Stell dir vor, du weißt, was in einem Jahr passieren wird …
Zum Nägel kauen / 2. Mai 2022

Adhi Chaudry ist Student und fasziniert von der Quantentheorie. Seine Vision: einen Computer zu bauen, der den Blick in die Zukunft ermöglicht. Ben Boyce, sein Studienkollege und Freund ist begeistert von dieser Idee und gemeinsam gründen sie ein Start-up. Als es ihnen schließlich gelingt, einen Quantencomputer zu entwickeln, der es möglich macht, exakt ein Jahr in die Zukunft zu schauen, stehen ihnen bei den Investoren Tür und Tor offen. Doch nicht nur am Kapitalmarkt hat man ein Auge auf das Duo geworfen, auch der amerikanische Kongress will mehr darüber wissen und sieht in der neuen Technologie eher den Weltuntergang als Fortschritt. Und tatsächlich scheinen sich mit jedem Blick in die Zukunft, den die beiden Jungunternehmer werfen, die Parameter zu verändern … Der Autor hat für dieses Gedankenexperiment einen sehr eigenwilligen Schreibstil gewählt. Die gesamte Story wird anhand von E-Mails, Handynachrichten und dem Kongress-Protokoll erzählt. Es gibt keinen „Erzähler“ im klassischen Sinne, sondern nur die Gespräche, die protokolliert sind, was den Zugang zu den Geschehnissen zum einen interessant macht, zum anderen aber vielleicht auch da und dort den Spannungsbogen vermissen lässt. Darüber hinaus hat der Autor geradezu prophetische Fähigkeiten bewiesen: bei einem Blick in die Zukunft stellt sich nämlich heraus, dass…

Eine Klima-Allianz als Rettung für die Menschheit?
Zum Nägel kauen / 1. Februar 2021

Wir befinden uns im Jahr 2100, wo eine Gruppe Gelehrter sich zu einem gemeinsamen Meeting trifft. Das Thema: eine Retrospektive über die Geschehnisse, die im Jahr 2025 zu einer Klimaallianz und letztlich zur Rettung des Planeten führte. Blick zurück in die Anfänge des 21. Jahrhunderts, also in die Jetztzeit: Die ersten Klimauswüchse machen sich bemerkbar. Der Permafrost in Sibirien schmilzt dahin, ein Hurrikan verwüstet New Orleans, Waldbrände dominieren die Schlagzeilen. In dieser Zeit beschließen China, Russland und die USA fortan als eine Klima-Allianz aufzutreten, die von nicht wenigen als Klima-Dikatur verstanden wird. Das Ziel: der sofortige Stopp der Regenwaldrodungen, das massive Reduzieren von Fleischverzehr, das Forcieren von grüner Energie. Die Unruhen sind vorprogrammiert und natürlich sehen viele Industrien im wahrsten Sinne ihre Felle davonschwimmen. Da ist es nur naheliegend, dass ein elitärer Kreis versucht, dieser neuen grünen Diktatur einen Riegel vorzuschieben. Dirk Rossmann, der Autor, ist Unternehmer und führt in Deutschland, Tschechien und Ungarn eine Drogeriemarktkette. Im Epilog beschreibt er eine Szene, die real sein dürfte: eine Kartenrunde,  bei der auch Gerhard Schröder, damals noch Kanzler Deutschlands dabei war. Und er skizziert vage seine Idee von einem radikalen Umbruch, der ihm damals gekommen ist. Diese Idee hat er im vorliegenden…

Folge deinem „Ting“
Zum Nägel kauen / 25. November 2019

Linus, Niu, Adam und Kasper – vier unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Motivationen gründen ein Start-up. Ihr Produkt: ein Lebensnavigator – eine Art künstliche KI, die einem sagt, was man tun (oder lassen) soll. Von der Empfehlung, die Freundin zu verlassen, bis zum Ratschlag mehr Sport zu betreiben, beginnt das „Ting“ – so der Name des Programms – das Leben der Vier aufzumischen. Doch, was, wenn man sich den Ratschlägen widersetzt? Was, wenn einem eine unheilbare Krankheit offenbart wird? Und was, wenn das „Ting“ sich generell weigert zu einem zu sprechen? Das junge Team sieht sich unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt und jeder muss auf seine Weise beginnen, sein Leben zu ordnen. Das „Ting“ von Debüt-Autor Artuh Dziuk besticht durch einen sehr spannenden Plot, einer Mischung aus möglicher Zukunftsmusik und den daraus resultierenden Konflikten mit allzu Menschlichem: den Gefühlen. Spannend von der ersten bis zu letzten Seite zu lesen – durchaus vergleichbar mit Dave Eggers „The Circle“ Das Ting, von Artur Dziuk ISBN: 978-3-423-23006-3

Was die Menschheit verändert hat: Die Sprache, die Schrift, der Buchdruck und jetzt die Vernetzung
Zum Nachdenken , Zum Studieren / 19. Februar 2019

Stellen Sie sich eine Schwarz-Weiß-Aufnahme vor und daneben ein Farbbild. Dann stellen Sie sich ein Bild in der Größe 9 x 13 cm vor und dasselbe Bild in A4. Und dann stellen Sie sich das Bild auf Fotopapier vor und – mit zig Megapixeln auf dem Monitor. Mit jeder Entwicklungsstufe wurde das Bild brillanter, schärfer, detailreicher. So passiert es gerade mit unserer Gesellschaft. Sie wird so genau vermessen und vernetzt, dass ein immer schärferes Bild entsteht. Wir sprechen von der granularen Gesellschaft. Das Gute daran: eigentlich kommt wesentlich stärker die Individualität jedes Einzelnen zum Vorschein. Der Nachteil: das Individuum ist durchschaut und somit lenkbar und das auf so subtile Art, dass wir von dieser Beeinflussung gar nichts mitbekommen. Der Autor Christoph Kucklick beschreibt in seinem Buch die – wie er es nennt – 4. Katastrophe der Menschheit, mit der die Menschen dazu gezwungen sind, sich radikal anzupassen, wenn sie mitwachsen wollen. Das begann bei der Sprache, die jene, die ihrer mächtig waren, dazu befähigte Dinge zu vereinbaren, zu besprechen und somit neue Erkenntnisse zu erzielen. Das passierte mit der Schrift, durch die es plötzlich möglich war, einander auf Distanz Mitteilungen zukommen zu lassen. Das macht auf sehr revolutionäre Art auch der…

Bildungsunterricht der besonderen Art
Zum Nachdenken / 9. November 2018

Schon mit seinem Buch „Homo Deus“ konnte Yuval Harari ein breites Publikum begeistern, nicht zuletzt deshalb, weil er es schafft Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem verständlichen Bild zusammenzusetzen. In seinem neuen Buch fühlt man sich in einen Hörsaal versetzt, wo vorne weg ein Professor seinen Vortrag hält. Dies gelingt ihm auf derart spannende Weise, dass seine „Schüler“ – wir Leser – im gebannt an den Lippen hängen, um mehr zu erfahren von diesem Mann, der ganz offenbar über wirklich viele Dinge nachdenkt: Desillusionierung Der Mensch lebte immer nach Erzählungen, die ihm sagten, wo er hingehört – im Guten wie im Schlechten. Faschismus, Kommunismus, Liberalismus sind solche Geschichten, die Halt gaben. Die ersten beiden Geschichten sind kollosal gescheitert, und die dritte – der Liberalismus – ist gerade im Begriff sich aufzulösen. So suchen jetzt alle nach einer neuen Geschichte, an der wir unser Leben ausrichten können. Diese aktuelle Orientierungslosigkeit erzeugt Spannungen, die in alle Bereiche des Lebens hineinwirken. Arbeit Zwei Leistungen konnte der Mensch immer verkaufen: physische und kognitive Arbeit. Die körperliche Arbeit wurde mehr und mehr durch Maschinen ersetzt und jetzt droht das auch mit der kognitiven Arbeit. Was kann der Mensch dann noch anbieten? Die potenziellen Vorteile einer…

„Beam me up Scotty“
Zum Nägel kauen , Zum Zeitvertreib / 14. August 2018

Joel Byram und seine Frau Sylvia planen einen Kurzurlaub in Costa Rica, um ihre schon etwas angeschlagene Ehe wieder in Gang zu bringen. Doch auf dem Weg dorthin geht etwas schief. Der „Transport“ von Joel hat aus irgendeinem Grund nicht funktioniert. Als kurze Zeit später auch noch sein „Kom“ ausfällt ist klar, dass es da wohl was Gröberes hat … Wer jetzt die Stirn runzelt und nur die Hälfte verstanden hat, dem sei gesagt: wir befinden uns im Jahr 2147 und der Transport ist nichts anderes als das weltberühmte „Beam me up Scotty“ aus dem Raumschiff Enterprise. Menschen reisen nicht mehr mit dem Flugzeug, sie lassen sich transportieren. Dazu gehen sie ganz einfach in eines der vielen Transport Center, betreten einen Raum und sind Sekunden später am anderen Ende der Welt. Der „Kom“, das ist eine Kommunikationform, die sich direkt im Kopf abspielt, weil dort ein Chip implantiert ist. Es ist das neue Google/Whatsapp/Facebook/Skype-Modul, wenn man so will. Man kann einfach alles über die Gedanken übertragen: Nachrichten, Bilder, Messages. Zurück also zu Joel, der aus dem Transportraum heraustritt, um festzustellen, dass er immer noch am Ursprungsort ist: Die Panne, die da passierte ist weitaus dramatischer, als es anfangs aussieht, denn…

„Der Fortschritt tritt gerne in der Maske der Alternativlosigkeit auf …“

Den Pessimisten unter uns ist klar, dass die Welt vor die Hunde geht. Beginnend bei der Ausbeutung unseres Planeten bis hin zu Digitalisierung, die uns als Menschen ohnehin obsolet macht. Optimisten bejubeln die Innovation, das Disruptive an der Veränderung, das endlich alle Grenzen sprengt und uns frei macht. Und die Denker? Die versuchen diese beiden Komponenten gegenüberzustellen und einen möglichst realitätsnahen Konsens zu erkennen. Richard David Precht gehört zu diesen Denkern und er ist in dem, was er tut brilliant! Weder überzogen, noch überzeugt stellt er zwei mögliche Szenarien gegenüber – die Dystopie auf der einen Seite und eine humane Utopie mit positivem Ausgang auf der anderen. Er vergleicht beide Szenarien mit Erfahrungswerten aus der Vergangenheit, versucht die Brücke in eine mögliche Zukunft im Jahr 2040 zu schlagen, ohne sich seiner Sache 100 % sicher zu sein. Es sind mögliche Wege, die er vorschlägt, um einem Untergang aller menschlichen Werte und Errungenschaften entgegenzuwirken. Es ist wie immer die goldene Mitte, die eine digitalisierte Welt auf der einen und ein immer noch gültiges und erfülltes Leben auf der anderen Seite ermöglicht. Aber: und hier ist sich der Autor, wie viele andere ziemlich sicher, wir haben nicht mehr viel Zeit um die…

Wenn die Wissenschaft die Existenz Gottes widerlegt …
Zum Nägel kauen / 7. Oktober 2017

Als Robert Langdon von einem seiner ehemaligen Schüler, dem Computergenie Edmond Kirsch, eine mysteriöse Einladung ins Guggenheim Museum nach Bilbo erhält, ahnt er nicht, dass er einmal mehr mit dem Glauben konfrontiert wird. Doch diesmal geht es der Religion an sich an den Kragen, denn Edmond Kirsch behauptet, auf die elementaren Fragen der Menschheit „Woher komme ich“ und „Wohin gehe ich“ Antworten gefunden zu haben, die sämtliche Glaubensgemeinschaften der Welt endgültig ins  Reich der Märchen und Fantasien schicken würde. Die Präsentation wird zum Schauplatz eines Attentats und der berühmte Symbolforscher aus Harvard findet sich bald in ein Komplott wieder, in dem das spanische Königshaus ebenso verwickelt ist, wie Würdenträger dreier Weltreligionen und eine mysteriöse katholische Sekte, die enorme Macht zu besitzen scheint. Angeleitet von Winston, einer von Edmond Kirsch geschaffenen künstlichen Intelligenz, irrt Robert Langdon durch die dunkle Nacht von Bilbao bis nach Barcelona in die berühmte Sagrada Famiglia. In seiner Begleitung die schöne Ambra Vidal, ihres Zeichens Kuratorin des Guggenheim Museums und Verlobte des spanischen Kronprinzen. Wer die Bücher von Dan Brown kennt, weiß, dass es immer um historische Gebäude geht, um mystische Geschichten und jede Menge Symbole. Man kann getrost neben dem Lesen der Lektüre Wikipedia aufsuchen und wird vieles bestätigt finden….

Das Ende einer Großmacht
Zum Nägel kauen / 11. September 2017

Dies ist die Geschichte der Familie Chestnut, wie sie sich in einer möglichen Zukunft ab dem Jahr 2075 zugetragen haben könnte. Die Geschichte des zweiten amerikanischen Bürgerkriegs, der aufgrund von Klimaveränderungen seinen Lauf nahm, der das Land erneut entzweite und zu einem unbedeutenden Flecken Erde machte. Es ist die Geschichte von Sarat Chestnut, die mit ihrer Schwester und ihrem Bruder in einem Flüchtlingslager aufwächst, die einen feigen Angriff überlebt und fortan als Rebellin ihren Dienst für die Sache tut. Es ist aber auch die Geschichte einer Person, die letztendlich das ganze Land beinahe ausrottet, in dem sie eine Krankheit freisetzt – ausgerechnet am Wiedervereinigungstag, also am Ende eines langen Krieges. Der Autor Omar EL Akkad, wanderte von Ägypten nach Amerika aus und beschreibt im Grund das, was derzeit im nahen Osten passiert, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Es ist Amerika, das sich zerfleischt, es sind die Flüchtlinge von dort, die überall mit Verachtung gestraft werden. Es ist der nahe Osten, der in seinem Roman aus seiner Asche steigt,  zu einem geeinten Reich zusammenfindet und großes Interesse daran hat, dass Amerika nicht wieder auf die Beine kommt. Es ist eine Zukunft, wie sie durchaus möglich erscheint: das Klima, das die Landkarte der Welt nachhaltig…

Who want’s to live forever?
Zum Nägel kauen / 22. Januar 2017

Ben Kari arbeitet in einem Unternehmern, das sogenannte „Ewige“ verifiziert. Ewige – das sind Replikate von verstorbenen Menschen, die echt wirken, im richtigen Leben agieren und kommunizieren und mit anderen Menschen zusammenleben. Dass es „nur“ Replikate sind erkennt man daran, dass sie nichts essen oder trinken und dass man sie nicht berühren kann. Auch in der Kommunikation gibt es Einschränkungen: Ewige sprechen nicht über den Tod bzw. den Umstand, wie sie im echten Leben zu Tode kamen. Und: man kann sie – Vampiren gleich – weder im Spiegel noch auf Videoaufzeichnungen sehen. Dennoch leben die Menschen in dieser fiktiven Zukunft mit sogenannte Lebenstrackern, die ihr Dasein detailgenau aufzeichnen, sodass der Ewige, der eines Tages ihren realen Platz einnimmt, möglichst authentisch ist. Was die wenigsten wissen: man kann die Programmierung der Ewigen modifizieren. So wurde dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten – JFK – ein bisschen etwas vom Charakter Jimmy Carters hinzugefügt. Ja, die Menschen wählen sogar Ewigen zu ihren Anführern, sie scheinen die besseren Menschen zu sein. Eines Tages erhält Ben Kari einen heiklen Auftrag. Marlene Dietrich – die Ewige – ist verschwunden. Und es steht der Verdacht im Raum, dass sie Selbstmord begangen hat. Eine Tatsache, die bei Ewigen, die ja…