Nettes Mitbringsel, aber nur mittelmäßig unterhaltsam
Zum Zeitvertreib / 14. Mai 2011

Dieses (Reiz-)Wörterbuch ist primär ein Sammelsurium zufällig aufgelesener Begriffe. Manche von diesen sind es tatsächlich wert, dass man sie hinterfragt, einfach weil sie schon so lange im Wortschatz verankert sind, und keiner mehr den Ursprung kennt. So kann man sich fragen, warum es heißt „Mir schwant etwas“ oder warum jemand „um keinen Deut besser“ ist. Auch „bezirzen“, „ausbaldowern“ oder „Techtelmechtel“ werden hinterfragt. Dann jedoch sind wieder so Wörter dabei wie „Werwolf, „Fronleichnam“ oder „Blockflöte“ und da muss man sich natürlich fragen: unter welchen Kritieren wurden hier eigentlich das Portfolio zusammengestellt? Auch sind manche Erklärungen einfach nur loses Dahergeplänkel des Autors – ein richtiges Aha-Erlebnis fehlt. Trotzdem sind ein paar recht nette Erklärungen dabei und aufgrund der Aufmachung (das Cover!) halte ich es auch für ein nettes Mitbringsel. Heringers Reizwörterbuch von Hans Jürgen Heringer, ISBN: 978-3-411710065

Absolut trashige Wiedergeburt
Entbehrlich / 14. Mai 2011

Der erste Absatz de Buches klingt ja noch recht lustig: „Sie glauben an Wiedergeburt? Das tat ich bislang auch. Aber ich habe meinen Glauben verloren. Ich habe meinen Glauben an das System verloren. Irgendetwas ist schiefgelaufen bei meiner Reinkarnation …“ Nun: der Ich-Erzähler entpuppt sich als Seele, die in einem T-Shirt wiedergeboren wird und fortan das Leben der Menschen eben von einer anderen Perspektive erlebt. Doch nach 51 Seiten habe ich das Buch verärgert beiseite gelegt. Was war passiert? Nun es mag klar sein, dass man sich als T-Shirt nicht unbedingt auf der höchsten Daseinsstufe befindet, aber muss es deswegen gleich dermaßen in den Keller gehen? Nach wochenlangem Rumliegen in einer Textilschütte, wie T.Shirt von einem Typen gekauft und erlebt auch schon bald was sein neuer Besitzer so treibt. T.Shirt verfolgt die Sexszenen mit der neuen Freundin aus dem Schrank heraus (gähn) wird von der Freundin als Pyjama benutzt (Männertraum) und schließlich von seinem Besitzer in einer Plastiktüte mitsamt den Körpergerüchen der Frau konsveriert! (geht’s noch tiefer?) Bei nächstbester einsamer Gelegenheit holt ihn sein Besitzer schießlich wieder aus dem Schrank um … mit T.Shirts konserviertem Frauengeruch zu onanieren (für Männer vermutlich irrsinnig witzig). Ach ja, und dann kommt noch ein…

Gefährlich werden Prophezeiungen erst, wenn man ihnen glaubt.
Zum Nägel kauen / 9. Mai 2011

Mavie Heller könnte sich zu den glücklichsten Menschen zählen. Soeben hat sie eine Jobzusage im einem berühmten, aber genauso geheimnisumwobenen Klimaforschungsinstitut bekommen. Doch die Freude währt nur kurz, denn als sie eines Abends eines heimlichen Blick auf das undurchschaubare, aber ebenso geniale Programm „Prometheus“ wirft, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass es eine Prophezeiung für die Welt im kommenden Halbjahr auswirft, die mehr als alarmierend ist. Sintflutartige Regenfälle im Norden, extreme Dürre im Süden – die Folge: 800 Millionen Tote! Mit ihrem naiven Versuch sich diese Informationen von ihrem Vorgesetzten erklären zu lassen, bringt sie einen Stein ins Rollen, bei es in kürzester Zeit in ihrem direkten Umfeld um Leben und Tod geht. Das schlimmste dabei ist die Frage: was, wenn Prometheus sich irrt? Das Buch von Sven Böttcher ist ein sehr gelungener Klima-Thriller, der mit allerlei Überraschungen aufwartet. Da die Geschichte in der nahen Zukunft spielt, ist es auch durchaus vorstellbar, dass die technischen Gegebenheiten exakt so sind, wie beschrieben – und dass die Wissenschaftler tatsächlich über bizarr anmutende Ideen nachdenken, wie z.B. einen Vulkan zu sprengen, der durch die Aschewolke die südliche Hemisphäre abkühlt. Der Vergleich mit Frank Schätzings „Der Schwarm“ ist etwas unrund, dazu ist das Buch…

Was, wenn du der Todesengel bist?
Zum Zeitvertreib / 6. Mai 2011

Im Sommer 1944 wird die Stadt Newark im Nordosten Amerikas von einer Polioepidemie heimgesucht. Während ein großer Teil der Bevölkerung seine Kinder in Sommercamps am Land vor der Kinderlähmung zu schützen versucht, hat Bucky Cantor ein junger Sportlehrer, die Aufsicht über den Sportplatz und versucht dort, den Kindern einen geregelten und unbeschwerten Sommer zu ermöglichen. Doch der Ring der Krankheitsfälle zieht sich immer enger zusammen und bald schon gibt es die ersten schweren Erkrankungen in der Sportgruppe von Mr. Cantor. Zu diesem Zeitpunkt – im Jahr 1944 – herrscht also Krieg an zwei Fronten. Während die Soldaten in Europa und im Pazifik gerade die alles entscheidende Schlacht führen, kämpfen die Einwohner der Stadt gegen einen unsichtbaren Feind, von dem sie nicht einmal wissen, wie er zu besiegen ist. Die ersten Todesfälle folgen, Kinder mit 14 Jahren sterben innerhalb von 48 Stunden. Bucky’s Freundin Marcia kann ihn schließlich dazu überreden, zu ihr in ein Sommercamp zu kommen und dort die Aufsicht über eine Schwimmgruppe zu übernehmen. Doch kaum ist Mr. Cantor im Camp angelangt, treten dort die ersten Poliofälle auf … ist er womöglich der Bote des Todes? Philip Roth hat eine sehr spannende und tragische Geschichte geschrieben. Nicht nur, dass…

In dieser Welt garantiert der Anstand nicht den Erfolg
Zum Nachdenken / 4. Mai 2011

… Bereits im Prolog des Buches macht der Autor unmissverständlich klar – wer sich in diesem Buch Gerechtigkeit erhofft, wird enttäuscht werden. Denn – so Rudolf Taschner – Gerechtigkeit ist eine vom Menschen geschaffene Vorstellung des Zusammenlebens, der Verteilung. Die Natur selbst hat keine zielgerichteten Willen, ergo kümmert sie sich wenig um so ein schwer zu beschreibendes Gefühl wie Gerechtigkeit. „Die Natur ist nicht gerecht. Sie ist aber auch nicht ungerecht. Das wäre sie nur, wenn sie ungerechte Unterschiede schaffen WOLLTE.“ In 8 Kapiteln beleuchtet der Autor auf erfreulich einfache und allgemein verständliche Weise die Zusammenhänge von Gerechtigkeit und zeigt unter anderem auf, wie sehr sich dieser Begriff auch in den Jahrhunderten gewandelt hat. Gerechtigkeit unter den Geschlechtern, in den Generationen, im Geschäft, im Gesetz, im Gewissen … in alle diesen Verbindungen wird klar, was im Titel steht – Gerechtigkeit siegt – aber nur im Film. Das Buch wird jenen gefallen, die sich gerne mit Gesellschaftsfragen (und das ist eine!) auseinandersetzen. Es ist gut lesbar und bedarf weder großartiger Vorkenntnisse noch eines Mathematik-Studiums (auch wenn der Autor als brillianter Mathematiker berühmt ist). Dank der relativ kurzen „Geschichten“ innerhalb der einzelnen Kapitel ist es zudem sehr kurzweilig, regt zum Nachdenken an…

Eine „Frau“, die Verantwortung trägt
Buchzubehör / 30. April 2011

Die Lese-Lotte® hat einen wichtigen Job zu erledigen. Nicht nur, dass sie für den Schutz der Bücher zuständig ist, sie sorgt auch noch dafür, dass das Lesen um einen wesentlichen Aspekt bequemer wird. Die Lese-Lotte® ist aus Stoff und besteht aus zwei Teilen. Der obere Teil ist der Schutzumschlag für das wertvolle Gut, der untere Teil (der mit einem Klettband mit dem Schutzumschlag verbunden ist) ist ein Polster, der sich ganz seinem Untergrund anpasst. Liegt die Lese-Lotte am Tisch, stützt sie das Buch, liegt sie auf den Schenkeln, bringt sie das Buch näher heran – kurzum: mit der Lese-Lotte® kann man das lesen in allen möglichen Positionen genießen. (Bild stammt von www. leselotte.de) www.leselotte.de

Ein britischer Diener
Buchzubehör / 30. April 2011

Zwar wird dieses Produkt nicht unmittelbar in Zusammenhang mit Büchern vorgeschlagen, wenn man jedoch – so wie ich – gerne liest und nebenbei mitschreibt und vielleicht auch noch eine Tasse Kaffee (oder den abgebildeten Whiskey) genießen möchte – dann ist dieses Knietablet genau das richtige! Abgesehen davon: es ist herrlich konservativ mit kariertem Stoff und rotlackiertem Holz. (Bild stammt von der Website des British-Shop) www.the-british-shop.de

Aus der Sinnfindung wächst die Selbstachtung
Zum Studieren / 22. April 2011

Elisabeth Lukas‘ Reihe „Heilkunst und Lebenskunst in der Logotherapie“ beschäftigt sich mit vielen Aspekten des Lebens und wie sie in schwierigen Situationen durch logotherapeutische Unterstützung zu bewältigen sind. Im vorliegenden Buch spricht Frau Lukas das Thema Sucht an und meint damit jedoch weit mehr als nur die Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Die Sucht nach Anerkennung (deren Ausbleiben in die Depression führt) wird ebenso besprochen, wie die Sehn“sucht“ nach dem Tod (Selbstmord). Und gerade, weil die Autorin das Thema so breit streut, ist dieses Buch ein Allrounder für alle Lebensfragen. Das Buch beginnt zunächst mit der Erläuterung jener Risikofaktoren, die einen Menschen in eine Art Sucht treiben können. Gleichzeitig erklärt die Autorin aber auch, dass es vielmehr gilt die „schützenden Faktoren“ zu finden, also jene Faktoren, die einen Menschen davor bewahren, in eine Abhängigkeit zu fallen. Ihr Credo: „Es geht darum das Gute zu festigen und nicht das Schlechte zu bekämpfen.“ Viktor Frankl selbst hat in der Frage, welch geistig-seelischen Elemente den Menschen vor Krankheit bewahren gesagt:“In der Hinwendung zu einer faszinierenden Sache, einem selbstgesteckten Ziel, einem Werk oder einem geliebten Menschen wird das eigene Dasein als sinnvoll und das Leben lebenswert erlebt. Das Glücklichsein stellt sich dann eher in Form einer…

Hier sind sogar die Insekten katholisch …
Zum Zeitvertreib / 22. April 2011

… das empfindet zumindest Estelle, eine der fünf Dienstagsfrauen, die sich allesamt auf dem Weg nach Lourdes gemacht haben. Pilgern auf den Spuren des verstorbenen Arne, dem Ehemann von Judith – das ist ihr Urlaubsplan für dieses Jahr. Und weil sich keiner der fünf unter dem Begriff „hunderte Kilometer zu Fuß gehen“ etwas vorstellen konnte, machen sie sich völlig unvorbereitet und mit allerlei Unwichtigem ausgestattet auf den Weg. Eva, Mutter von 5 Kindern und irgendwann in ihrem früheren Leben mal Ärztin, Caroline, erfolgreiche Anwältin mit einer Überportion an Scharfsinn, Judith, trauernde Witwe, leicht esoterisch angehaucht und Besitzerin von Arnes Tagebuch, das als Reisevorlage dient, Estelle, reicher als reich und dementsprechend überfordert und Kiwi, Designerin und auf der Flucht vor der Liebe ihres Lebens. Bald schon stellt sich heraus, dass die Wegbeschreibungen in Arnes Tagebuch überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben und es dauert auch nicht lange, bis klar wird, dass Arne ganze Textpassagen aus dem Internet abgeschrieben hat. Stellt sich nur noch die Frage, nach dem Warum? – die Antwort darauf verspricht die Gruppe der Dienstagsfrauen regelrecht zu sprengen … Monika Peetz‘ Roman ist ein durch und durch liebenswertes und lesenswertes Buch. Nicht nur, dass sie einen unglaublichen…

Keine schlechte Idee, aber schlechte Umsetzung
Entbehrlich / 20. April 2011

In Main geht ein Meteorit nieder und verleitet eine junge Amerikanerin und ihre Freundin dazu, die Einschlagstelle ausfindig und den extraterrestrischen Fund zu Geld zu machen. Auf der anderen Seite der Weltkugel entdeckt man einen Krater, in dem sich Gestein mit radioaktiver Strahlung befindet, was sich finstere Organisationen zunutze machen und das Material verkaufen. Bald schon ist klar, dass der Himmelskörper in Amerika aufgeschlagen ist, die Erde durchdrungen hat und auf der anderen Seite wieder ausgetreten ist … und dass es sich hierbei unmöglich um einen Meteoriten handeln kann. Als jedoch offenbar wird, dass der Einschlag möglicherweise ein gezielter Angriff war und die „Waffe“ stärker als alles bislang bekannte, beginnt eine Jagd gegen einen unbekannten Feind – und gegen die Zeit, denn: der Ursprung des Angriffs kam vom Mars … Die Geschichte hört sich ja grundsätzlich nicht so schlecht an, leider gelingt es dem Autor jedoch nicht wirklich die Grundidee spannend rüberzubringen. Vielmehr ist es eine triviale Hetzjagd, bei der einer für ihr Alter viel zu schlauen Amerikanerin ebenso auf den Pelz gerückt wird, wie einem Wissenschaftler. Und während es die ganze Zeit nur um diese Jagd nach dem Beweis für diese „Waffe aus dem All“ geht, wird so gut…