„… dieweil nichts davon komponieret war, folglich ich nichts davon herzuzeigen vermocht hätte …“
Zum Lachen / 23. Oktober 2011

Mozart haucht am Totenbett sein Leben aus, um kurze Zeit später in einer anderen Welt zu erwachen. Überrascht stellt er fest, dass in dieser Welt die Fuhrwerke ohne Pferde fahren, die Leibschüssel mit einem genialen Spülkonstrukt ergänzt wurde und auch die Frauen – obwohl frivol gekleidet – mitnichten käuflich sind. Ohne Identität und ohne Hab und Gut streunt Wolfgang durch ein Wien, das er nur noch ansatzweise erkennt und lernt schließlich einen Straßengeiger kennen, der ihm ein Dach über dem Kopf anbietet. Einzig sein Talent für Musik ist ihm geblieben und es dauert auch nicht lange, das spricht sich herum, dass im Heim für Obdachlose ein Könner am Klavier sitzt und im Jazzclub seit neuestem klassische Töne miteinfließen. Auch die Liebe spielt – wie schon in Mozarts früherem Leben – eine große Rolle, ist sie doch die Mutter aller Leidenschaften aus denen Musik entsteht. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Mozart unsterblich verliebt und seiner Angebeteten eines Nachts seine wahre Identität gesteht … Eva Baronksy ist mit ihrem Roman etwas sehr Unterhaltsamens gelungen: Sie lässt einen Virtuosen seiner Zeit in die unsere wandern und im Hier und Jetzt genauso sprechen, wie 200 Jahre zuvor. Da…

Was Erol Flynn, Cher und Tony Curtis gemeinsam haben …
Zum Zeitvertreib / 22. Oktober 2011

… sie alle müssen als Decknamen für Serienkiller herhalten, die sich in regelmäßigen Abständen zum Clubabend treffen, um sich die neuesten „G’schichtln“ zu erzählen. Der Erzähler des Buches stößt zu dem Club, weil er selbst als Opfer eine Serienkillers sich zur Wehr setzte und den Mörder tötete. Beim Durchsuchen der Taschen entdeckt er dessen wahre Identität und die Verbindung zum Club. Er beschließt kurzerhand sich als Killer auszugeben und dem Club beizutreten. Bald schon muss er jedoch selbst das „Handwerk“ erlernen, denn nach und nach wird sein Identität bekannt, und weil er selbst den Club auf keinen Fall verlassen will, werden die vermeintlichen Aufdecker kurzerhand zur Strecke gebracht. Als ihm schließlich auch noch das FBI um seine Hilfe bittet, hat „Douglas Fairbanks jr.“ alle Hände voll zu tun. Der vorliegende Roman ist eine gelungene Mischung aus Krimi und Komödie, garniert mit einer gehörigen Menge schwarzen Humor und Skurilität. Es ist ein typisches Buch, das man einfach liest, seinen Spaß daran hat und danach weglegt, ohne dass es Spuren hinterlässt. Aber es gelingt dem Buch durchaus, den Leser für Stunden zu unterhalten. Wer schwarze Komödien mag, wird seine Freude haben. Der Club der Serienkiller von Jeff Povey, ISBN: 978-3-453-43459-2

Default Title
Für die Seele / 16. Oktober 2011

Ein Buch von Elisabeth Lukas zu lesen ist in jeder Hinsicht ein erbaulicher Vorgang. Sei es, weil man etwas über die Logotherapie lernt oder weil man für sich selbst soviel Gutes entdecken kann. Auch diesmal zeigt die Autorin in ihrem Buch die verschiedenen Lebenssituationen auf, die mitunter zu psychischen Problemen führen und die mittels Logotherapie einen positiven Ausgang finden. Dabei ist das Buch kein Ratgeber im klassischen Sinn, nach dem Motto: „Tu dieses oder jenes“. Es ist auch kein Erfahrungsbuch im klassischen Sinn. Es sit vielmehr von allem etwas: Da werden Lebenssituationen von Patienten ebenso herangezogen, wie Ratschläge erteilt, dem ganze übergeordnet ist es jedoch ein Blick auf die Logotherapie, die erahnen lässt, welches Potenzial da dahinter steckt. Wie alle Bücher von Elisabeht Lukas kann ich auch hier nur meine beste Empfehlung abgeben! Zitate: „Nicht das Empfangene sollte über uns bestimmen, sondern das zu Gebende soll uns leiten.“ „Wie oft sind es erste die Ruinen, die den Blick freigeben in den Himmel.“ „Wer für nichts da ist, für den ist nichts da.“ „Das Freisein der Räder bedeutet nicht zwingend, dass sie sich in die richtige Richtung bewegen.“ „Im Sinnvakuum erlischt die Freude.“ „Wo alle Worte zuwenig wären, da ist jedes…

Seltsamer Humor, den man mögen muss
Gelesen / 16. Oktober 2011

Ignazius Reilly ist schrullig. Äußerlich nicht gerade anmutig anzusehen, besitzt er die Gabe, sich sprachlich sehr wohlfeil auszudrücken. Doch nützt das nicht viel, wenn man in seinem Innersten einfach nur ein Tachinierer und Hypochonder ist, ein Taugenichts auf hohem Niveau also. So fristet er sein dasein primär als Sohn einer genervten Mutter, die sich nichts sehnlicher wünscht, als dass ihr „Kind“ doch endlich einen Job finden möge. Doch Ignazius sieht sich wohl zu höherem berufen als sich mit dem Proletariat herumzuschlagen … Zu Beginn fand ich den Protagonisten noch recht unerhaltsam in seiner Art sich ständig eine Ausrede darüber einfallen zu lassen, warum er unmöglich einen stinknormalen Job annehmen kann. Doch in der Mitte des Buches angelangt, begann mich die Sache einfach zu langweilen – zum xten Mal zu hören, dass ein Magenventil rebelliert … nun, ich fand das irgendwann einfach nicht mehr lustig. Jedoch soll das jetzt nicht überschatten, dass der Schreibstil des Buches an sich durchwegs sehr lesbar ist, und ich kann mir auch vorstellen, dass viele Menschen ihre Freude damit haben können – sofern einem eben das Thema auf knapp 450 Seiten gefällt. Die Verschwörung der Idioten von John Kennedy Toole, ISBN: 978-3-608-93900-2

Wenn du einschläfst, ist alles, was du heute erlebt hast, nie passiert.
Zum Nägel kauen / 11. September 2011

Christine Wheeler wacht jeden Morgen auf, und weiß nicht, in welchem Leben sie sich befindet. Es kann nicht das ihre sein, soviel ist sicher. Sie kennt den Mann nicht, der neben ihr liegt, sie kennt nicht einmal das Spiegelbild der Frau, die aussieht wie eine 46jährige. Sie selbst ist doch erst 27! Jeden Tag muss sich sich von ihrem Mann Ben aufs Neue ihr Leben erklären lassen: Sie leidet an einer sehr starken Amnesie, die die Folge eines Autounfalls war. Seit diesem Zwischenfall kann sie sich nur an Dinge erinnern, die sehr lange zurückliegen, nicht aber an das, was am Vortag geschah. Doch da ist noch mehr. Christine bekommt jeden Tag einen Anruf von einem Arzt, der sich als ihr Therapeut ausgibt und ihr sagt, dass sie im Schrank ein Tagebuch versteckt hält. Ein Tagebuch, in dem sie seit gut 14 Tagen täglich aufschreibt, was ihr wiederfährt, bzw. was von ihrem alten Leben als Bruchstücke in die Erinnerung zurückkehren. Und es dauert auch nicht lange, da offenbart sich das ganze Ausmaß der Katastrophe, die Christine seit gut 20 Jahren in einer Schleife gefangen hält. S.J. Watsons Roman ist ein erstklassiger Thriller, der sehr atmosphärisch wirkt. Man spürt fömlich die Hilslosigkeit…

Vom Geheimnis des Gelingens
Zum Nachdenken / 11. September 2011

Gerald Hüthers Vorwort hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Er fasst in ihm das zusammen, was in der Folge im Buch detailierter ausgeführt wird und gerade diese Quintessenz ist es, die irgendetwas in mir zu schwingen brachte. Sätze wie „Die zwei größten Wunder unseres Daseins sind die Entdeckerfreude und die Gestaltungslust“oder „Wonach wir suchen sollten ist nicht das Geheimnis des Erfolges sondern das Geheimnis des Gelingens“ lassen einen nur zustimmend nicken. In der Folge beschreibt der Autor dann aus dem Gesichtspunkt der Gehirnforschung vermischt mit Erkenntnissen der Soziologie was eigentlich gemeint ist, wenn wir „Wir“ sagen und was in der Folge natürlich mit dem „Ich“ gemeint ist. Woher wissen wir, wo „ich“ aufhört? Der nächste große Punkt behandelt dann das Thema „Was wir sind“ gefolgt von „Wie sind wir so geworden, wie wir sind“ bis hin zu „Was haben wir uns alles eingeredet“, „Was haben wir aus uns gemacht“ und schließlich das Grande Finale mit „Was könnte aus uns werden“. Wer sich konkrete Ratschläge für seine persönliche Veränderung erhofft, wird enttäuscht sein, denn hier ist man wahrlich gefordert aufgrund des Gelesenen in sich selbst hineinzuhören und sich zu fragen: „Und wie ist das bei dir?“ Wer den Blick ins…

So viele Erklärungen für unser Verhalten hält kein Mensch aus
Zum Zeitvertreib / 11. September 2011

Manche Effekte sind uns vertraut, bei anderen wiederum kann man nur staunen. Oder wussten Sie, dass die Tatsache, dass das Wetter immer dann schlecht wird, wenn man Urlaub hat dem „Gore-Effekt“ zuzuschreiben ist? Die Ansammlung an „Ausreden“, warum etwas so und nicht anders ist, ist erstaunlich, mitunter lehrreich und manchmal erheiternd. Jedoch: das Buch ist keines, das man von vorne bis hinten durchliest, weil man soviele Erklärungen für unser Verhalten gar nicht aushält. Würde man dies einem Effekt zuschreiben, müsste dieser wohl „Belehrungs-Trotz-Effekt“ heißen, denn – erinnern wir uns: Je öfter wir von unseren Eltern zu hören bekamen, warum dieses oder jenes sich eben so oder anders verhält, desto trotziger wünschten wir uns, dass das Gegenteil der Fall wäre. Nun: ganz so schlimm ist es mit dem Buch natürlich nicht – als Nachttischlektüre leistet es gute Dienste, weil jeder der über 100 Effekte in wenigen Seiten erklärt ist. Und vielleicht kann man auf der einen oder anderen Party auch einmal mit diesem „Wissen“ auftrumpfen. Ich denke, also spinn ich von Jochen Mai und Daniel Rettig, ISBN: 978-3-423-24873-0

Stalins Erbe
Allgemein , Zum Nägel kauen / 27. August 2011

Dr. Fluke Kelso ist Historiker und Spezialist für russische Geschichte. Auf einem Symposium in Moskau begegnet er einem Mann, der behauptet, dass er wisse, wo Stalins geheimes Notizbuch versteckt sei. Jenes Relikt, nachdem seit dem Tod des charismatischen Anführers der Russen sowohl seine Anhänger als auch seine Gegner verzweifelt gesucht hatten, da angenommen wurde, dass es brisante und mitunter bedeutsame Geheimnisse enthielt. Kurz nachdem der Unbekannte sich bei Kelso aussprach wird er auch schon tot aufgefunden, damit ist klar, dass das Interesse an dem Notizbuch auch Jahrzehnte nach Stalin besteht. Der Historiker  begibt sich also auf die Suche, findet die Tochter des Unbekannten und hebt letztendlich dank ihrer Hilfe den vielversprechenden Nachlass von Stalin. Doch was die beiden da schließlich in Händen halten ist alles andere, als das, was sie erwartet hatten. Robert Harris ist bekannt dafür, dass er Geschichte mit Fiktion vermischt und daraus eine neue durchaus realistische Geschichte zu schaffen vermag. Auch in dem vorliegenden sehr spannenden Thriller  gelingt ihm dies hervorragend und man stellt sich als Leser schon die Frage: „Was, wenn dies tatsächlich so passiert wäre?“ Das Buch werden jene besonders lieben, die diese typischen dunklen Beschreibungen eines desolaten und durch und durch korrupten Russland mögen…

Ein höchst spannendes Plädoyer gegen die Todesstrafe
Zum Nägel kauen / 27. August 2011

Reverend Keith Schroeder bekommt eines Tages Besuch von einem vor Schmerz gebeugten Mann, der ihm auf recht unverblümte Art beichtet, dass er vor 9 Jahren ein Mädchen in Texas vergewaltigt und getötet hat. Für diesen Mord sitzt ein Schwarzer in der Todeszelle und soll in vier Tagen hingerichtet werden. Der Referend sieht sich vor einem unlösbaren Problem: zum einen sitzt ein Mörder vor ihm, der ihn an seine Schweigepflicht als Priester erinnert, zum anderen wird in wenigen Tagen ein Unschuldiger für das Verbrechen hingerichtet werden. Keith kann den Unbekannten schließlich dazu überreden mit ihm nach Texas zu gehen und ein Geständnis abzulegen. Bei Nacht und Nebel fahren sie bis nach Slone, jenem Ort, wo angesichts der bevorstehenden Tötung eines Schwarzen bereits der Aufstand geprobt wird. Es kommt wie es kommen muss: das Geständnis wird aufgezeichnet, dem Berufungsrichter vorgelegt und für unglaubwürdig erklärt. Selbst als der Mörder vor laufende Kameras tritt und seine Tat gesteht, kann dies nicht die Tötungsmaschinerie aufhalten, die bereits in vollem Gange ist … John Grisham neuer Justizthriller ist Emotion und Spannung auf höchster Ebene. Während sich die einen nichts sehnlicher wünschen, als dass endlich die Todesspritze angesetzt wird, kämpfen die anderen verzweifelt um jede noch verbleibende…

Unglaublich bedeutungsloses Buch
Entbehrlich / 15. August 2011

Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was Philipp Pullman am Klappentext meinte als er von einem „Genuss – kraftvoll und eindringlich“ sprach. Auch die Frage „Könnte diese Geschichte dein Leben retten?“ kann man als Leser getrost mit Nein beantworten. Worum geht es in dem Buch? Meg ist eine mehr oder weniger erfolgreiche Schriftstellerin, die sich zu Beginn mit Rezensionen und Work-Shops über Wasser hält, bis eines ihrer Romane als Filmvorlage dienen soll und somit der Geldregen ins Haus steht. Liiert ist sie mit einem totalen Versager, der in keiner Sekunde in diesem Buch sympathisch rüber kommt – kein Wunder, dass Meg ihn also beizeiten verlassen wird. Dann ist das noch eine unerfüllte Liebe zu einem 20 Jahre älteren Mann, eine Freundin, die mit ihrer Affäre zu tun hat, der verrückte Bruder ihres mittlerweile Ex-Freundes, der von seltsamen Neurosen geplagt wird und nicht zuletzt das Buch eines Autors, der eine These über die Unsterblichkeit aufstellt, die wohl keiner so richtig zu verstehen vermag. Kurzum: es geht um alltägliche Langeweilereien, wie etwa das Sockenstricken, das Spazierengehen mit dem Hund und zwischendrin geht es um Romanstrukturen und mehr oder weniger geheimnisvolle Dinge, die aber nie so richtig zu Ende erzählt werden. Highlight…