Ein Plädoyer für einen humanen Tod
Biografien / 28. Dezember 2016

Terry Pratchett, seines Zeichens Erfinder der Scheibenwelt und der unzähligen daraus resultierende Romane, hat schon in seinem ersten Buch dem Tod eine wichtige Bedeutung beigemessen. Er ist nicht einfach nur der Sensenmann, sondern voller Gefühle und manchmal auch Zweifel. Und zugegeben: in den Scheibenwelt-Romanen ist der Tod, der gerne in GROSSBUCHSTABEN spricht, auch noch ausgesprochen unterhaltsam. Im März 2015 hat der Tod den Autor selbst geholt, nachdem er an einer heimtückischen, frühzeitigen, aggressiven Form von Alzheimer erkrankt war. Es ist anzunehmen, dass der Autor still und heimlich mit dem Gevatter einen Deal vereinbart hat, der in etwas so gelautet haben dürfte: „Du brauchst mich nicht zu holen, es genügt, wenn du die Tür einfach nur aufmachst und das Licht im Gang brennen lässt. Ich komme von alleine.“ Denn genau darum geht es in dem letzten Büchlein, das Terry Pratchett veröffentlicht hat. Es handelt sich dabei eigentlich um eine Rede, die er halten sollte und die er zum Anlass nahm, um über den Tod und der Chance auf Sterbehilfe sprach. Und tatsächlich haben seine Worte, die im Jahr 2010 von BBC aufgezeichnet wurden auch Wirkung gezeigt. In England entbrannte eine neue Diskussion darüber, ob und in welcher Form Sterbehilfe möglich sein…

Wenn einer eine Reise tut
Zum Zeitvertreib / 18. Dezember 2016

Das hätte sich Nora Weilheim nicht träumen lassen. Anstatt den Tod ihres Vaters still betrauern zu können, schickt dieser sie posthum auf eine Reise – mit seiner Urne. Nora soll in das Land zurückkehren, aus dem ihr Vater stammt – Österreich – und sich dort auf eine Wanderung begeben, die einer Schnitzeljagd gleicht. Die sei der einzige Weg, durch den sie ihr gar nicht so kleines Erbe antreten könne. Als Wegbegleiter wird ihr ein spießiger Anwaltsanwärter aus der Alpenrepublik zur Seite gestellt. Und so begeben sich Nora und Bernhard auf eine Reise, die für beide so gänzlich anders endet als erwartet. René Freund, ein österreichische Autor, der mir bislang unbekannt war, schafft es mich auf wunderbare Weise zu fesseln und zu faszinieren. Sein Buch ist voller Witz und Dramatik, voller Liebe und Spannung und erwartet den Leser mit einer Überraschung. Ein großartiges Buch! Niemand weiß, wie spät es ist von René Freund, ISBN: 978-3-552-06326-6

In welchem Glauben findet man Halt?
Zum Nachdenken / 15. Dezember 2016

Rudolf Taschner ist eigentlich Mathematiker. Umso erstaunlicher, dass er sich mit einem Thema beschäftigt, dass so gar nicht mit Formeln belegbar ist – dem Glauben. In seinem Werk nimmt er uns mit auf eine Gedankenreise zu den möglichen Standpunkten des Glaubens: Ist es die Geschichte, an die man glaubt? Oder die Kunst? Ist es die Natur oder die Kirche? Ist es der Genuss oder das Ich? Der Autor zwingt einem dabei keineswegs ein Endergebnis seiner Gedanken auf, sondern lässt vielmehr Raum für die eigenen Gedanken und die Frage: Ja, woran glaubst du eigentlich? Was gibt dir Halt in schweren Zeiten? Was macht dir Mut? Rudolf Taschner führt den Leser unterhaltsam, wertfrei und mit offenem Geist durch die Vielfalt an Glaubensrichtungen, die es einem Menschen ermöglichen, seinem Leben einen Anker zu geben. Ein paar interessante Sätze aus dem Buch: „Man fühlt sich frei, wenn man weder inneren Druck noch inneren Widerstand spürt.“ „Es scheint schwer zu fallen, das Leise zu ertragen, weil es den Horizont der eigenen Existenz allzu intensiv erweitert, die Belanglosigkeit fühlen lässt.“ „Das Gewissen ist das Wissen um das Gute.“ „Der Forschergeist des Menschen will vom Staunen zum Wissen gelangen, von der Ahnung zur Klarheit.“ „Die Geschichte ist mächtig….

Wenn wir nichts tun, tun unser Gehirn oft das Entscheidende.
Zum Studieren / 6. Dezember 2016

In unserer Zeit zu leben ist auf vielen Gründen nicht mehr ganz einfach. Da ist zum einen die politische Veränderung. Auf der anderen Seite ist es aber auch dieser Zwang, das Leben mit allen Mitteln und bestmöglich, wenn nicht gar gewinnbringend zu meistern. Scheitern ist keine Option mehr und einfach in den Tag hineinleben schon gar nicht. Steve Ayan befasst sich mit dem Thema Denken, bzw. Denkzwang und erläutert die Wege, die dorthin führen, aber auch von dort wieder hinaus. So definiert er fünf Säulen der Selbstvergessenheit, die dem Menschen helfen, wieder mehr er selbst zu sein, bzw. mehr auf das zu vertrauen, was aus dem Innersten kommt. Serendipität, Embodiment, Intuition, Default-Modus, Epiphanie – was die Wörter im Detail zu bedeuten haben, lässt sich im vorliegenden Buch nachlesen. ************** Ein paar schöne Sätze aus dem Buch: „Emotional intelligent zu sein, bedeutet keineswegs immer gut drauf zu sein, sondern Mut zum Unmut zu haben.“ „Es gibt nicht den einen Sinn des Lebens. Es gibt viele.“ „Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten.“ „Niemand kann aus seiner Haut, aber jeder kann es sich darin ein wenig bequemer machen.“ ************** Locker lassen von Steve Ayan, ISBN…

Wirtschaftswachstum – ein suizidales Programm
Zum Nachdenken / 5. Dezember 2016

Im Jahr 1968 wurde der Club Of Rome gegründet. Er ist der Zusammenschluss von Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit zu sorgen. Schon 1972, als der erste Report mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ herauskam, sorgte der Club of Rome für Aufsehen. Jetzt – fast 45 Jahre – später rüttelt ein neues Buch an den Grundfesten des derzeitigen Systems der freien Marktwirtschaft. Dabei geht es in keiner Weise um Polemik, sondern um fundierte Zahlen, die belegen: das marktradikale Denken hat nicht zum erhofften Wohlstand aller geführt, sondern nur einigen Wenigen Geld in die Tasche gespült. So ist es beispielsweise erwiesen, dass die Löhne zurückgehen. Hinzu kommt, dass wir vor einem veritablen Klimakollaps stehen. Selbst wenn wir sofort damit aufhören würden CO2 in die Athmosphäre zu pusten, würde sich die Erde dennoch um 2 Grad erwärmen. Egal, werden manche sagen, doch die Auswirkungen sind derart dramatisch, dass man daran nicht mehr vorbeischauen kann. Auch das ist Thema des vorliegenden Buches mit dem Titel „Ein Prozent sind genug“. Hauptargument der Experten ist demnach, dass wir dringend aufhören sollten unseren Erfolg am Wirtschaftswachstum zu messen. Besagtes Wachstum – gemessen am BIP…

Und führe uns nicht in Versuchung …
Zum Nägel kauen / 4. Dezember 2016

Der Papst ist tot und die Augen der Ganzen Welt sind auf den Vatikan gerichtet. Dort sollen 117 Kardinäle einen neuen Hirten der katholischen Kirche bestimmen. Kurz vor Beginn der Konklave taucht ein weiterer Kardinal auf, von dem niemand bislang etwas wusste. Es ist der Kardinal von Bagdad. Das Konklave beginnt und gleich nach der ersten Abstimmung kristallisieren sich die Favoriten heraus. Doch nach und nach tauchen Informationen auf, die die Wahl immer wieder neu beeinflussen, bis schließlich im 8. Wahlgang eine Überraschung ansteht. Der neue Papst wird den Namen Innozenz tragen … Robert Harris ist ein Meister der Spannung und schafft es in den unterschiedlichsten Themenbereichen ein Meisterwerk abzuliefern. Immer wieder lesenswert. Konklave, von Robert Harris, ISBN 978-3-45327072-5