Flache Geschichte, zweidimensionale Figuren, konstruiert
Entbehrlich / 22. Januar 2012

Ungeklärte Todesfälle in den Bergen Tirols bewegen einen wegen einer Krankheit frühpensionierten Polizisten, einen Anwalt und zwei Bergsteigerfreunde dazu eigene Recherchen anzustellen. Der Teufel wohnt im Gebirge … Eine Spielregel von mir besagt, dass mich ein Buch innerhalb von 100 Seiten soweit in den Bann ziehen muss, dass ich bereit bin es zu Ende zu lesen. Das ist eine sehr großzügige Regel, denn 100 Seiten können verdammt lang sein, wenn in ihnen so ziemlich alle Fehler der Schriftstellerei begangen werden. Das wären zunächst die Protagonisten, die über die Zweidimensionalität nicht hinauskommen, dann wären da die Versuche mittels Rückblenden einen Spannungsbogen zu erzeugen, was leider immer nur eine Notlösung ist, wenn die Rückblende selbst nur periphär etwas mit der Sache zu tun hat und schließlich wäre da noch der Schreibstil an sich, der an der Wortwahl – und deren Wiederholungen erkennen lässt, ob ein Autor sein Handwerk versteht oder nicht. Leider muss ich sagen, dass mich das Buch schon nach 30 Seiten geärgert hat, ich bis zu besagter Seite 100 gelesen habe, nur um es endlich schließen zu dürfen. Es gibt wahrhaft spannende Bergbücher – zwar nicht unbedingt Krimis – aber doch von einer Intensität, die einem das Gefühl gibt im…

Arthur Conan Doyles würdiger Erbe schlägt zu
E-Book / 21. Januar 2012

Man sieht ihn förmlich vor den – den akribischen Berichterstatter Dr. Watson an seinem Schreibtisch, wie er einmal mehr einen Fall des wohl berühmtesten Detektiven der Welt schildert. Diesmal ist es eine dunkle Geschichte, die erst „jetzt“ – nach dem Tod von Sherlock Holmes veröffentlicht wird. Und so nimmt uns Dr. Watson gekonnt mit in die Baker Street und in jenen Fall, der sich von einem vermeintlichen Übeltäter aus Amerika rasch in eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes in den höchsten Kreisen der Londoner Gesellschaft entwickelt. Der Verdacht ist dabei so ungeheuerlich, dass jene, denen Holmes auf der Spur ist, nicht davor zurückschrecken, dem Meisterdetektiv eine Falle zu stellen – Holmes wird wegen Mordes an einem jungen Mädchen angeklagt! Doch natürlich kommt es wie es kommen muss: selbst aus dieser verzwickten Lage gibt es ein Entrinnen, der Fall wird – mit vielen Überraschungen – aufgelöst und das perfide Spiel, bei dem die Opfer Kinder sind, letztendlich zerschlagen. Anthony Horowitz ist mit dem vorliegen Krimi ein absolutes Meisterwerk gelungen. Nicht nur, dass er eine wohlfeile Sprache an den Tag legt, es gelingt ihm auch von der ersten Seite weg einen Spannungsbogen aufzubauen. Wüßten wir es nicht besser, könnte man meinen Sir Arthur Conan…

Grisham Thriller mit überraschenden Wendungen
Zum Nägel kauen / 15. Januar 2012

Vor 4 Jahren inszenierte er seinen Tod, doch bald ist klar, dass mit Paul Lanigan auch 90 Millionen Dollar verschwunden sind. Jetzt endlich konnte man ihn in einem Dorf im tiefsten Brasilien ausfindig machen und verhaften. In die Staaten zurückgebracht verständigt Lanigan seinen ehemaligen Freund Sandy Mc Dermott, der ebenfalls Anwalt ist, und bittet ihn, die Verteidigung zu übernehmen. Nach und nach entpuppt sich der vorgetäuschte Tod als Notlösung, um die 90 Millionen Dollar nicht zu klauen, sondern sicherzustellen. Denn das Geld ist alles andere als sauber … Der vorliegende Roman von Grisham zeigt einmal mehr das Ausnahmetalent des Autors, sehr komplexe und verstrickte Handlungen so zu schreiben, dass man nie den Faden verliert. In diesem Fall sind es zahlreiche Rückblenden, die mehr und mehr klar machen, dass Paul Lanigan eben nicht jener Bösewicht ist, für den ihn alle halten. Spannende Lektüre! Der Partner von John Grisham, ISBN: 978-3-453-15165-9

Kein richtiger Gerichtsthriller, sondern mehr Politkrimi
Zum Nachdenken / 15. Januar 2012

Die Anwälte Wes und Mary Grace Payton gewinnen einen Prozess gegen einen Chemiekonzern. Plötzlich steht die Summe von 41 Millionen Dollar im Raum. Für die Paytons vielleicht das Ende einer langen Durststrecke – all ihr Besitz steckt in diesem Prozess, ihre Schulden belaufen sich mittlerweile auf 400.000 Dollar. Im Grunde gilt es jetzt die Berufung durchzufechten. Womit weder die Paytons noch ihre Mandanten rechnen: eine korrupte Institution, deren Macht bis in die höchste Ebene der Politik reicht, ist dabei den Berufungsrichter gegen einen ihrer Leute auszutauschen. Und so erleben die vermeintlichen Sieger die Niederlage ihres Lebens. John Grisham schreibt in diesem Fall nur periphär über einen Prozess, sondern blickt viel mehr hinter die Kulissen der Maschinerie. Wo Berufungsrichter gewählt werden können, kann man auch manipulieren. Und wie das gemacht wird, schildert der Autor auf eindrucksvolle Art und Weise. Wie immer sind eine Menge Emotionen im Spiel, weil man als Leser natürlich sieht, was da auf die ahnungslose Klägerpartei zukommt. Das Ende des Romans ist jedoch ein wenig „lieblos“ geschrieben. Auf den letzten Seiten passieren eine Menge Dinge, die aufzeigen, dass zuallerletzt vielleicht doch die Gerechtigkeit siegt. Die Betonung liegt auf „vielleicht“ und: für diese Kurve, die der Autor da kriegen…

Zeigarnikeffekt
Wissen aus dem Brockhaus / 7. Januar 2012

aus Brockhaus 21. Ausgabe, Bd. 30 WETZ-ZZ, Seite 482, rechte Spalte // von der russ. Psychologin Bluma Wulfowna Zeigarnik (1900-1988). 1927 beschriebenes Phänomen, dass Aufgaben, die nicht beendet worden waren, besser im Gedächtnis blieben als erledigte; wird erklärt mit einer im Fall unerledigter Aufgaben länger bestehen bleibenden Spannung der Aufmerksamkeit. //

Schreibst du schon oder stotterst du noch?
E-Book , Zum Studieren / 4. Januar 2012

Glaubt man dem Autor, so werden von den großen Verlagen stets nur die ersten vier Seiten eines Manuskripts gelesen. Gelingt es einem in diesen paar Zeilen nicht, den Lektor zu überzeugen, landet man unweigerlich auf dem Stapel mit dem großen „P“ für Papierkorb. Aus den Fehlern anderer zu lernen ist eine sehr effiziente Möglichkeit seine eigenen Fehler schonungslos aufzudecken – oder aufgedeckt zu bekommen. So hat der der Autor zahlreiche Seiten verschiedenster Manuskripte auf Lager in dem veranschaulicht wird, • dass Rückblenden den Leser herausreißen • dass es ohne Konflikte keine Spannung gibt • das Adjektive und Adverben den Text verwässern • dass die Beschreibung des Hintergrunds nicht die Geschichte ist, die den Leser interessiert usw. Darüber hinaus gibt es am Ende des Buches ein Lexikon mit Fachbegriffen aus der Schreibstube wie z.b. Protagonist/Antagonist, Cliffhanger, Flashback, Drehbuch, Braiden, Hook, Infodump, u.v.m. Damit man aus dem ganzen auch wirklich was lernt, lädt der Autor zusätzlich ein, Übungen zu machen. Mal gilt es den eigenen Text (sofern man einen besitzt) nach bestimmten Kriterien zu durchsuchen und umzuschreiben, mal lautet die Aufgabe einen Manuskript-Text zu verbessern, dann wieder beschäftigt man sich eingehend mit den Figuren und schreibt deren Lebensläufe als Übung. Das Buch…

Das sind dem Autor wohl die kreativen Ideen ausgegangen …
Entbehrlich / 4. Januar 2012

Eine typische Familie: die Mutter gefrustet, weil sie ihr Leben für einen Mann und zwei Kinder aufgegeben hat, der Vater ein Workaholic, der fremd geht, die Tochter immer auf Kriegsfuß mit der Familie, der Sohn intelligent, aber sozial unterbelichtet. Ein Fluch trifft sie just in dem Moment, wo sie in einer Monsterkostümierung zu einer Lesung von Stephenie Meyer gehen – als Frankenstein, Vampir, Mumie und Werwolf – und fortan schreiten sie tatsächlich als Monster durch wie Welt, auf der Jagd nach einem Rückverwandlungszauber … Mein erster Gedanke bei dem Buch war – mein Gott, was mit mit David Safier passiert? Nach „Mieses Karma“, „Jesus liebt mich“ und „Plötzlich Shakespeare“ ist das eine durchaus berechtigte Frage, wenn das hier vorliegende vierte Buch dermaßen schwach ist. Nicht nur, dass die Figuren über die Zweidimensionalität nie hinauskommen, es werden auch alle möglichen Schubladen geöffnet, um adäquate Gegenspieler auf den Plan zu werfen: Imothep der Hohepriester aus den Mumienfilmen und Dracula, der Konzernchef von Google ist (!) und den Atomkrieg anzetteln will! Ich hätte dieses Buch mit Sicherheit nicht zu Ende gelesen, wenn dies mein erstes des Autors gewesen wäre. Und gäbe es nicht ganz kurze Lichtblicke, wie zum Beispiel die großartigen Dialoge der…

Es muss nicht geschminkt werden, es wirkt auch so.
Biografien / 1. Januar 2012

Erni Mangolds Leben ist voller Anekdoten und zahlreiche sind in dem Buch nachzulesen. Von Begegnungen mit bekannten Schauspielgrößen bis hin zu Begegnungen mit der „Obrigkeit“, der sie nicht gerade viel Respekt zollt. Sei es die Zeit der Nazis, die sie an sich vorbeiziehen sieht ohne größeren Schaden zu erleiden, oder die Zeit in den vielen Theatern in Wien bzw. Hamburg wo sie sich permanent gegen die Männer wehren muss, die – so scheint es – keinen Skrupel davor hatten, eine Frau in Bett zu kriegen, freiwillig oder unfreiwillig. Interessant ist der Umstand ihres Namens „Mangold“ – der nichts anderes ist als eine Umkehrungs ihres richtigen Namens Goldmann. Die Begründung dafür: es gab zu ihrer Zeit zu viele Nachnamen die auf -mann endeten! Was mich an dem Buch gestört hat, ist die Struktur, die zwangsläufig zu Wiederholungen führt. So liest man mehrmals über das unfreiwillige Leben als „Sexerl“ und die Abwehrversuche, ebenso über Begegnungen mit dem Intendanten Gustav Gründgens. Dafür bleiben manch andere Begegnungen eher knapp gehalten, wo man sich als Leser vielleicht mehr Information gewünscht hätte. An manchen Stellen im Buch habe ich eine detailiertere persönliche Meinung zum Weltgeschehen (auch wenn sich der Begriff „grauslich“ mehrfach wiederholt) und die Entstehung…