Bleistift zu nehmen, mitzuschreiben und nachzulesen: Was…

Spitzenthriller aus dem Gerichtssaal
Zum Nägel kauen / 26. Dezember 2010

Richter Rusty Sabich sitzt vor dem Bett seiner Frau – seiner toten Frau. Er sitzt dort über 20 Stunden ehe er seinen Sohn darüber informiert, dass seine Mutter tot ist … Nach diesem dramatischen Prolog beginnt die eigentliche Geschichte gut 17 Monate vorher und wird von den verschiedenen Protagonisten geschildert. Einmal aus Sicht von Rusty Sabich, einmal aus Sicht einer jungen Frau names Anna, einmal aus Sicht des Sohnes, dann des Staatsanwalts. Auf diese Weiser verknüpfen sich die Ereignisse und steuern auf das Ende zu, dass dann ganz anders ist als erwartet. Unterstützt wird dieser Schreibstil durch eine Zeitleiste am Kopf jedes Kapitels, die ersichtlich macht, zu welchem Zeitpunkt dieses oder jenes Ereignis stattfand, das letztendlich zu einem Jahrhunderprozess führen wird, und genau das ist es, was dieses Buch so spannend macht: Es ist als würde man zwei Gewitterzellen sehen, die sich nähern, um sich an einem bestimmten Punkt zum Jahrhundert-Unwetter zu vereinen. Ich habe die Vorgeschichte „Aus Mangel an Beweisen“ nicht gelesen, was nicht unbedingt ein Nachteil ist, weil man trotzdem erfährt, warum Richter Rusty Sabich und Staatsanwalt Tommy Molto eine gewisse Hass-Liebe verbindet. Allerdings zieht sich eben diese Vorgeschichte wie ein roter Faden durch das Buch und man…

Alles ist eine Frage der Wollensstärke
Zum Lachen / 17. Dezember 2010

Sie sind zurück – die Schafe von Glenkill und mit ihnen eine weiterer unheimlicher Mord, der nur mit einer Menge „Wollenstärke“ gelöst werden kann. Nachdem George der Schäfer lt. Testament verfügt hat, dass die Schafe die Welt sehen sollen, hat sich Rebecca (die Tochter des Schäfers und seine Nachfolgerin) mit der Herde nach Frankreich aufgemacht. Hier finden sie auf einem Chateau ein Winterquartier. Bald schon stellt sich heraus, dass der angrenzende Wald ein Untier beherbergt – einen Loup Garou, zu deutsch Werwolf. Und es dauert auch nicht lange, bis das erste Opfer zu beklagen ist. Miss Maple, Mopple the Whale, Sir Richard, Cloud und der Rest der witzigen Schafherde leisten wieder allerschwerste Detektivarbeit, bei der ihnen diesmal auch Ziegen tatkräftig unter die Hufe greifen. Der zweite Roman von Leonie Swann schließt nahtlos an den ersten an, hat wiederum jede Menge Witz, Charme und Schafsweisheiten zu bieten und ist ein echter Lesespaß. Ich warte schon mit Freude auf einen weiteren Band, den es hoffentlich geben wird.