Ein Plädoyer für einen humanen Tod
Biografien / 28. Dezember 2016

Terry Pratchett, seines Zeichens Erfinder der Scheibenwelt und der unzähligen daraus resultierende Romane, hat schon in seinem ersten Buch dem Tod eine wichtige Bedeutung beigemessen. Er ist nicht einfach nur der Sensenmann, sondern voller Gefühle und manchmal auch Zweifel. Und zugegeben: in den Scheibenwelt-Romanen ist der Tod, der gerne in GROSSBUCHSTABEN spricht, auch noch ausgesprochen unterhaltsam. Im März 2015 hat der Tod den Autor selbst geholt, nachdem er an einer heimtückischen, frühzeitigen, aggressiven Form von Alzheimer erkrankt war. Es ist anzunehmen, dass der Autor still und heimlich mit dem Gevatter einen Deal vereinbart hat, der in etwas so gelautet haben dürfte: „Du brauchst mich nicht zu holen, es genügt, wenn du die Tür einfach nur aufmachst und das Licht im Gang brennen lässt. Ich komme von alleine.“ Denn genau darum geht es in dem letzten Büchlein, das Terry Pratchett veröffentlicht hat. Es handelt sich dabei eigentlich um eine Rede, die er halten sollte und die er zum Anlass nahm, um über den Tod und der Chance auf Sterbehilfe sprach. Und tatsächlich haben seine Worte, die im Jahr 2010 von BBC aufgezeichnet wurden auch Wirkung gezeigt. In England entbrannte eine neue Diskussion darüber, ob und in welcher Form Sterbehilfe möglich sein…

Das entscheidende Charakteristium eines lebenden Organismus ist sein Streben, „danach“ fortzubestehen.
Biografien / 25. Juli 2016

Paul Kalanithi ist auf dem besten Weg ein angesehener Neurochirurg zu werden. Schon jetzt als Assistenzarzt hat er sich einen Namen gemacht. Keine 40 Jahre alt erhält er eines Tages eine niederschmetternde Diagnose: Krebs, der bereits streut. Was er tagtäglich also seinen Patienten sagt, erlebt er plötzlich von der anderen Seite. Im ersten Anlauf schafft er es, den Krebs in der Lunge soweit einzudämmen, dass eine Lebensdauer von 10 Jahren realistisch erscheint. Doch die Hoffnung währt nicht lange und der nächste Schatten wird auf dem CT sichtbar. Die Geschichte von Paul ist wahr. Und das Buch, das aus seiner Feder stammt, ist einerseits ein selbstverfasster Nachruf, andererseits ein Tagebuch und manchmal eine Reflexion seiner selbst auf das kurze Leben, das er hatte. Die letzten Seiten musste seine Frau fertig schreiben, weil Paul die Lebenserwartung von 10 Jahren um 8 Jahre unterschritt. Er starb zwei Jahre nach der Diagnose. Es macht wütend, das Buch zu lesen. Und traurig. Die Gefühle sind durchwachsen, aber sie sind von einer Intensität, wie man sie nur selten beim Lesen eines Buches erleben darf. So sinnlos, das kurze Leben, die Diagnose, der schnelle Tod, denkt man sich und liest im selben Moment Zitate von Dichtern und Philosophen, die…

Bis dass der Tod uns scheidet?
Gelesen / 19. Februar 2014

Als Martins Großmutter stirbt, ist er 7 Jahre alt. Am Sterbebett seiner Oma sitzend begegnet er einer mysteriösen Person in Schwarz, nicht unsympathisch, keineswegs grässlich anzusehen und anstatt einer Sense trägt der Besucher ein Schmetterlingsnetz in der Hand. Ja, der Tod ist gar nichts so schrecklich, wie alle behaupten, denn seine Aufgabe besteht darin, die Seelen der Verstorbenen, die sich als Schmetterlinge manifestieren, einzufangen. Natürlich hat der 7jährige Martin so seine Schwierigkeiten mit seinem neuen Freund, vor allem dann, als er erfährt, dass einer seiner Klassenkameraden in Kürze sterben wird… So entwickelt sich mit den Jahren eine gar seltsame Freundschaft zwischen Martin und dem Tod, die nicht selten im Streit endet, vor allem dann, wenn es darum geht, dass wieder einmal jemand sterben muss. Ja, Martin versucht sogar, dem Tod ins Handwerk zu pfuschen. Nach einigen Jahren – Martin ist mittlerweile erwachsen – tritt der Tod mit einer seltsamen Bitte an Martin heran: er soll sein Nachfolger werden! Stefan Niedlichs Buch ist einerseits herzlich, dann auch wieder trist, einerseits lustig, dann auch wieder schicksalhaft. Es erinnert mich ein wenig an die Bücher von Marc Levy mit einer etwas größeren Portion cooler Sprüche. Im Grunde ein recht gelungenes Debüt-Buch. Der Tod…

Die Ewigkeit ist eine immerwährende Wohltat …
Zum Lachen / 23. Dezember 2010

… diese Erkenntnis hat Molly Marx, die kürzlich verstorben ist, erst am Ende des Buches. Bis es jedoch so weit ist, muss sie herumgeisternder Weise herausfinden, was genau sie in diese „Lage“ gebracht hat. Und so begleiten wir als Leser ihre Reisen zu den Hinterbliebenen, erfahren nach und nach mehr von Molly Marx, als sie noch unter den Lebenden weilte, lachen mit ihr, trauern mit ihr, ärgern uns mit ihr und freuen uns mit ihr – kurzum: Wir er“leben“ eine Geschichte, der es an nichts mangelt. Dieses Buch werden jene mögen, die David Safiers „Mieses Karma“ geliebt haben. Es ist warmherzig, kurzweilig, gut geschrieben und wenn man das Buch fertig gelesen hat, ruft es jenes Gefühl hervor, das nur wirklich gute Bücher erzeugen können: „Schade, dass es schon zu Ende ist“ Ich, Molly Marx, kürzlich verstorben von Sally Koslow, ISBN: 978-3423247252